Gewalt im Land am Nil: Was Urlauber wissen sollten
Wer eine Reise nach Ägypten gebucht hat, ist verunsichert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Berlin. Könnte ich in meinem Ägypten-Urlaub in eine gewaltsame Auseinandersetzung geraten? Sollte ich meine Nilkreuzfahrt lieber absagen? Sehe ich von dem Geld dann nichts wieder? Viele Anrufe mit solchen Fragen gehen derzeit bei den Reiseveranstaltern ein, die Ägypten im Programm haben. Die Lage in dem nordafrikanischen Land spitzt sich zu. Touristiker und ein Jurist beantworten die drängendsten Fragen:
Von längeren Trips sowie Tagesausflügen nach Kairo und Alexandria rät das Auswärtige Amt in Berlin vor dem Hintergrund der gewaltsamen Zusammenstöße ab. Ein Transitaufenthalt am Hauptstadtflughafen sei aber unbedenklich. „Der Flughafen funktioniert normal und ist gut gesichert“, teilt die Behörde in ihren Reisehinweisen für Ägypten mit.
Reisen in die Urlaubsgebiete am Roten Meer, die Touristenzentren in Oberägypten wie Luxor oder Assuan sowie Nilkreuzfahrten sind laut Auswärtigem Amt nicht gefährlich. Auch die Reiseveranstalter geben Entwarnung für die typischen Ferienorte und für Flusskreuzfahrten. Die Reiseunternehmen informieren sich laufend bei ihren Partnern vor Ort über die Lage im Land. „Da läuft alles ganz normal“, sagt Kai Krämer, der bei Phoenix Reisen für Ägypten zuständig ist. Alltours hat sicherheitshalber alle Tagesausflüge aus den Feriengebieten nach Luxor abgesagt.
DER Touristik und Tui bieten kostenloses Umbuchen oder Stornieren für Reisen nach Kairo bis zum 8. Juli an. Tagesausflüge in die Hauptstadt haben beide Unternehmen vorläufig abgesagt. Phoenix Reisen hat am Dienstag Urlauber aus Kairo in Hotels in den Ferienorten oder auf Nilschiffe gebracht. „Mit Gästen, die in den nächsten Tagen nach Kairo reisen wollen, telefonieren wir“, sagte der Ägypten-Verantwortliche Kai Krämer am Mittwoch. „Wenn die Situation unverändert bleibt, werden wir denen auch anbieten, kostenlos zu stornieren oder umzubuchen.“
Tagestrips dorthin unternimmt Alltours bereits seit zwei Wochen nicht mehr. Alle Veranstalter betonen, dass sich im Moment nur sehr wenige Urlauber in der Hauptstadt aufhalten, weil es für einen solchen Städtetrip im Sommer zu heiß sei.
Bietet der Veranstalter keine kostenlose Stornierung oder Umbuchung einer Kairo-Reise an, gilt nach Einschätzung des Reiserechtlers Paul Degott Folgendes: Wenn die Reise massiv beeinträchtigt ist, weil der Urlauber zum Beispiel Museen im Stadtzentrum anschauen wollte, dort jetzt aber gewaltsame Ausschreitungen sind, kann er kostenlos von der Reise zurücktreten. Schlechtere Karten haben Urlauber, die eine Reise ans Rote Meer planen. Kostenloses Stornieren der Reise ist nicht möglich. „Ein ungutes Gefühl rechtfertigt nie einen kostenlosen Rücktritt“, sagt Degott.
Für nicht erbrachte Leistungen gibt es Geld zurück. Wer bereits vor Beginn der Reise einen bestimmten Ausflug gebucht hat, der nun umgeroutet wird, kann das Ersatzangebot annehmen, muss aber nicht. Entscheidet er sich dagegen, muss ihm der Veranstalter laut Degott das Geld zurückzahlen.
Die Busfahrer müssen für Benzin anstehen. Die Urlauber bekämen davon aber nichts mit, Ausflüge verzögerten sich deshalb nicht. „Und alles andere ist reichlich da“, sagt Alltours-Sprecher Suska.