Eigene Ideen ins Fertighaus einbringen

Bag Honnef (dpa/tmn) - Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, kann viele Details des neuen Heims nach seinen Vorstellungen auswählen. Viele Bauherren wissen das nicht. Die Branche kämpft deshalb gegen Vorurteile an.

Schnell seine eigenen vier Wände bauen: Mit dem Fertighaus geht das. Die Zeiten von langweiliger, vorgefertigter Ware von der Stange sind längst vorbei. Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, kann - mit dem nötigen Kleingeld - am Ende in ein individuell gestaltetes Eigenheim ziehen.

Dabei hilft ein neues Handbuch des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau. Das Werk mit dem Titel „Moderne Fertighäuser“ beschreibt alle Schritte von der Grundstückssuche bis zur Schlüsselübergabe. Beim Durchblättern wird schnell deutlich: Seine Vorurteile gegenüber dem Fertighaus sollte der zukünftige Bauherr schnell über Bord werfen. Ein Haus muss nicht aussehen wie das andere.

„80 Prozent der gebauten Fertighäuser werden individuell gestaltet“, sagt Achim Hannott, Pressesprecher der Verbände der deutschen Holz- Möbel und Fertigbauindustrie in Bad Honnef bei Bonn. „Eher selten werden unsere Musterhäuser beziehungsweise Vorschlagshäuser vom Kunden 1 zu 1 übernommen.“ Der künftige Hausbesitzer muss aber abwägen: Hält er sich an das Muster, bringt das Vorteile für den eigenen Geldbeutel. Je mehr er seine Wünsche einbringt und das Haus damit verändert, desto teurer wird es.

Nach Angaben von Hannott lag der Marktanteil von Fertighäusern beim Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern 2010 bei 15 Prozent. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe bestätigt diese Zahl. „Kurioserweise haben wir ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. In Baden-Württemberg sind 25 Prozent der Neubauten aus Fertigteilen“, erklärt Hannott. Als Grund vermutet der Verband die größere Verbundenheit im Süden zum Baustoff Holz. „Und je nördlicher es wird, desto mehr wollen die Menschen ein Haus - wenn auch Wind und Regen ausgesetzt - wachsen sehen. Dort hängen die Menschen eher am Stein.“

Diese Vorbehalte kann Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren nicht teilen: „Die vorgefertigte Bauweise in der Fabrik erlaubt technisch sorgfältigeres Arbeiten.“ Probleme kann es geben, wenn auf der Baustelle bei der Montage verschiedene Bauteile aufeinandertreffen, zum Beispiel die Fertigteile für das Haus und der Keller, der von einer anderen Firma gebaut wurde. Reinhold-Postina empfiehlt deshalb, bei der Überprüfung mit einem freien Architekten oder einem unabhängigen Sachverständigen von Anfang bis Ende zusammenzuarbeiten.

Alle Schritte beim Kauf eines Fertighauses sind individuell planbar. Zu Beginn steht die Frage, ob es eigene Hauspläne gibt oder ob ein freier Architekt diese erarbeitet. Eine dritte Möglichkeit ist der Architekt des Anbieters. Generell hat der Bauherr alle Freiheiten - abgesehen von den Vorgaben des Bebauungsplanes. Er kann die innere und äußere Gestaltung des Fertighauses nach seinem Geschmack gestalten. Über Architektur und Grundriss kann er selbst entscheiden.

Der Haushersteller setzt die Wünsche dann um. Musterhäuser oder Musterhaus-Siedlungen der verschiedenen Anbieter beflügeln die Fantasie oder liefern Ideen für die eigene Planung. Wer lange Anfahrtswege scheut, kann im Internet Datenbanken aufrufen.

Beim nächsten Schritt steht der Besuch in einem Bemusterungszentrum an. Hier wählt der Bauherr alles für sein neues Zuhause aus: von der Art und Farbe der Dachziegel über die Fliese in der Küche bis zur Form des Wasserhahns im Keller. Diese Auswahl kostet Zeit. Passt das Angebot im Bemusterungszentrum nicht mit den Wünschen überein, kann auch an dieser Stelle individuell nachgebessert werden. „Wer woanders zum Beispiel eine schöne Dachpfanne gesehen hat, muss darauf nicht verzichten“, sagt Hannott. „Entweder kauft er diese dann selbst zu. Oder er bittet den Haushersteller, ihm diese zu besorgen.“

Am Ende des Prozesses steht ein Haus, das sich preisgünstig eher an ein Musterhaus anlehnt oder sich für einen höheren Preis mehr nach den Wünschen des Häuslebauers richtet. Kai Warnecke, Bauexperte von Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland, warnt vor einem psychologischen Problem: „Man sieht ein Musterhaus und denkt, das ist es. Anschließend muss aber noch geklärt werden, welche einzelnen Kosten auf einen zukommen. Hier nehmen sich zu viele Bauherren nicht genug Zeit.“ Warneckes wichtigster Rat lautet daher: erst nach dem Gang ins Bemusterungszentrum einen Vertrag unterschreiben.

Zusammen mit dem Bundesbauministerium bietet Haus & Grund eine Checkliste zum Download an. „Damit können die Bauherren eine große Wissenslücke schließen“, sagt Warnecke. Auch Eva Reinhold-Postina empfiehlt gute Planung und Vorsicht beim Vertrag: „Nur was im Vertrag steht, das bekommt man auch geliefert. Ist er einmal unterschrieben, sind Nachverhandlungen meist schwierig und führen meist zu zusätzlichen Kosten.“

Literatur:

Moderne Fertighäuser: Das große Bauherren-Handbuch. Fertigbau Informationsdienst. 345 S., 10,00 Euro, ISBN-13: 978-3-9814379-0-4