Es brechen dunkle Zeiten an - Düstere Farben auf der Ambiente

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Schwarzes Sofa, Tische und Kommoden in Dunkelbraun, Tapete mit Brokatmuster: Auf der Messe Ambiente in Frankfurt am Main zeigt sich ein Trend zu düsterer und schwerer Einrichtung - eben alles eine Spur exzentrisch.

Die Einrichtung wirkt schwer und düster. Viel Schwarz, dunkles Lila und Blau schmücken den Raum. Wenn die Möbel etwas heller sind, sind sie dunkelbraun. An der Wand hängt eine pompöse Tapete mit dem typischen Brokatmuster. Überall sind kleine goldene Details zu sehen. Das ist eine der Trendwohnwelten, die es auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt am Main (15. bis 19. Februar) zu sehen gibt. Der Stil nennt sich „eccentric domain“.

Trendanalysten haben für die Messe internationale Designtendenzen und Strömungen untersucht. Und herausgefunden: Die Menschen trauen sich wieder etwas. Und wer es exzentrisch liebt, zeigt das. Jene „modernen Performer“ setzen ihren Wohnraum genau wie sich in Szene. Im Trendbericht der Ambiente heißt es: „Das schwelgerische Kuriositätenkabinett frönt der Sammelleidenschaft und kombiniert Antikes mit Surrealem in humorvoller Verfremdung.“

Das kann etwa so aussehen wie in der Beispielwohnwelt: Da steht ein schwarzes Sofa in einem auch sonst dunkel gehaltenen Raum, die Tische und Kommoden sind Dunkelbraun. Historische Elemente sieht man in Form von Hängedekorationen wie schwarzen Tropfen mit verspielten Goldornamenten im Barockstil. Auf dem Tisch steht ein goldverzierter Teller mit Servierhaube, daneben Silberbesteck mit Schnörkel. Die einzigen Farbtupfer sind orangenfarbene Blumen in einer silbernen Vase und eine Stehlampe mit pinkfarbenem Ständer. Humoristische Note: zwei schwarze Affenfiguren auf dem Wandregal.

„Das Exzentrische, was mit Luxus und mit etwas Dandyhaftem assoziiert wird, findet man eigentlich sehr stark in Russland und in Asien“, sagt Nicolette Naumann, Bereichsleiterin der Messe Frankfurt für die Ambiente. „Das wird dort mit Wertigkeit verbunden.“ Das Goldene und die barocken Elemente kommen durch die Globalisierung auch andernorts vermehrt auf den Markt.

Und das nehmen die Deutschen gerne an, glaubt Gabriela Kaiser, Trendanalystin aus Weißdorf in Bayern. Sie tragen im Designbereich eigentlich den Stempel ihres weltberühmten sehr puristischen Bauhaus-Stils. „Aber ich kann schließlich nicht ganz Deutschland den Purismus aufdrücken. Viele sagen, das will ich gar nicht, ich bin auch romantisch.“ Es sei die „Rückkehr der Dekoration“ sagt die Trendanalystin Annetta Palmisano vom Stilbüro bora.herke.palmisano über den Stil in ihrem Trendvortrag auf der Messe. Das Büro hat die Messeneuheiten untersucht.

Aber vor allem könnte für manche die Richtung etwas sein, da sie sich an Stilelementen der Vergangenheit bedient. „Eccentric domain ist eine Ansammlung alter Elemente, die im 19. Jahrhundert ansetzt. Es ist etwas Historisierendes drin, aber mit starker ironischer Brechung“, erläutert Messeleiterin Naumann. Und das sei gerade ein großer, die ganze Wohnlandschaft umfassender Trend: die Rückbesinnung auf Altes, um sich wohlzufühlen in einer inzwischen sehr technischen Welt. Es gibt eine ganze Reihe von Themen, die sich Inspiration aus der Vergangenheit holen - darunter eben auch eccentric domain.

Den Grund sieht Gabriela Kaiser in einer Grundinspiration für die Wohnbranche: Die Welt wird immer mehr von Technik wie Handys und Computern bestimmt. „Je höher der Anteil von Technik im Leben ist, desto stärker wird als Gegentrend die Sehnsucht nach Emotionalem.“ Diese befriedigen verspielte Möbel, wie jene, die dem Barock entstammen und auf der Beispiel-Wohnwelt in Frankfurt überstilisiert zu sehen waren. Dort stand ein Stuhl mit einer weißen Husse, auf der ein verschnörkelter Barockstuhl gedruckt ist.

Üppige Dekorationen dürfen in Szene gesetzt werden, sagt Stilexpertin Palmisano. Ausgefallen und ungewöhnlich sollen sie sein und das Auge darauf lenken. Das könne etwa ein Sessel in Marmoroptik sein, oder eben jener Stuhl mit Husse. Es werden sogar Stücke aufgestellt, die „nur vorgeben, historisch zu sein“. Palmisano erläutert: „Allgemein trägt dieser Stil der Leidenschaft für das Besondere Rechnung. Dieser Stil gibt Raum für die Inszenierung, für das Einzigartige.“

Vorgemacht haben das Prominente wie der Designer Harald Glööckler, der barocke Opulenz in all seinen Kollektionen zeigt. Er hat Kleidung und Tapeten herausgebracht und zeigte seine in diesem Stil eingerichtete Privatwohnung in einer TV-Sendung. „Wenn ein paar Leitfiguren sich so einrichten, und die anderen sehen, das dürfen die ja, springen sie auf“, erläutert Kaiser die Wirkung auf den Verbraucher.

Selbstverständlich wirkt die dunkle, goldene und pompöse Einrichtung schwer. Aber es müsse ja nicht ganz so viel davon sein, sagt Kaiser. Die Analystin hat das Thema auch bei den Teppichböden ausgemacht und kürzlich auf der Messe Domotex in Hannover vorgestellt. „Wir müssen ja nicht in Dekoration ersticken, aber ein bisschen Samt oder ein wenig Brokat kann man machen“, rät die Expertin der Messe Hannover allen nicht zu exzentrischen Menschen. Außerdem milderten die dunklen Farben des Stils die Wirkung der einzelnen opulenten Elemente ab.

Das gleiche schaffen ein paar Farbtupfer im Raum - aber was für welche? Die Messe sieht ein kräftiges Pink und ein knallendes Orange vor. Dazu heißt es: „Dekorative Formen, ungewöhnliche Designs, außerordentliche Oberflächengestaltungen und extravagante Akzente in Pink, Jade und Pflaume - das ist die Bühne für den exaltierten Dandy von morgen.“