Zika-Virus: WHO hält globalen Notstand aufrecht

Berlin/Genf (dpa) - Die Zahl der bekannten Infektionen mit dem Zika-Virus in Deutschland ist auf 146 gestiegen. Zugleich breitet sich der Erreger in immer mehr Ländern aus. Und bei seiner Erforschung tauchen Fragen nach möglichen weiteren Nebenwirkungen auf.

Foto: dpa

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bleibt deshalb vorerst bei dem im Februar ausgerufenen globalen Gesundheitsnotstand, wie sie am Freitag in Genf mitteilte.

99 der nunmehr 146 bekannten Zika-Infektionen in Deutschland seien seit Beginn der Meldepflicht am 1. Mai dieses Jahres registriert worden, teilte das Robert Koch-Institut in Berlin auf Anfrage mit. Die übrigen Fälle stammen aus dem Zeitraum ab Oktober 2015. Die Meldepflicht wurde eingeführt, um die Erkrankung besser überwachen zu können. In fast allen Fällen handelt es sich bei den Erkrankten um Reiserückkehrer aus den Ausbruchsgebieten in Mittel- und Südamerika.

Das Virus wird meistens über bestimmte Stechmücken übertragen, auch Infektionen beim Geschlechtsverkehr sind möglich. Eine Infektion über Mücken in Deutschland ist bislang nicht bekannt.

Der Erreger hat sich binnen Monaten in Mittel- und Südamerika und der Karibik rasant ausgebreitet. Er löst meist keine oder nur milde Symptome wie Fieber aus. Infizieren sich allerdings Schwangere mit dem Virus, können ihre Babys mit zu kleinen Schädeln auf die Welt kommen (Mikrozephalie). Die Kinder sind oft geistig beeinträchtigt.

In den USA wurde zum ersten Mal das Zika-Virus in Moskitos festgestellt. „Dieser Fund ist enttäuschend, aber keine Überraschung“, erklärte Floridas Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucher in einer Mitteilung. Die Insekten, deren Proben nun den Beweis lieferten, waren in Miami Beach gefangen worden.

Nach dem Auftauchen von Zika in Miami war das nun sichere Ergebnis bereits vermutet worden. Kürzlich hatten Behörden des Bundesstaates eine lokale Übertragung und Ausbreitung des Erregers in der Region Miami bestätigt. Es war der erste Fall auf dem US-Festland.

Unterdessen haben Forscher stärkere Belege dafür gefunden, dass das Zika-Virus auch eine Ursache für das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist. GBS ist eine Lähmungskrankheit, die zum Tod führen kann. Die Wissenschaftler analysierten Fälle in Brasilien, Kolumbien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Honduras, Suriname und Venezuela zwischen Anfang 2015 und Frühjahr 2016. Mit Zika sei auch GBS gestiegen, schreiben die Forscher im Fachjournal „The New England Journal of Medicine“. In Venezuela war demnach sogar ein GBS-Anstieg von 877 Prozent zu verzeichnen.

Durch die Aufrechterhaltung des globalen Gesundheitsnotstands sind alle Staaten weiterhin gehalten, gegen die Ausbreitung von Zika vorzugehen und an der weiteren Erforschung des Virus sowie damit verbundener potenzieller Gefahren mitzuwirken. Der im Februar von der WHO erklärte internationale Zika-Notstand könne unter anderem wegen des Auftauchens des Virus in Singapur, Guinea-Bissau und anderen Ländern nicht aufgehoben werden, sagte der Vorsitzende des WHO-Notfallkomitees David Heymann von der London School of Hygiene and Tropical Medicine bei einer Pressekonferenz in Genf.

Zudem gebe es noch zu viele Wissenslücken hinsichtlich möglicher Folgen von Infektionen mit Zika sowie der Übertragungswege. Außerdem sei bislang unklar, ob auch der afrikanische Zika-Strang die Schädelfehlbildungen bei Kindern im Mutterleib verursacht. Bislang sei dies allein für den asiatischen Zika-Strang nachgewiesen.