Was in der Werkzeugkiste nicht fehlen darf
Berlin (dpa/tmn) - Die Auswahl ist riesig: Das Werkzeug-Sortiment erschlägt oder verzückt den Heimwerker beim Anblick im Baumarkt. Was ist zu viel und was muss man unbedingt in der heimischen Werkzeugkiste haben?
Experten raten zu einer kompakten, übersichtlichen Grundausstattung.
Schauspieler Clint Eastwood schaut in der Rolle des Walt Kowalski im Hollywood-Streifen „Gran Torino“ (2008) voller Stolz auf seine Werkzeug-Sammlung. Stück für Stück hat der alte Kauz gesammelt. Sein Leben lang. In eine Werkzeugkiste passt das alles nicht. Und wer nicht gerade eine Sammelleidenschaft an der Werkbank auslebt, braucht im Hausgebrauch keine Schraubschlüssel in 20 Größen oder fünf verschiedene Hämmer.
Wenige Teile reichen auch, findet Robert Raschke: „Ein riesiger Berg an Werkzeug ist unnütz, da verliert jeder den Überblick.“ Der gelernte Maurer und Fliesenleger gibt Kurse in Sachen Heimwerken. Für ihn muss die Grundausstattung nur aus Folgendem bestehen: Hammer, Säge, Ring-Schlüssel in den Standard-Größen, Kneifzange, Flachzange, Schraubendreher (Schlitz und Kreuz), Inbus-Schlüssel, Zollstock, eine kleine Wasserwaage und ein kleiner Hammer.
„Jeder Baumarkt hat ein großes Sortiment. Da ist aber viel Unnützes dabei“, sagt Raschke. Er warnt davor, die Werkzeugkiste zu überladen - und zwar mit „Präsentationsmaterialien“, die nur Geld kosten, die Ausstattung ausschmücken, aber nie gebraucht werden.
Das sieht Petra Supplie vom Kölner Handwerkerinnenhaus genauso. „Weniger ist mehr. Dafür mehr Geld für qualitativ hochwertiges Werkzeug ausgeben“, rät die gelernte Schreinerin. Ihre Grundausstattung der Werkzeugkiste hat allerdings ein paar Teile mehr. Sie empfiehlt noch einen Phasenprüfer, auch Spannungsprüfer genannt, eine kleine Rohrzange und eine Kombizange, die so heißt, weil sie Zange und Seitenschneider vereint.
Beide Experten raten zudem zum Zollstock aus Holz: „Der hat zwar nur zwei Meter, aber die längeren Metallmaßbänder können sich mit der Zeit verziehen. Und falsche Messwerte - und wenn sie noch so klein sind - haben unangenehme Folgen“, sagt etwa Supplie.
Raschke empfiehlt generell, zur Markenware zu greifen. „Finger weg von den Billigangeboten kurz vor der Kasse.“ Werkzeug sei etwas für das ganze Leben - und da zahle sich hochwertige Ware aus, ist der geprüfte Ausbilder überzeugt.
Und wie sollte die Werkzeugkiste aussehen? Metall oder Kunststoff? Raschke sagt: „Auch wenn das Gewicht gegen Metall spricht, es hält länger. Bei den Kunststoffkisten dünsten die Weichmacher mit der Zeit aus und dann brechen oft die Verschlüsse ab.“
Nicht nur bei der Werkzeugkiste hat der Verbraucher die Wahl zwischen Metall und Kunststoff, auch bei den Werkzeugen. Raschke ist sich sicher: „Wenn die Qualität stimmt, ist es egal, ob die Griffe aus Kunststoff oder Holz sind. Da kann jeder nach seinem Geschmack entscheiden.“ Für Maribel Goncalves, die amtierende „Miss Do-it-yourself“ der DIY-Academy in Köln, zählt eine andere Eigenschaft: „Ich finde Kunststoff einfach griffiger.“
Die Heimwerker-Expertin hat einen weiteren Tipp, was im Hausgebrauch noch wichtig ist: Sie schwört bei der Grundausstattung zusätzlich auf ein Teppichmesser, um schnell und gezielt schneiden zu können. Petra Supplie legt noch einen Draht in die Kiste, der je nach Bedarf geformt wird, und ein altes Küchenmesser: „Damit kann ich dann schnell etwas abschaben.“ Im Internet findet sich auch der Rat, eine Häkelnadel zu nutzen: Mit der lassen sich - wie auch mit Messer und Draht - Dinge aus großen und kleinen Ritzen fischen.
Auch andere Haushaltsgegenstände lassen sich zweckentfremden: „Wer sich den Daumen nicht blau hauen will, legt sich eine Wäscheklammer aus Holz in die Werkzeugkiste“, rät Raschke. „Den Nagel bei Bedarf mit der Wäscheklammer packen, die Hand hält die Klammer dann mit Abstand zur Wand und so ist der Nagel sicher eingeschlagen.“
Raschkes langjährige Erfahrung hat auch den Inhalt seiner Werkzeugkisten gefüllt: „Wer von uns stand nicht oft oben auf der Leiter, und nach unten fällt ständig ein Nagel oder eine Schraube? Da hilft ein Magnet an einem Band in der Werkzeugkiste. Der Magnet zieht alles wieder hoch, ohne dass wir von der Leiter steigen müssen.“ Petra Supplie schwört da eher auf einen kleinen Werkzeuggürtel, aus dem Schrauben und Nägel schnell gegriffen werden können.
Um hohe Anschaffungskosten für die Erstausstattung zu vermeiden, schwört Raschke auf die Formel 100 plus 100: Ausgaben von 100 Euro für die Werkzeugkiste und Werkzeug sowie 100 Euro für einen Akkuschrauber. Es eigne sich am besten ein Lithium-Ionen-Akku mit 10,8 Volt: „Den kann man auch mal ein halbes Jahr liegen lassen und dann trotzdem sofort loslegen, ohne neu aufladen zu müssen.“ Gerade Frauen schwören bei vielem auf das Akku-Werkzeug: „Es ist einfach superpraktisch. Und nur mit Muskelkraft alleine würde doch alles viel zu lange dauern“, sagt Maribel Goncalves.