Alter Baum sucht neue Heimat - Gehölze verpflanzen

Lebach (dpa/tmn) - Irren ist menschlich. Manchmal kann man seine Fehler rückgängig machen. Wer einen Baum an den falschen Standort gesetzt hat, kann ihn ein paar Jahre lang noch umsetzen. Aber das muss passieren, bevor der Baum aus seinem Winterschlaf erwacht.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Das Sprichwort hat einiges für sich: Ein Baum hat nicht nur eine große Krone, sondern ein breitgefächertes Wurzelwerk. Das wird beim Ausgraben beschädigt. Aber der Umzug ist möglich - er muss nur gut vorbereitet und fachmännisch ausgeführt werden. Und der Baum sollte nicht zu dick sein. Dann sind die Aussichten gar nicht so schlecht.

„Oft stellt sich nach einiger Zeit heraus, dass ein Baum für den bisherigen Standort zu groß ist oder auch zu groß wird“, sagt Karin Falch, Beraterin bei der Saarländischen Gartenakademie in Lebach. Beim Pflanzen wurden etwa die Platzansprüche des Gehölzes unterschätzt. Oder ein Anbau verringert das verfügbare Platzvolumen, oder benachbarte Gehölze bringen den Baum in Bedrängnis.

„Immer wieder sind auch Nachbarn der Anlass: Sie beschweren sich über Äste, die überhängen und häufig geschnitten werden müssen, oder auch über unerwünschten Schatten“, sagt Christoph Dirksen vom Bund Deutscher Baumschulen in Pinneberg. Mancher Platz erweist sich mit der Zeit als ungeeignet. „Wenn ein Baum an einen falschen Standort, etwa mit Staunässe oder zu wenig Sonne, gesetzt wurde, verkümmert er“, sagt Falch.

Außerdem hat mancher zum Zeitpunkt der Pflanzung nicht im Blick gehabt, dass sein Baum viele Stunden am Tag die Fensterfront des Wohnraumes in Schatten hüllt oder dass seine Blätter auf die Terrasse fallen. „Viele Gartenbesitzer wollen ihr Grundstück auch einfach nach ein paar Jahren umgestalten oder neu strukturieren“, sagt Thomas Kleinworth vom Landesverband Schleswig-Holstein der Gartenfreunde in Ellerhoop.

Aber egal aus welchem Grund: „Je größer ein Baum wird, umso schwieriger wird das Umpflanzen“, warnt Gartenberaterin Falch. Daher sollte man das immer so schnell wie möglich erledigen, und man sollte sich von einem Fachmann beraten lassen. „Aber auch er wird nicht garantieren können, dass es was wird“, sagt Falch. Das sieht Dirksen genauso. „Der Baum sollte nicht länger als vier Jahre am bisherigen Standort stehen und sein Stammumfang direkt über der Erde nicht größer sein als der einer Cola-Dose“, erläutert er. „Bei allen größeren Bäumen wird das Verpflanzen durch Privatpersonen - selbst mit vielen netten Nachbarn und gutem Gerät - grenzwertig.“

Man sollte den Baum in der Vegetationsruhe von November bis spätestens April verpflanzen. Der Boden sollte nicht gefroren sein. Die Krone wird um 25 bis 40 Prozent ausgelichtet und dicke Äste entfernt, sagt Dirksen. Der Rückschnitt erleichtert das Verpflanzen.

Man sticht mit einem Spaten tief kreisförmig um den Stamm in den Boden, um die Ballen aus der Erde zu lösen. Kleinworth rät, den Umfang des Stammes als Mindestradius des Kreises zu nehmen. Nur so erwischt man beim Ausgraben viele Feinwurzeln, die der Baum für die Aufnahme von Wasser benötigt. Alle Wurzeln sollten möglichst glatt durchtrennt werden - rund um die Pflanze, aber auch unter ihr. Deshalb wird rund um den gestochenen Rand ein Graben ausgehoben, von dem aus man die Wurzeln unten im Erdreich abstechen kann.

Das Pflanzloch am neuen Standort sollte deutlich größer sein als der Ballen. Es werde am besten mit Kompost und Blumenerde pärpariert, rät Kleinworth. Der Wurzelballen kommt so tief in die Erde, dass der Baum dieselbe Höhe erreicht wie zuvor. Das Loch wird mit Erde gefüllt, und für stabilen Halt sorgen Pfähle. „Sie müssen unbedingt im gewachsenen Boden stehen, nicht im Pflanzboden“, sagt Dirksen. Schließlich wird an der Außenkante des Ballens ein Gießrand geschaffen, die Erde fest angetreten und der Boden innerhalb des Gießrandes gründlich gewässert. Und dann heißt es abwarten - ob auch ein Baum noch woanders heimisch werden kann.