Die Mitmach-Revolution: Ausstellung zu „Do-it-Yourself“
Berlin (dpa) - Selbstgehäkeltes, Selbstgebautes, Selbstgebasteltes: Eine Ausstellung im Berliner Museum für Kommunikation widmet sich der Lust am „Do-It-Yourself“-Prinzip.
Er sieht aus wie eine Mischung aus Flipper-Automat und Einkaufswagen: Der Selbstbedienungsscanner am Eingang der Ausstellung. Hier kann der Besucher testen, wie viele Gegenstände er in einer Minute einlesen kann. „Der Selbstscan steht für das Prinzip des arbeitenden, unabhängigen Kunden“, sagt Annabelle Hornung, eine der Kuratorinnen. Mit der Ausstellung „Do It Yourself. Die Mitmach-Revolution“ zeigt das Berliner Museum für Kommunikation von Ende März bis zum 2. September das Selbermachen als Not und als Tugend.
Der Gang durch die Ausstellung ähnelt dem Weg durch einen Baumarkt. Auf Euro-Paletten und Plastikboxen sind Werkzeuge, Handarbeits- und Bastelutensilien ausgestellt. Mit den fünf Bereichen Hobby, Arbeit, Gegenkulturen, Wissen und Medien wird das Heimwerkerprinzip in Geschichte und Gegenwart umrissen: Von der ersten elektrischen Bohrmaschine aus dem Jahr 1895 bis zum Akkuschrauber „Womanpower“ mit Glitzersteinen. „Wenn ich ein selbstbedrucktes T-Shirt verschenke, ist das ein größerer Freundschaftsbeweis als bei einem gekauften“, beschreibt Hornung die neue Wertigkeit.
Mit den ersten Baumärkten wurde angesichts des Mangels an Facharbeitern Anfang der 60er Jahre Selbermachen vom notwendigen Übel zum Volkssport. Seitdem dienen die Bastelstunden zu Hause auch der bewussten Abgrenzung vom bloßen Konsum und erfüllen sogar eine soziale Funktion. „Do It Yourself ist etwas sehr Kommunikatives“, sagt Museumsdirektorin Lieselotte Kugler.
Im Tüftler-Lab, dem Mitmach-Forum der Ausstellung, ist der Besucher zum gemeinschaftlichen Werkeln eingeladen. Der Heimwerker schraube heute nicht mehr nur alleine vor sich hin, ergänzt Kuratorin Hornung. In einigen Städten treffen sich Tüftler sogar bei Bier und Musik in der Bastel-Disco. „Mittlerweile ist Basteln cool.“
„DIY“ - so die Abkürzung für das Selbstmach-Prinzip - besitzt auch politische Sprengkraft. Das zeigt die Geschichte der Subkulturen. Vom geplanten Pudding-Attentat der Berliner Kommune 1 zur Zeit der Studentenrevolte bis zu Strickanleitungen für „Guerilla-Knitting“ - solche Protestformen verbinden humorvoll politische und kreative Strategien jenseits der Geschlechterstereotypen. Kuratorin Hornung beobachtet bereits eine Art hausgemachte Gleichberechtigung: „Der strickende Mann ist doch schon seit den Achtzigern wieder zurück.“