Von der Rolle: Farbe sprühen statt streichen

Schwalbach (dpa/tmn) - Wer streicht schon gerne? Das kleckert, das stinkt, und das schmerzt mit der Zeit in den Armen. Es gibt kleine Geräte, die all das vermeiden sollen: Farbsprühgeräte. Aber man benötigt Know-how für ein gutes Farbergebnis an der Wand.

Streichen, Lackieren und Lasieren gehören zu den wiederkehrenden Arbeiten eines Heimwerkers. Die wenigsten tun das aber gerne, denn es ist mühsame Arbeit - und hinterher muss man Pinsel, Rolle, Abstreichgitter und vielleicht auch den Boden putzen. Mancher liebäugelt deshalb mit dem Kauf einer Farbsprühpistole. Diese wird nicht nur in Werbesendungen im Fernsehen als „Allzweckwaffe“ für gutes und müheloses Lackieren und Anstreichen angepriesen. Auch Experten sehen das so - wenn auch mit Einschränkungen.

„Mit vielen Farbsprühgeräten können Lacke und Lasuren einfach und sauber aufgespritzt werden“, sagt Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Institute in Schwalbach im Taunus. Mit Spritzen komme der Heimwerker gut in Ecken und Kanten. Neben Gartenzäunen und Fenstern ließen sich Lamellenwände und Türen besprühen, auch das Verspritzen von Dispersionsfarbe zum Beschichten von Innenwänden sei möglich und relativ einfach.

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des Sprühens von Wänden ist, dass es nicht so anstrengend ist wie die Arbeit mit der Rolle. „Bei Geräten mit langen Sprühlanzen ist selbst das Beschichten von großen Deckenflächen kein Problem“, sagt Küper. Auch mühsames Vorstreichen von Ecken und Kanten entfalle, da alles in einem Rutsch beschichtet werde.

Beim Sprühen müsse allerdings die Umgebung gut abgedeckt und abgeklebt werden - denn auch hier muss man putzen, wenn man daneben malt. Immerhin würden die neuesten Modelle, Sprühgeräte mit Niederdruck-Luft-Sprühsystem (HVLP: High Volume, Low Pressure), keine feinen Farbnebel mehr produzieren, der umliegende Böden und Wände verschmutzt, sagt Küper.

„Das Sprühen von Lacken und Lasuren macht besonders im Außenbereich bei Zäunen und Pergolen mit kleinen Farbspritzen, die unter 100 Euro kosten, für Heimwerker Sinn“, erklärt Friedhelm Müller, Trainer bei der DIY-Academy in Köln. Seiner Ansicht nach sind diese kleinen Geräte aber nicht immer auch zum Sprühen von Dispersionswandfarben geeignet. Dafür sollten Profigeräte benutzt werden, die jedoch recht kostspielig seien. Wer nur eine kleine Wandfläche gestalten will, sollte aus Kostengründen weiter rollen. Alternativ kann man die Sprühgeräte auch im Baumarkt leihen.

Für ein gutes Spritzergebnis muss man auf die richtige Viskosität, die Zähflüssigkeit des Lackes und der Farbe, achten. „Man kann die Viskosität mit Hilfe eines genormten Bechers feststellen, der unten eine Auslauföffnung und eine Stoppuhr hat“, rät Müller. „Ist der Becher vollständig gefüllt, wird die Zeit gestoppt, bis der nach unten herausfließende Farbfaden abreißt.“ Diese Zeit kennzeichne die Viskosität der Farbe in DIN-Sekunden.

Bei mit Wasser verdünnbaren Lacken zum Beispiel sollte die Viskosität etwa 20 bis 25 DIN-Sekunden betragen, bei lösemittelhaltigen Lacken 15 bis 30. Reißt der Farbfaden erst nach längerer Zeit, muss die Masse verdünnt werden. Das sei bei den meisten Lacken der Fall, da diese eigentlich für das Streichen mit dem Pinsel gemacht seien, erläutert die Stiftung Warentest. Zum Sprühen geeignete Dispersionsfarbe gebe es zum Kaufen.

„Beim Lackieren sollte möglichst immer eine Atemmaske getragen werden“, rät Susanne Woelk von der Aktion Das sichere Haus in Hamburg. Dafür reiche aber nicht nur eine Einwegmaske, sondern eine Atemschutzmaske mit Kombinationsfilter, die sowohl vor Spray-Tröpfchen als auch vor Dämpfen schütze, müsse getragen werden. Am besten werde immer draußen oder bei offenem Fenster lackiert. Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München rät, zusätzlich auch immer Augen und Körper zu schützen: „Beim Sprühen von Lack ist die Belastung mit Aerosol viel größer als beim Streichen und Rollen.“