Blühwunder im Winter - Der Ritterstern ist anspruchslos

Kiel (dpa/tmn) - In der kalten und tristen Jahreszeit sind Pflanzen mit großen, wunderschönen Blüten rar. Diese Lücke füllen die Rittersterne aus. Ihre Blütezeit fällt in unsere Wintermonate - und sie lassen sich problemlos in Töpfen und unter Zimmerbedingungen halten.

Selten kommt eine beliebte Zimmerpflanze so hässlich in den Handel wie der Ritterstern: Häufig werden nur die dicken Zwiebeln angeboten. Aber daraus wachsen besonders prachtvolle Blüten. Die aus Südamerika stammende Pflanze ist dabei noch extrem anspruchslos: „Alles was die Pflanze benötigt, ist Wärme von etwa 20 Grad und ein wenig Wasser“ erläutert Carlos van der Veek, Blumenzwiebelgärtner aus den Niederlanden. Wer also eine Zwiebel kauft oder sie geschenkt bekommt, muss sie einfach in Erde topfen. Dazu eignet sich ein luftiges, lockeres Substrat für Zimmerpflanzen.

„Der Topf muss nicht viel größer sein als die Zwiebel“, sagt Martin Nickol, Kustos des Botanischen Gartens der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ist es der Pflanze eng, wirke sich das positiv auf die Entwicklung aus. „Man kann die Zwiebel aber auch in eine Vase stellen“, so van der Veek. Diese sollte ähnlich wie ein Hyazinthenglas eine Verjüngung in der Mitte haben, auf der die Zwiebel Halt findet. „Die Vase muss einen großen Boden haben, damit sie nicht umgestoßen werden kann“, sagt der Gärtner.

Häufig spricht man nicht vom Ritterstern, sondern von der Amaryllis. Es sind aber zwei verschiedene Pflanzen. Botanisch zähle der Ritterstern zur Gattung Hippeastrum, erläutert Nickol. Doch er sehe der Amaryllis ähnlich, weshalb der Ritterstern der Gattung Amaryllis zugeordnet wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Einteilung verfeinert, und der Ritterstern gehörte fortan der Gattung Hippeastrum an. „Es hat bis Mitte des 20. Jahrhunderts gebraucht, bis sich die Botaniker in diesem Punkt tatsächlich einig waren, und so ist gärtnerisch der Name Amaryllis heute immer noch gebräuchlich“, erläutert der Botaniker.

Die echte botanische Amaryllis ist eine sehr ähnliche Pflanze. Die häufigste Art ist Amaryllis belladonna. „Doch sie stammt nicht aus Südamerika wie die Arten von Hippeastrum, sondern aus Südafrika“, erklärt Nickol. „Wie der Artname belladonna sagt, ist sie besonders schön.“ Der Schaft ist rot gefärbt, die Blüten sind rosa. Die Blütenblätter sind gleichmäßig, und die Blüte ist vollkommen symmetrisch. Das sei ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den Rittersternen. Weiterhin ist der Blütenstiel mit Mark gefüllt. „Das hat den Vorteil, dass die Stängel wesentlich fester sind als die hohlen Stängel von Hippeastrum“, sagt der Botaniker. Letztere haben häufig so viele und schwere Blüten, dass sie schon mal umkippen.

Den Ritterstern gibt es hierzulande kaum als botanische Art, sondern vielmehr als Hybriden in vielen verschiedenen Varianten. Sie unterscheiden sich vor allem in Blütengröße, Höhe, Färbung und Füllung. Das Farbspektrum reicht von Dunkelrot über Himbeerrosa bis Hellrosa und Weiß. Es gibt auch Farbkombinationen mit kontrastierenden Maserungen oder Scheckungen. Die Favoriten von van der Veek sind beispielsweise die Sorten 'Monte Carlo', 'Gervase' und 'Picotee'. Letztere hat weiße Blüten mit einem feinen roten Rand. 'Gervase' ist himbeerrosa mit einem roten Muster. 'Monte Carlo' blüht rot, aber die Mitte der Blütenblätter ist weiß.

„Hippeastrum ist eine Zwiebelblume, die sich in ihrer Heimat an die trockene Vegetationsruhe angepasst hat“, erklärt Nickol. Sie braucht auch bei uns eine Ruhephase. Die Pflanze erblüht folglich im Winter, im Frühling und Sommer treiben die Blätter, und im Herbst ruht sie. Die Blätter trocknen ein und werden entfernt. In dieser Ruhezeit kann die Pflanze kühler stehen, etwa im Keller. Schiebt sich dann der neue Schaft aus der Mitte der Blumenzwiebel heraus, kommt die Pflanze wieder an einen hellen, warmen Ort.

„Der Ritterstern ist eine tropische Pflanze, die sich dann am wohlsten fühlt, wenn es schön warm ist“, erläutert van der Veek. Sie könne zwar auch an einem kühlen Ort blühen, aber es dauere länger, und die Blüte entwickele sich vielleicht nicht ganz so schön. „Rittersterne pflanzt man also am besten, wo man sich selbst im Winter auch wohlfühlt: im warmen Wohnzimmer, jedoch nicht direkt an der Heizung.“ Ausreichend Tageslicht sei auch wichtig.

„Mit dem Gießen beginnt man ganz behutsam“, rät Nickol. Anfangs sind ja keine Blätter vorhanden, daher verdunstet auch kein Wasser. Er empfiehlt den Schaft etwa handbreit herauskommen zu lassen, bevor man das erste Mal gießt. „Anderenfalls wachsen die Blätter zu schnell heraus.“ Wenn die Knospe sich öffnet, beginnt man mit der Düngung. „Alle zwei Wochen etwa gibt man etwas Volldünger ins Gießwasser.“