Von Kaffee-Nerds und Milchschaum-Mongolen

Berlin (dpa) - Sie haben Kaffee im Blut: Zum Kaffee-Campus 2013 in Berlin treffen sich Experten aus aller Welt - und messen dabei auch ihr Können. Für Besucher eröffnet sich dabei eine ungewöhnliche Welt.

Mit schwungvollen Bewegungen gießt Admir Hamidovic Milch in eine Tasse mit Espresso. Der Hamburger fährt mit einem Holzspieß durch das Getränk. Vor den Augen staunender Besucher entsteht mit wenigen Bewegungen ein exotisches Gesicht in dem Schaum. „Der Mongole“ nennt Hamidovic seine Kreation.

Auf der Spezialitätenkaffeemesse „Kaffee Campus 2013“ messen bei Kaffee-Wettbewerben Experten aus ganz Deutschland ihr Können. Hamidovic tritt als Milchschaum-Künstler beim „Latte-Art-Contest“ an. Der Gewinner qualifiziert sich für die Weltmeisterschaft 2014 in Rimini. „Mich fasziniert, wie wenig man braucht, um Gäste glücklich zu machen“, sagt der große Mann mit den dunklen Locken und lächelt.

Neben den Wettbewerben zeigen etwa 60 Aussteller auf der Messe ihre Angebote rund um Spezialitätenkaffee. Von industriellem Kaffee unterscheidet er sich durch ein spezielles Röstverfahren und Sortenreinheit. Zudem ist bei diesem Kaffee die genaue Herkunft bekannt, auch der Preis ist höher.

Das schwarze Getränk ist beliebt hierzulande: 149 Liter Kaffee hat laut Deutschem Kaffee-Verband jeder Deutsche 2012 im Durchschnitt getrunken und damit deutlich mehr Kaffee als Bier konsumiert. Und auch Spezialitätenkaffee werde stetig beliebter, sagt der Vorsitzende der Deutschen Röstergilde, Klaus Langen. Dennoch ist er ein Nischenprodukt: Zehn große Röstereien in Deutschland haben laut Langen etwa 90 Prozent des Marktes in der Hand.

In den 50er und 60er Jahren gab es in Deutschland etwa 5000 Röstereien, danach begann das Sterben der kleinen Betriebe: etwa 20 Jahre später war ihre Zahl auf etwa 150 gesunken. Mittlerweile wollen nach Worten Langens wieder mehr Menschen hochwertigen Kaffee. Heute gebe es etwa 490 kleine Röstereien in Deutschland.

Im Saal riecht es intensiv nach Kaffee. Überall zischen Milchaufschäumer oder rumoren Mahlwerke. Auf der Bühne philosophiert eine Teilnehmerin der Barista-Meisterschaften über Röst- und Brühzeiten, während sie den Jurymitgliedern eine komplizierte Eigenkreation mit Espresso und Süßholz serviert. Mit unbewegten Gesichtern schreiben die Experten auf ihren Klemmbrettern.

Bei dieser Meisterschaft müssen die Kaffeezubereiter unter Zeitdruck Espresso, Cappuccino und eine Eigenkreation brühen. Neben Optik und Geschmack wird auch das Auftreten der Baristas beurteilt. Dem Finalisten winkt ebenfalls die Weltmeisterschaft in Rimini.

Auch Nadja Korff tritt in der Disziplin an und ist kurz vor Beginn des Wettbewerbs schon nervös. Die 29-Jährige aus Münster will die Jury mit einem Getränk mit Brombeeren und einer Art Karamellsoße überzeugen. Bei den Kreationen sei Espresso als Basis Pflicht. „Ansonsten darf außer Alkohol und Drogen alles drin sein“, sagt Korff und lacht.

An einen Sieg denke sie nicht, sagt die junge Frau bescheiden. Sie wolle sich der Herausforderung vor der Jury stellen und Spaß haben. „Ich finde es faszinierend, wonach Kaffee alles schmecken kann.“ Doch obwohl das Getränk ihre Leidenschaft sei, sehe sie sich nicht als „Kaffee-Nerd“, meint Korff fröhlich. Hinter ihr rumoren wieder die Mahlwerke.