Zum Fest gibt's was auf die Ohren: Arzt warnt

Bielefeld (dpa) - Früher war es der Walkman, heute ist es der iPod, die Probleme sind aber dieselben. Tragbare Musikabspielgeräte bleiben beliebte Geschenke. Dass es zum Fest statt „stiller Nacht“ gewaltig etwas auf die Ohren gibt, findet Prof. Benedikt Folz gefährlich.

Der Chefarzt der HNO-Klinik des Medizinischen Zentrums für Gesundheit (MZG) im ostwestfälischen Bad Lippspringe hält den lautstarken Konsum von Musik-, Film- oder Videospielen für bedrohlicher als Berufslärm, wie er im dpa-Interview „Drei Fragen, drei Antworten“ erklärt.

Sie warnen vor Freizeitlärm. Was genau ist damit gemeint?

Folz: „Freizeitlärm ist überall. Es fängt beim MP3-Player an und hört bei den Vuvuzelas der Fußball-WM auf. Überall gibt es heute was auf die Ohren: Im Auto läuft die Anlage, zu Hause das Dolby-Surround-System zum Fernseher, und im Kino vibrieren mittlerweile schon die Sitze wegen der Lautstärke. Ich halte den Freizeitlärm mittlerweile für bedrohlicher als Berufslärm. Ein Schlosser etwa schützt sich gut gegen den Lärm, weil man weiß, dass ein dauerhafter Geräuschpegel von über 85 Dezibel schädigend ist. Aber in der Freizeit gibt es kaum Begrenzung. Hier kann es auch weit über 100 Dezibel laut werden, denn der MP3-Player ist ja direkt am Ohr dran.“

Welche Auswirkungen hat das auf die Konsumenten?

Folz: „Gerade die Jugendlichen laufen heutzutage Gefahr, schon früh Hörschäden zu bekommen. Im schlimmsten Fall stöpseln sie sich nämlich schon morgens den MP3-Player ein, setzen sich mittags mit dem Kopfhörer vor den Computer und spielen Ballerspiele, bevor sie abends laut fernsehen und dann in die Diskothek gehen. Damit konsumieren sie länger als acht Stunden gehörschädigenden Lärm. Wer das dauerhaft macht, kann eine Lärm- oder Altersschwerhörigkeit bekommen.“

Trotzdem werden Musikspieler und Ähnliches auch dieses Jahr wieder unter den Weihnachtsbäumen liegen. Was raten sie den Beschenkten?

Folz: „Den Spaß mit iPod oder der neuen Anlage will ich natürlich niemandem verbieten. Aber ich rate dazu, immer mal wieder Pausen zu machen, damit sich das Ohr erholen kann. Man kann auch ruhig mal laut aufdrehen oder in die Diskothek gehen, aber danach sollte man dann das Ohr auch schonen. Ansonsten muss es ja auch nicht immer der extrem laute Kick sein. Manchmal kann man auch einfach mal ein Buch lesen. Der Mix macht es eben.“