„Ambiente“ - In Haus und Küche wird es grell, bunt und edel
Frankfurt/Main (dpa) - Farbe, wohin das Auge blickt: Auf der Konsumgütermesse „Ambiente“ präsentieren die Hersteller fast alles in schillernden Tönen. In der Küche gilt außerdem: Hochwertiges will teuer sein.
Ein Messer darf so viel kosten wie ein Mittelklassewagen.
Egal ob Teller, Messer oder Wohnungsdeko - Hauptsache bunt. Auf der „Ambiente“, der weltweiten Leitmesse für Konsumgüter in Frankfurt (15. bis 19. Februar), geben 4688 Aussteller aus 81 Ländern einen Ausblick auf das, was es an Schönem, aber auch an Kitschigem demnächst im Laden zu kaufen gibt. Ein Trend zeichnet sich deutlich ab: je farbiger, desto besser.
In Hülle und Fülle präsentiert, könnten die von den Designern bevorzugten grellen Neonfarben so manchem Verbraucher schon beim Betreten eines Geschäfts in die Augen stechen. Aussteller schreckt die Aussicht nicht: „Im Frühjahr freut man sich doch über Farbe“, sagt Susanne Knacke von Kare Design, einem Hersteller, der unter anderem Kuckucksuhren in rosa und grün zeigt. In Farben und Mustern kehren die 1960er und 1970er Jahre in die Wohnung zurück. Sogar das gute alte Sparschwein und die Vinyl-Schallplatte sind wieder da: das eine als grinsendes, orangefarbenes Nilpferd, das andere in Form eines Toilettendeckels.
Rund um den gedeckten Tisch ist Luxus angesagt. In einer Vitrine ruht ein Mehrzweckküchenmesser für glatte 80 000 Euro. Das edle Stück, das angeblich ein Haar der Länge nach spalten kann, wurde schon vor Beginn der Fachmesse an einen Liebhaber verkauft; ein edelsteinbesetztes Klappmesser im Gegenwert eines Mittelklassewagens ebenfalls. Die kostbaren Schneidewerkzeugen sind stark gefragt. Sein Unternehmen wolle noch in diesem Jahr in größere Räume umziehen, sagt Nesmuk-Betriebsleiter Stephan Borchert.
In der Konzentration auf das Luxussegment sehen deutsche Hersteller von Haushaltswaren und Geschirr einen Weg, um im Wettbewerb mit Produktionsstätten in Thailand, Vietnam, China, Polen oder der Türkei zu bestehen. „Tradierte Firmen brauchen ein klares Profil“, sagt der Leiter Produktmanagement von Villeroy & Boch, Florian Bausch. Während günstige Teller schon ab 1 Euro zu haben sind, kostet edle Ware um die 18 Euro und glänzt mit zurückhaltendem Dekor.
Schätzungsweise etwa ein Drittel des Ambiente-Geschäfts entfällt auf den deutschen Endkundenmarkt. Doch trotz Konsum- und Kochlaune sind die Verbraucher offenbar nicht bereit, für Haushaltswaren mehr Geld auszugeben. Im vergangenen Jahr setzte jeder rund 140 Euro um und damit nach Angaben der Messe etwa genauso viel wie 2010. Kleine Küchenhelfer sollen die Ausgabefreude fördern. Zum Beispiel ein auf der Messe als Weltneuheit präsentierter digitaler Kochassistent, der per Fühler mitteilt, ob das Essen gar ist. Das Gerät wird über ein Smartphone gesteuert. Eine in der Mitte geteilte Kastenform ermöglicht das Backen von zwei verschiedenen Kuchen.
Nachhaltigkeit spielt bislang nur eine kleine Rolle in Küche und Wohnung: Ein Pauschenpferd mutiert zur Sitzbank, Reste von Stühlen, Planken und Druckstöcken werden zur neu designten Kommode. Bei der niederländischen Firma Capventure heißt es „alles aus Zucker“: Tassen, Teller, Schüsseln sehen aus wie aus Plastik gefertigt, bestehen aber nach Firmenangaben aus Pflanzenzucker und sollen spülmaschinentauglich sein. Die Zucker-Stücke passen zum Trend - sie sind grellbunt.