Nicht aus der Reihe tanzen: Vorgaben zur Dachform streng

Berlin (dpa/tmn) - Das Dach prägt den Charakter eines Gebäudes. Ob Satteldach mit Ziegeln, schiefergedecktes Walmdach oder puristisches Flachdach - Dächer erzählen viel von der Region und den Menschen, die dort leben.

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Bauherren sind bei ihrer Auswahl aber eingeschränkt.

„Heutzutage haben Bauherren oft bei der Auswahl ihres Daches wenig Freiheiten“, sagt Dietrich Kabisch, Berater beim Bauherren-Schutzbund. „Sie müssen sich an Bebauungspläne der Kommunen halten.“ Wenn diese zum Beispiel vorschreiben, dass nur Satteldächer erlaubt sind, ist ein Flachdach tabu.

Grundsätzlich wird bei den Dachformen zwischen geneigten und ungeneigten Dächern unterschieden. Zu den ersten gehören die Satteldächer mit zwei Seitenflächen, die sich am oberen Ende treffen. „Das ist der Klassiker“, sagt Kabisch. „Satteldächer sind die in Deutschland am meisten verbreitete Dachform.“ Etwas seltener sind Walmdächer, sie haben an allen vier Hausseiten eine geneigte Dachfläche. Sie sind in Süddeutschland weiter verbreitet.

„Aus städtebaulicher Sicht ist es wünschenswert, dass sich die Dächer in den einzelnen Regionen ähneln“, erklärt Jan Schüsseler von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. „Das gibt ein harmonisches Bild mit attraktiven Dachlandschaften, wie wir sie vor allem in historisch gewachsenen Städten lieben.“ Voraussetzung ist, dass die Dächer in der Nachbarschaft in Form, Neigung und Material ähnlich sind. Kompromisse sind schwierig. „Ein Schwarzwaldhaus mit Reetdach in einem Hamburger Vorort wird immer fremd aussehen.“ Im Norden sind Dachüberstände aus gutem Grund nicht verbreitet. Wenn starker Wind darunter bläst, könnte das ganze Dach abheben.

Aber: „Manche Bauherren wollen auffallen und individuelle Akzente setzen“, sagt Schüsseler. Wenn jemand auf das Satteldach noch Türmchen und Gauben setzen will, werde ein guter Architekt versuchen, den Bauherren zu überzeugen, von solchen Extrawünschen abzusehen. Sie sind teuer, schadensanfällig und passen einfach nicht ins Bild. Oft sind solche Spielereien auch gar nicht zulässig.

Welches Dach für welches Haus das richtige ist, darüber entscheidet neben dem Bebauungsplan vor allem die Nutzungsabsicht der Bewohner. Wird das obere Geschoss zum Wohnen genutzt? Ist vorgesehen, es später auszubauen? „Davon hängt ab, wie es gedämmt und welche Schallschutzmaßnahmen getroffen werden müssen“, erklärt Bauherrenberater Kabisch. Eine Lösung, die generell gut oder schlecht ist, gibt es nicht. „Ein Dach ist immer individuell“, sagt der Experte. „Ein Flachdach, das massiv ausgeführt ist, bietet zum Beispiel hervorragenden Wärme- und Schallschutz. Das kann aber auch ein Satteldach, in das eine Massivdecke eingezogen wird.“

Im Kommen sind Flach- und Pultdächer. Sie gelten als praktisch und preiswert. „Mit ihnen lässt sich das obere Geschoss optimal zum Wohnen nutzen, da es keine Schrägen gibt wie beim Sattel- und Walmdach“, erklärt Kabisch. Flachdächer eignen sich auch gut für die Begrünung - ein Vorteil, den immer mehr Bauherren erkennen. Mit dem Bepflanzen tun sie etwas für die Umwelt und verbessern die Energiebilanz des Hauses. Außerdem bietet sich die flache Konstruktion als Grundfläche für Photovoltaikanlagen an, deren Gestelle je nach Lage des Hauses und Sonnenstand optimiert werden. Bei schrägen Dächern ist dagegen immer eine Dachneigung vorgegeben.

Von Vorteil für die Stromerzeugung sind Pultdächer: Sie haben nicht wie Satteldächer zwei Seiten, wovon zwangsläufig nur eine Seite nach Süden ausgerichtet sein kann, sondern nur eine einzige geneigte Dachfläche. Im Trend liegen Dächer mit einfacher Südausrichtung und Dachformen mit einem Neigungsbereich von 32 bis 37 Grad, erklärt Josef Rühle, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln. Das ist in Deutschland die ideale Dachneigung für den Einsatz einer Photovoltaikanlage.