Tomatenspritzer können Leben kosten: Umgang mit Rauchmeldern
Sulzburg (dpa/tmn) - Die Zahl müsste eigentlich eine Warnung sein: „Jeden Monat verunglücken rund 35 Menschen in Deutschland tödlich durch Brände, die meisten davon in den eigenen vier Wänden“, sagt Christian Rudolph, Vorsitzender der bundesweiten Kampagne „Rauchmelder retten Leben“.
Die Mehrheit stirbt an einer Rauchvergiftung. Zwei Drittel aller Brandopfer werden nachts im Schlaf überrascht. Am 13. Mai findet der deutschlandweite „Tag des Rauchmelders“ statt. Er soll informieren, wie die Geräte hingehören und wie sie Leben retten.
Fast überall in Deutschland sind die Melder, die auf Rauch mit einem gut hörbaren Alarmton reagieren, inzwischen im Neubau und in kürzlich umgebautem Altbau Pflicht oder es gibt Fristen zum Nachrüsten. Die Melder müssen nicht nur in großen Geschäftsgebäuden, sondern auch in Privathäusern und Wohnungen installiert werden.
Seit die Rauchmelderpflichten bestehen, müssen die Feuerwehren häufiger ausrücken, berichtet Silvia Darmstädter, Sprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes in Berlin. Verlässliche Zahlen gebe es nicht. Doch neben den durchschnittlich rund 200 000 Bränden im Jahr komme es oft auch zu Fehleinsätzen. Dennoch sei die Rauchmelderpflicht sinnvoll, betont Darmstädter. Außerdem: „Wir werden nicht nur häufiger, wir werden vor allem früher alarmiert.“ Brände werden schon beim Entstehen bemerkt und können gelöscht werden, bevor sie zu unkontrollierbaren Feuern werden.
„Die Praxis zeigt: Rauchmelder retten Leben“, betont die Expertin. Und das sei für Feuerwehren entscheidend: „Es gibt nichts Bedrückenderes, als an einen Einsatzort zu kommen und nicht mehr helfen zu können.“ Schon ein auf dem eingeschalteten Herd vergessener Kochtopf könne eine Katastrophe auslösen.
Und Darmstädter beruhigt: Nichts zu befürchten haben jene, die einen Alarm hören und die Feuerwehr verständigen, obwohl es gar nicht raucht oder brennt. Die Feuerwehr rücke in solchen Fällen immer aus - und schicke danach auch keine Rechnung.
Wichtig ist vor allem die Wartung der Geräte und der richtige Umgang mit ihnen. Mancher sabotiert diese auch bewusst oder unbewusst. Detlef Knöller, Leiter einer Fachgruppe der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, prüft fast täglich private Rauchmelder und trifft immer wieder auf: „Zugeklebte Anlagen, damit der Warnton nicht nervt, Anlagen ohne Batterien und oft auch Kaugummi oder Tomatensoße im Melder.“
Das Forum Brandrauchprävention empfiehlt auch: Mindestens einmal im Jahr sollten die Bewohner die Prüftaste des Gerätes drücken. Gibt es nach wenigen Sekunden keinen Ton von sich, ist die Funktion gestört - dann muss die Batterie oder gar der ganze Rauchmelder ausgetauscht werden. In dem Zusammenhang kann man die kleine Box an der Decke auch gleich von Staub befreien. Auch dieser kann die Funktion behindern.
„Wir raten, vor dem Installieren genau zu überlegen, wo die Melder hingehören und wie sie am effektivsten helfen können“, sagt Thomas Wittek, Leiter eines deutschlandweiten Schulungszentrums für Brandmelder in Sulzburg bei Freiburg. Ein Beispiel: Kommt ein Melder an die Kellerdecke und schrillt dort bei Rauch der Alarmton, ist das in den oberen Stockwerken im Schlaf- oder Wohnbereich meist nicht zu hören. Ebenso wenn es in der Küche brennt und die anderen Räume weiter entfernt sind. Und auch Melder im Kinderzimmer weit weg von den Räumen der Eltern machen wenig Sinn.
Sinnvoll seien daher vernetzte Melder, sagt Willi Dongus vom Feuerwehrverband Baden-Württemberg. Sie schlagen überall Alarm, wenn es irgendwo raucht. So wird jeder im Haus vor der Gefahr gewarnt, kann sich in Sicherheit bringen und eventuell auch andere retten. Auch im Raum muss das kleine Gerät die richtige Position haben: Das Forum Brandrauchprävention rät, es immer an der Zimmerdecke anzubringen und dort am besten in der Raummitte, mindestens aber 50 Zentimeter von den Wänden entfernt.