Zeckenstich gut beobachten - Borreliose erkennen
Oberschleißheim (dpa/tmn) - Solange es noch nicht richtig kalt ist, sind Zecken aktiv. Es besteht die Gefahr, dass die Spinnentiere durch einen Stich Krankheiten wie Lyme-Borreliose übertragen. Die Erkrankung ist in der Regel leicht erkennbar und gut behandelbar.
Zeckenstiche sind kein reines Sommerphänomen. Die Spinnentiere sind noch bis etwa November aktiv, dann ziehen sie sich in den Boden zurück, um zu überwintern. Daher sollten sich Waldbesucher auch im Herbst noch gut vor ihnen schützen. Denn sie können Krankheiten übertragen. Meist bleibe das ohne gesundheitliche Folgen oder die Beschwerden seien mild, erläutert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen(IQWiG). Trotzdem ist es sinnvoll, für den seltenen Fall der Fälle Bescheid zu wissen.
Gegen die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gibt es eine Impfung, gegen die Lyme-Borreliose nicht. Letztere kommt häufiger vor als FSME. Wer von einer Zecke erwischt wurde, sollte die Stichstelle sechs Wochen lang beobachten, rät Volker Fingerle vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien in Oberschleißheim. Außerdem sollte der Betroffene bei späteren Beschwerden dem Arzt von dem Stich erzählen.
Das Frühstadium: Eine Infektion mit Borrelien macht sich im frühen Stadium durch eine sich kreisförmig bis oval ausbreitende Rötung um die Einstichstelle herum bemerkbar. „Das dauert mindestens zwei bis drei Tage bis hin zu sechs bis acht Wochen, bis diese Wanderröte auftritt“, erläutert Fingerle. 80 bis 90 Prozent aller Borreliose-Erkrankungen zeigen sich auf diese Weise. „Die meisten Patienten fühlen sich auch nicht krank bei so einer lokalen Infektion“, ergänzt der Mediziner. Leichtes Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sind möglich.
Manchmal entwickelt sich eine Neuro-Borreliose, bei der Nerven oder das Zentralnervensystem betroffen sein können. Bei Kindern äußert sie sich am häufigsten als Hirnhautentzündung (Meningitis), bei Erwachsenen als Bannwarth-Syndrom. „Die Patienten haben typischerweise nachts schreckliche brennende, stechende Schmerzen im Brustbereich, in den Armen oder Beinen“, erklärt Fingerle. „Die Schmerzen können sich im Verlauf auf andere Körperregionen ausbreiten oder auch ganz verlagern, Schmerzmittel helfen kaum.“
Das Spätstadium: In einem späteren Stadium kann eine Lyme-Arthritis auftreten. „Dabei kommt es zu massiven Schwellungen eines oder von wenigen großen Gelenken“, erläutert Fingerle. Vor allem das Kniegelenk, aber auch Sprung-, Hüft- und Schultergelenk können betroffen sein. Da die Schwellungen plötzlich kommen und gehen, ist es umso wichtiger, den behandelnden Arzt auf einen zurückliegenden Zeckenstich hinzuweisen.
Die Therapie: Bei einer Borreliose kommen immer Antibiotika zum Einsatz. Im Frühstadium dauert es dann nur einige Tage bis Wochen, bis sie ausgeheilt ist. „Auch Erkrankungen, die schon lange bestehen, lassen sich so behandeln“, betont Fingerle. „Wenn Sie bei einer immer wiederkehrenden Lyme-Arthritis Antibiotika nehmen, liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie völlig weggeht.“ Allerdings können die Borrelien vor allem bei späten Erkrankungsformen schon unumkehrbare Schäden verursacht haben. So kann es bei der chronischen Neuro-Borreliose zu bleibenden Schmerzen oder Gefühlsstörungen kommen.
Die Prävention: Spaziergänger, Wanderer und Forstarbeiter sollten sich im Wald und auf Wiesen mit festen Schuhen, langärmeligen Oberteilen und langen Hosen vor Zeckenbissen schützen, empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Nach jedem Wald- oder Wiesenbesuch sucht man am besten seinen gesamten Körper nach Zecken ab und entfernt sie umgehend. Je länger die Zecke am Menschen saugen kann, desto größer ist das Risiko, dass sie Borrelien überträgt. Beim Entfernen darf das Spinnentier nicht gequetscht werden, weil die Erreger sonst schneller oder vermehrt übertragen werden können, warnt die BZgA.