Wie der Harz Schottland und Kentucky Konkurrenz macht
Zorge (dpa) - Whisky - wer denkt da nicht an Schottland oder Irland, vielleicht auch an Kentucky oder Tennessee. Was nur wenige wissen: Auch im Harz wird Whisky gebrannt - und das gar nicht schlecht, wie ein weltweit anerkannter Experte meint.
Als Alexander Buchholz die Tür zum Fasslager öffnet, weiten sich seine Nasenflügel. Er holt tief Luft. Sein Blick wird träumerisch und etwas stolz. „Hier reifen unsere Schätze“, sagt der Whisky-Brenner und schwelgt in dem herb-süßlichen Alkoholduft, der aus den Holzfässern in den Raum wabert. „Fünf bis zehn Prozent des Whiskys verdunsten pro Jahr“, sagt Buchholz. Das macht die Luft im Lager schwer.
In Zorge, einem Dorf im Südharz, produziert die Familie Buchholz seit einigen Jahren Whisky. In großen Fässern, die im Keller nebeneinander aufgereiht auf dicken Lärchenholzbohlen ruhen, soll er reifen.
Ganz vorne im Lager ein Hauch von Sherry, dort von Madeira, weiter hinten von Rum. Diesen Geruch atmen die Eichenholzfässer aus. „Die meisten kommen aus Spanien“, sagt Buchholz. „Sie sind teuer, so um die 500 Euro. Manche kosten sogar noch deutlich mehr.“ In den Fässern wurden vorher andere Alkohol-Spezialitäten gelagert, die jetzt jedem Whisky seine besondere Note geben.
„Mindestens drei Jahre, eher vier, muss der Whisky lagern, bevor er getrunken werden kann“, sagt der 28 Jahre alte Junior-Chef der „Hammerschmiede“. „Außer unserem eigenen Quellwasser benutzen wir für die Herstellung nur Gerste aus der Region“, sagt Alexander Buchholz, der jüngst sein Wirtschaftsstudium in Göttingen abgeschlossen hat. Aus den Zutaten wird im holzbefeuerten kupfernen Brennapparat dann „Single Malt“ Whisky.
Liköre fabriziert Vater Karl-Theodor Buchholz, der aus einer Harzer Gastwirtsfamilie stammt, schon seit Jahrzehnten in seiner kleinen Manufaktur. „Mit Whisky haben wir aber erst 2002 begonnen“, sagt der 52-Jährige. „Wir haben lange experimentiert“, erinnert sich der Senior-Chef. Denn die Experten aus den traditionellen Whisky- Regionen behalten ihr Wissen für sich. „Es hat viel Zeit und eine Menge Geld gekostet, bis der erste wirklich gute Tropfen fertig war“. Im vergangenen Jahr wurden in Zorge schon 120 Fässer Whisky gebrannt. Insgesamt liegen mittlerweile rund 400 Fässer mit je 250 Litern auf Lager.
Um den Absatz ihrer mittlerweile rund 60 Whisky-Editionen, von denen einige längst vergriffen sind, müssen Vater und Sohn sich nicht sorgen. „Das Whisky-Brennen kommt in Deutschland zwar immer mehr in Mode“, sagt Alexander Buchholz. „Als wir angefangen haben, gab es einige Brennereien.“ Inzwischen seien es fast 150. „Aber wir können gar nicht so viel herstellen, wie nachgefragt wird.“
„Die Kunden kommen mittlerweile nicht mehr nur aus der Region“, sagt Karl-Theodor Buchholz. Auch Kenner aus dem Ausland bestellen inzwischen Whisky aus dem Harz. Ein Drittel der Produktion verkauft der Familienbetrieb direkt in der „Hammerschmiede“, das zweite über den Handel und den Rest über den eigenen Online-Versand.
Werbung für ihren Harzer Whisky habe die Familie noch nicht gemacht, sagt Alexander Buchholz. Das hat dafür der britische Whisky-Papst Jim Murray getan. Der Experte, der Whiskys aus aller Welt testet, hat die Tropfen aus dem Harz sehr positiv bewertet.