Das Gäste-WC - Stilles Örtchen mit großer Wirkung
Bonn/Berlin (dpa/tmn) - Eine Wohnung kann noch so sauber und so geschmackvoll eingerichtet sein, den meisten Eindruck hinterlässt beim Besuch das Gäste-WC. Ist die bunte Brille echt hübsch? Sind die Poster wirklich lustig?
Ist das Potpourri schon eingestaubt?
Ein Plakat mit der Aufschrift „Klo-Ordnung“, Schilder mit derben Sprüchen, zerfledderte Zeitungen und eine Klobürste mit Gesicht: Manchem Besucher wird viel zugemutet auf dem Gäste-WC. Agnes Jarosch, Leiterin des Deutschen Knigge-Rats in Bonn, hat dazu eine eindeutige Meinung: „In einer Studenten-WG mag das vielleicht noch witzig sein, aber in der Wohnung eines Erwachsenen sind solche plumpen Hinweise fehl am Platz.“
Jarosch rät dazu, keine witzigen Toilettenbürsten zur Schau zu stellen. Auch auf auffällige WC-Sitze in Fußballoptik oder mit Piratendesign, mit Comicfiguren, einem aufgerissenen Hai-Maul, Stacheldraht sowie Totenköpfen sollte man verzichten.
„Vieles ist zwar Geschmacksache, aber man sollte sich bewusst sein, dass man mit der Einrichtung immer auch ein Image transportiert“, sagt die Knigge-Kennerin. So möge man von jemandem, der in einem kreativen Beruf arbeitet, Witz sogar erwarten. Das Image einer 40-jährigen Geschäftsfrau, die sich stets seriös gibt und auf deren Gäste-WC eine Hello-Kitty-Brille angebracht ist, könnte Schaden nehmen, wenn die Kollegen sie besuchen.
Dekorationen würden nur noch spärlich verwendet, sagt Patricia Marquez, Fachberaterin beim Unternehmen Die Badprofis in Berlin. Ein modernes Gästeklo werde heute dezenter eingerichtet. „Bunte Keramik findet man kaum noch.“ Die Hersteller würden stattdessen vermehrt simple, weiße Waschtische anbieten. „In so kleinen Räumen ist es besser, helle Farben und klare Linien zu wählen“, erklärt die Einrichtungsberaterin. „Weiß hat den Vorteil, dass das Gäste-WC größer wirkt.“
Einen Waschtisch mit geringer Tiefe, eine Ablage oder einen kleinen Schrank darunter, einen Spiegel, Handtuchhalter und das WC - mehr muss den Experten zufolge in einem Gästebad nicht vorhanden sein. Wenn es der Platz zulässt, sollte noch ein Urinal eingebaut werden. Denn dieses ist hygienisch und wassersparend.
Man muss in diesen Örtchen nicht auf die derzeit angesagten Designs verzichten. „Ein Trend ist das sogenannte industrielle Design“, sagt Marquez. Hier werden Becken aus Edelstahl oder Glas mit Schieferfliesen kombiniert. Wer es wärmer mag, sollte die Badkeramik vor Fronten oder auf Regale aus dunklem Holz stellen, wie Villeroy & Boch zeigt. Oder man stellt sie auf einen Boden in dunkler Farbe, wie Keramag etwa in Dunkellila vormacht.
Fliesen würden insgesamt nur noch sparsam verwendet, auf Bordüren werde verzichtet. Anstelle von Mustern, auffälligen Farben und zu viel Deko sollten die kleinen Räume mit dem richtigen Licht aufgewertet werden. „Statt Spots oder Strahler symmetrisch auszurichten, sorgen indirekte Lichtquellen oder das Anstrahlen bestimmter Objekte im Raum für tolle Effekte“, sagt die Beraterin.
Oft wird das Gäste-WC auch als Abstellkammer für Putzzeug und Staubsauger benutzt. „Dies sollte man seinen Besuchern nicht zumuten, sondern die Reinigungsutensilien dauerhaft woanders unterbringen“, rät Jarosch. Überhaupt sollte das Gäste-WC wie das normale Badezimmer sauber sein.
„Wer keine Gästetoilette hat, sollte seinem Besuch unbedingt ein eigenes Handtuch reichen“, sagt die Knigge-Beraterin. Damit dieser im Badezimmer nicht die der Familie mitbenutzen müsse. „Vor Partys überprüfen Gastgeber am besten immer, ob ausreichend Toilettenpapier, Handtücher und Seife vorhanden sind“, rät Jarosch weiter. Und wer einen Abfalleimer für Hygieneartikel aufstellt, erspare seinen Gästen unangenehme Situationen und Nachfragen.