Das Haus auf die Kälte vorbereiten

München (dpa/tmn) - Wenn der Schnee erst gefallen ist, ist es zu spät: Schon vor der ersten richtigen Kälteperiode sollte das Haus auf den Winter vorbereitet werden. Sonst drohen Schäden am Dach und an Leitungen.

Der Winter zieht der Landschaft manchmal monatelang ein Schneekleid über. Auf Dächern kann das schnell zur Last werden - und ein Gebäude zum Einsturz bringen. Rechtzeitig vor dem Wintereinbruch empfiehlt es sich daher, sich auf die Tücken von Schnee und Eis vorzubereiten. Dazu gehört nicht nur, die Schneelast im Blick zu behalten, sondern dem Einfrieren von Wasserohren vorzubeugen.

Dass ein Hausdach unter der Schneelast nachgibt, ist ein extremes, aber in schneereichen Wintern und bestimmten Regionen ein mögliches Szenario. Wie gefährdet ein Gebäude ist, richtet sich nicht nur nach Niederschlagsmenge oder geografischer Lage, sondern auch nach dem Haustyp. „Steildächer mit einer Dachneigung von mehr als 30 Grad sind weniger gefährdet als Flachdächer“, sagt Heinrich Schroeter, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in München. Ist das Dach aber flacher als 20 Grad, müsse der Besitzer im Winter besonders aufpassen, dass es nicht durchbiegt.

Auch wenn es nicht zum Einsturz kommt, kann der Dachstuhl durch das Gewicht Schaden nehmen: Balken und Träger können Risse bekommen oder sich verformen. Was ist also zur Vorsorge zu tun? Hartmut Ziebs, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) in Berlin, rät, den Dachstuhl zu inspizieren. Fachleute wie Bauingenieure findet man über die örtlichen Ingenieurkammern.

Lars Hille vom TÜV Rheinland in Köln rät, vor dem ersten Frost auch Abläufe und Dachrinnen zu prüfen und die Dachziegel zu inspizieren. „Beschädigte Dachpfannen sollten ausgetauscht und die Abläufe von Laub befreit werden, damit Tauwasser abfließen kann.“ So wird auch vermieden, dass Wasser oder Schnee durch undichte Stellen in das Haus eindringen und dort Schaden anrichten kann.

Auch wenn das Dach gründlich durchgecheckt wurde, sollte man den Schnee nicht auf die leichte Schulter nehmen. Häuser halten nur eine bestimmte Menge der weißen Pracht aus - zulässige Schneelast nennt das der Fachmann. Sie wird beim Bau errechnet und jeder Eigentümer hat sie in seinen Unterlagen. „Auch das örtliche Bauamt kann Auskunft geben und einschätzen helfen, ob die Lage kritisch ist“, sagt Hille.

Schroeter nennt als grobe Richtlinien: Die zulässige Last in schneereichen Regionen wie dem Bayerischen Wald liege bei etwa 600 Kilogramm pro Quadratmeter, im norddeutschen Flachland betrage sie in der Regel zwischen 75 und 120 Kilogramm.

Und wie viel wiegt der Schnee auf dem Oberstübchen? „Das kommt darauf an, ob es sich um trockenen Pulverschnee, nassen Pappschnee oder um Eis handelt“, sagt Hille. Für Laien sei die Beurteilung schwierig, denn auf Zentimeterangaben kann man sich nicht verlassen. Im Zweifel und vor allem, wenn Neuschnee angesagt wurde, sollte man das Dach lieber rechtzeitig räumen - durch Fachkundige.

Auch im Haus kann der Winter für Probleme sorgen. Hier können Wasser- und Heizungsrohre einfrieren. Das kann man vermeiden, indem man durchgängig heizt. „Schalten Sie die Heizung im Winter keinesfalls für längere Zeit aus“, rät Georg Scholzen von der Westfälischen Provinzial in Münster. Führen die Rohre durch unbeheizte Gebäudeteile, sollte man sie dämmen.

Bei extremen Minusgraden reicht eine Isolierung allein jedoch nicht aus. „Zur Vorbeugung ist es wichtig, die Leitungen in den gefährdeten Bereichen abzusperren und den Hahn zu öffnen, damit das Wasser, das sich noch im Rohr befindet, abfließen kann“, rät Scholzen. Das gelte vor allem bei nach draußen führenden Leitungen.

Ist eine Wasserleitung trotzdem eingefroren, muss sofort gehandelt werden: Das Wasser abdrehen, die Hähne öffnen und einen Installateur informieren. „Die Rohre sollten vorsichtig erwärmt werden - auf keinen Fall mit einer Lötlampe oder einem Gasheizstrahler“, sagt Ziebs. Dann bestehe nämlich akute Brandgefahr.