Mitten im Familienleben: Spielecken im Wohnraum
Remscheid (dpa/tmn) - Kaum können Babys und Kleinkinder robben, krabbeln oder laufen, erkunden sie ihre Welt. Mama und Papa müssen immer mit. Ruhe und Raum bekommen die Eltern oft nur, wenn die Kinder eine Spielecke dort bekommen, wo auch sie sich aufhalten.
Kleinkinder krabbeln überall dorthin, wo sie nicht hin sollen. Sie räumen Schubladen aus, ziehen an der Tischdecke oder klettern über ein Hindernis. Doch die Verbannung in das Kinderzimmer ist auch keine Lösung, sagt Jutta Velte, Autorin von Kinderzimmer-Ratgebern aus Remscheid.
Die Kleinen sollten auch da sein dürfen, wo ihre Eltern sich aufhalten. Nadine Augustat-Lehmann, Raumdesignerin für Kinderzimmer aus Dortmund, rät zur Einrichtung einer Spielecke direkt in den Wohnräumen. „Dann beschäftigen sich die Kinder schön selbst.“ Als Ort eignet sich etwa das Esszimmer oder der Bereich um die Küche. Wichtigste Voraussetzung für den Ort sollte sein, dass alle Spielsachen für das Kind in greifbarer Höhe sind.
So eine Spielecke ist schnell und günstig eingerichtet. „Eine Spielecke kann man richtig gestalten oder auch nur ein Regal mit Kisten installieren“, erläutert Einrichtungsexpertin Augustat-Lehmann. Allerdings sollte für das Kind deutlich erkennbar sein, dass dies sein Bereich ist. „Zum Beispiel kann der Boden durch einen Teppich oder Teppichfliesen farblich abgegrenzt werden“, rät Mareike Hermann von der DIY-Academy in Köln.
Ein Teppich dient außerdem als Schallschutz für Bauklötze und macht die Spielecke gemütlicher. „So wird den Kindern nicht kalt, wenn sie auf dem Boden spielen“, sagt Jutta Velte. Nadine Augustat-Lehmann ergänzt allerdings: „Es sollte aber nicht zu bunt werden, da die Spielsachen ja schon sehr bunt sind.“
Werden Möbel zur Abgrenzung der Spielstätte genutzt, sollten die Eltern sicherstellen, dass diese stabil sind. Denn Kinder nutzen Möbel anders als Erwachsene, erläutert Velte. Sie würden an Möbeln und Türen gerne rütteln oder sich daranhängen. Auch sollte es möglichst keine Steckdosen oder zerbrechliche Gegenstände in der Nähe ihres Spielplatzes geben.
Oftmals entstehen Spielecken zunächst eher provisorisch im Wohnraum der Familie - dort, wo man die Spielsachen abends zusammenräumt. Doch Mareike Hermann rät: „Eine Spielecke sollte schon deutlich gestaltet werden, aber so, dass man sie kaschieren kann, wenn man Besuch bekommt. Um Ordnung zu halten eignen sich etwa Spielkisten mit Deckel.“ Diese können in Regalen gestapelt werden. Alternativen sind Schubladen.
Die Kisten haben allerdings einen entscheidenden Vorteil: „Kisten eignen sich gut, da sie auch selbst ein Spielgerät sind“, sagt Velte. Ordnung halten lernt das Kind, indem man etwa Fotos auf die Kisten klebt - so dass das Kind weiß, wo es welche Spielsachen hinräumen muss, empfiehlt Hermann. Auch die Schubladen ließen sich mit Aufklebern, Zahlen oder Buchstaben gestalten.
Die Spielecke sollte entsprechend dem Interesse des Kindes eingerichtet werden. „Wenn das Kind malbegeistert ist, eignet sich ein kleiner Tisch mit Stühlen“, sagt Hermann. In die Tischplatte können einige Löcher gebohrt werden, in die man Becher für die Stifte steckt. Für kleine Hausmütter oder Shopperinnen gibt es Spielküchen oder Kaufläden, die als Möbelstücke die Spielecken ergänzen.
Da Kinder einen großen Teil ihrer Zeit mit Spielen verbringen, sollten ihre Spielorte nach Möglichkeit nah am Fenster liegen. „Ansonsten sollte man eine extra Beleuchtung anbringen, so dass die Spielecke ausgeleuchtet wird“, rät Augustat-Lehmann. Dies sei gerade im Winter wichtig, wenn Kinder sich mehr im Haus aufhalten als draußen.
Grundsätzlich sollten Spielecken auch ein Rückzugsort für Kinder sein. Mit Hilfe eines Baldachins oder Decken könne man dem ganzen den Charakter einer Höhle geben, rät Hermann. Und Sitzsäcke dienten als Ruheplätze.
Auch sollte die Ecke dekoriert werden. Hermann schlägt vor, an den Wänden eine hoch hängende Leine anzubringen. „Hier können selbstgemalte Bilder der Kinder mit Wäscheklammern aufgehängt werden.“ Schließlich soll sich das Kind dort - inmitten der gemeinsamen Familienräume - auch wohl fühlen. „Denn durch das Einrichten einer Spielecke sagt man dem Kind: Du bist hier willkommen“, betont Jutta Velte.