Zähne im Osten schlechter als im Westen
Magdeburg (dpa) - Zahnleiden sind mittlerweile häufiger als Rückenprobleme - zumindest in Ostdeutschland. Im Westen der Republik scheint es um die Zahngesundheit besser bestellt zu sein, wenn man aktuellen Studien Glauben schenken darf.
Gesetzlich versicherte Arbeitnehmer im Osten Deutschlands fehlen wesentlich häufiger wegen Zahnerkrankungen am Arbeitsplatz als ihre Kollegen im Westen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse. In Ländern wie Sachsen-Anhalt, Sachsen oder Thüringen sind Erkrankungen an Zähnen oder am Kiefer demnach mittlerweile sogar häufiger als Rückenleiden, die jedoch wesentlich öfter thematisiert würden. Die Krankenkasse wertete für die Statistik die Daten von bundesweit mehr als 3,5 Millionen ihrer Versicherten aus, die einen Job haben oder nur kurz arbeitslos sind.
In Sachsen-Anhalt blieben dem Bericht zufolge von jeweils tausend versicherten Arbeitnehmern im vergangenen Jahr 67 Frauen und Männer mindestens einmal mit Zahnerkrankungen zu Hause - im Ländervergleich ist das der Spitzenwert. Im bundesweiten Durchschnitt waren es nur 34. Die wenigsten durch Zahnprobleme verursachten Fehlzeiten gab es im Saarland. Hier fehlten von tausend Versicherten 28 mindestens einmal.
Auffällig an den Zahlen: Die fünf ostdeutschen Länder belegen im Bundesvergleich die ersten fünf Ränge der Negativliste. In Brandenburg fehlten 49 von 1000 Versicherten „wegen Zähnen“, in allen anderen Ost-Ländern waren es mehr als 60. Berlin folgt auf Platz sechs und liegt mit 34 Krankgeschriebenen genau im Bundesschnitt, der Rest der Republik darunter. Warum Zahnerkrankungen in Teilen Ostdeutschlands mittlerweile häufiger sind als Rückenprobleme, müsse erst noch ergründet werden, heißt es bei der Techniker Krankenkasse Sachsen-Anhalt in Magdeburg.
Auf teils gravierende Ost-/West-Unterschiede in der Zahngesundheit hatte bereits die 2006 veröffentlichte Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie des Kölner Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) hingewiesen. Die Autoren der im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung erstellten Studie sahen die Gründe in den kritischeren sozialen Verhältnissen im Osten.
Laut dieser Studie gehen Karies & Co allgemein zurück, allerdings konzentriert sich das Krankheitsrisiko auf immer weniger Bevölkerungsgruppen. Vor allem sozial Schwächere und weniger Gebildete wären häufiger von schlechten Zähnen betroffen, weil sie sich weniger um ihre Gesundheit kümmerten. Seit 1997 habe sich der Unterschied zwischen den Schichten sogar noch verschärft, heißt es.