Hobbygärtner ohne tränende Augen - Gartenarbeit mit Allergie

Mönchengladbach (dpa/tmn) - Die Nase läuft, die Augen tränen, die Haut juckt: Allergiker haben im Frühling und Sommer kein schönes Leben. Manche müssen auf das Hobby Gartenarbeit verzichten. Mit ein paar Tipps können Hobbygärtner aber die Symptome in den Griff bekommen.

Die ersten Sonnenstrahlen locken die meisten Menschen nach draußen. Manche müssen sich nun aber erst recht ins Haus verziehen: Für Allergiker beginnt die leidvollste Zeit des Jahres. Wenn das Immunsystem auf Pollen und andere pflanzliche Stoffe überreagiert, wird gerade im Frühjahr jeder Aufenthalt im Freien zur Strapaze. Was können Allergiker tun, um sich im Garten zu entspannen?

Den allergenfreien Garten gibt es nicht, sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) in Mönchengladbach. „Theoretisch kann jede Pflanze eine Allergie oder Überempfindlichkeit auslösen.“ Aber Betroffene können bei der Gartengestaltung die jeweils individuellen Allergieauslöser beachten. „Neben den verbreiteten Pollenallergien können bei Berührung mit Pflanzenteilen auch Kontaktallergien eine Rolle spielen“, erklärt Schwalfenberg. „Pflanzendüfte können für Menschen mit überempfindlichen Atemwegen ein Problem sein. Pflanzen, die Bienen und Wespen anziehen, sind für Insektengiftallergiker mit Vorsicht zu genießen.“

Blütenpollen werden auf zwei Wegen verbreitet, erklärt die Biologin: Mit dem Wind oder mit Hilfe von Insekten. Um eine sichere Befruchtung zu gewährleisten, produzieren windblütige Pflanzen wie Hasel, Erle oder Birke große Mengen sehr feiner und leichter Pollen. Sie können über Hunderte von Kilometern weit fliegen. Davor ist kein sicherer Schutz möglich. „Man kann nur dafür sorgen, dass es im eigenen Garten keine zusätzliche Pollenquelle gibt.“

Wer auf Graspollen reagiert, verzichtet auf Ziergräser. Doch was ist mit dem Rasen? Wer keinen Steingarten anlegen will, sollte den Rasen so häufig mähen, dass das Gras nicht zum Blühen kommt, rät Schwalfenberg. Die Arbeit übernehme am besten ein beschwerdefreies Familienmitglied. „Denn der austretende Pflanzensaft enthält pollenverwandte Allergene und kann auch Heuschnupfen auslösen“, erläutert die Expertin. „Außerdem können sich Pollen anderer Pflanzen, Pilzsporen und Staub zwischen den Grashalmen ansammeln.“

Auch für die Beetbepflanzung gibt es Tipps: „Je prächtiger die Blüte, desto unproblematischer“, sagt Helge Masch, Leiter des Botanischen Sondergartens in Hamburg-Wandsbek. Denn Pflanzen mit auffälligen Blüten zielen auf die Bestäubung durch Insekten ab. Sie begnügen sich mit wenigen Pollen, die zudem relativ groß und schwer sind. Der Gärtner gibt den Tipp, im Handel gezielt nach solchen Pflanzen mit dem Etikett „Bienenweide“ zu suchen.

Hecken zur Abgrenzung des Grundstücks und von Beeten können zwar Staub und Pollen grob filtern, sagt Schwalfenberg. Sie werden aber bei Pflegemaßnahmen wie dem Schneiden auch wieder freigesetzt. Manche Heckenpflanzen wie Liguster haben zudem ein hohes Allergiepotenzial. Masch schlägt für niedrige Umfassungen die Berberitze vor. Koniferen sind zwar hinsichtlich Pollen unproblematisch, können aber Kontaktekzeme auf der Haut verursachen. Auch Kirschlorbeer kann bei Berührung oder Schnitt Reaktionen hervorrufen.

Als freiwachsende Hecken oder einzeln stehende Ziersträucher kommen Rosen sowie Forsythie, Deutzie, Hortensie, Spierstrauch oder Schneeball infrage. Robert Markley vom Verband der Gartenbaumschulen im nordrhein-westfälischen Haan hat noch einen Tipp für Allergiker: „Von vielen Gehölzen gibt es auch auf Zwergwuchs gezüchtete Gartenformen, die nicht zur Blüte kommen.“

Wenn möglich, sollte man Gartenarbeiten nach Regen verrichten, raten die Experten. Dann sei die Belastung deutlich geringer. Bei der langfristigen Planung solle man zudem einen Pollenkalender zurate ziehen, rät Masch. Wer gegen Frühblüher allergisch ist, verschiebt umfangreiche Gartenarbeiten besser auf den Herbst. Wer auf Pilzsporen reagiert, nutze Frühjahr und Frühsommer.

Für die Pflege des Rasens empfiehlt Masch einen Mulchrasenmäher, der Staub und Pollen nicht aufwirbelt. Außerdem sollte man möglichst früh am Morgen mähen, wenn das Gras noch feucht ist. Oder der Rasen werde vor dem Mähen nass gemacht - „aber nur leicht feucht, nicht tropfnass“, sagt Masch. Sonst schade man den Halmen und dem Gerät. Auch vor einem Heckenschnitt rät er, die Pflanzen abzubrausen, damit Staub und Pollen abgewaschen werden. Um allergische Reaktionen beim Kontakt mit Pflanzensaft zu vermeiden, sind bei Schnittarbeiten lange Ärmel und Handschuhe Pflicht.