Größe, Lage, Preis: Immobilienkauf für einen Single
Bremen (dpa/tmn) - Ist die Miete hoch und das Einkommen sicher, kann ein Immobilienkauf auch für Singles eine Überlegung wert sein. Vorausgesetzt, sie haben genug Eigenkapital. Bis dahin unterscheiden sich die Kriterien für Alleinstehende nicht besonders von denen für verheiratete Paare.
Doch Singles sollten bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie ihre weitere Lebensplanung bedenken - also Größe, Lage und Ausstattung entsprechend darauf abstimmen. Es mache wenig Sinn, 70 Quadratmeter zu kaufen, wenn man unter Umständen später eine Familie gründen will, erklärt Hartmut Schwarz von der Verbraucherberatung Bremen. Er führt aus: „Zieht ein Partner ein, oder ein Kind kommt, taugt die Wohnung nicht mehr. Sie ist zu klein.“
Andererseits ist gerade der Erwerb einer kleinen Wohnung für Singles meist finanziell eher zu stemmen. Zusätzlich zum Kaufpreis, der vor allem in Ballungsgebieten hoch ist, müssen sie mit Kaufnebenkosten rechnen. Die liegen je nach Bundesland zwischen 5 und 15 Prozent. Addiert man dann noch die Wohnnebenkosten hinzu, kann sich die monatliche Belastung bei einem Darlehen von 215 000 Euro schnell auf 1000 Euro und mehr summieren. Angesichts dieser Beträge müssen Alleinstehende genau rechnen, wie viel Immobilie sie sich leisten können.
„Singles haben den Nachteil, dass bei veränderten Lebensumständen kein Partner einspringt“, erläutert Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Deshalb sollte die Finanzierung so angelegt werden, dass sie die Hypothek auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten tilgen können. Aus diesem Grund brauchen Alleinstehende in der Regel mehr Eigenkapital als Paare. Während Verheiratete mit 30 Prozent der Kreditsumme kalkulieren, sollten Singles zusätzlich noch mindestens die Kaufnebenkosten beisteuern. „30 Prozent plus Nebenkosten sind optimal“, sagt Schwarz. Angenehmer Nebeneffekt: Das höhere Eigenkapital reduziert die Kreditbelastung.
Banken stellen offiziell an die Bonität der Singles keine höheren Anforderungen als bei anderen Darlehensnehmern. Herbst ist aber davon überzeugt, dass die Institute etwas genauer hinschauen, wenn nur eine Person als Eigentümer und Kreditnehmer da ist. Der Grund: In der neuen Wohnimmobilienkreditrichtlinie gibt es Vorgaben zur langfristigen Bonitätsprüfung. „Gerade deswegen überlegen Banken zweimal, was passiert, wenn die Einzelperson arbeitslos werden sollte oder sich Nachwuchs einstellt“, erklärt er.
Alleinstehende Immobilienkäufer und Bauherren brauchen also Reserven, um ihre Finanzierung abzusichern. Sie sollten besser Geld für Notfälle beiseite legen, statt jeden Euro in Sondertilgungen zu stecken, rät Verbraucherschützer Schwarz. Vermietende Eigentümer benötigen mindestens eine Nettojahreskaltmiete, damit sie die monatliche Kreditbelastung auch bei Mietausfällen verkraften.
Die Rückzahlung des Darlehens kann aber auch durch eine Krankheit oder Arbeitslosigkeit ins Stocken geraten. Dieses Risiko können Käufer mit Versicherungen absichern. Bianca Boss vom Bund der Versicherten empfiehlt: Kreditnehmer sollten eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. So können sie im Fall der Fälle den Ausfall des Einkommens kompensieren und die Hypothek weiter tilgen. Außerdem sollten sie für den Todesfall eine Risikolebensversicherung schließen. Diesen Schutz hält Verbraucherschützer Schwarz bei Singles jedoch für überflüssig. Ausnahme: Man hat bereits Erben, die sonst die Schulden, die auf der Immobilie liegen, tilgen müssten.
Verändert sich die Lebensplanung, wird die Wohnung unter Umständen zu klein. Dann sollte man wissen: Aus der Finanzierung der eigenen vier Wände auszusteigen, ist schwierig, aber nicht unmöglich. Wer den Kreditvertrag vorzeitig kündigt, muss damit rechnen, dass die Bank dafür eine Entschädigung fordert, erläutert Schwarz. Ausnahme: Der Vertrag läuft schon mehr als zehn Jahre, dann kann man ihn in der Regel ohne weitere Kosten auflösen.
Wer das freigewordene Geld für eine neue Immobilie einsetzen will, kann unter Umständen von einem Pfandtausch profitieren: „Der alte Vertrag wird auf das neue Objekt übertragen“, erläutert Schwarz. Diese Option muss man mit der Bank verhandeln. Sie kostet Gebühren.
Alternativ kann man die Wohnung auch später vermieten. Diese Möglichkeit sollte man schon beim Erwerb einplanen. Herbst rät: „Keine günstige Wohnung kaufen, wenn man selbst nicht langfristig in der Gegend leben will.“ Denn dann wollen es andere vermutlich auch nicht.