Buddha statt Gartenzwerg? Asienflair boomt in Gärten
Bangkok (dpa) - Ein Buddha-Boom zieht durch deutsche Gärten: Statuen aller Art lugen hinter Buchsbaumhecken hervor. Das Geschäft blüht. Die Sehnsucht nach Ruhe und Entschleunigung macht's.
Zufriedenes Lächeln, gesenkte Augen: Wer einen Buddha sieht, denkt an Ruhe, Harmonie, Entspannung. Damit ist der asiatische Religionsstifter in Deutschland schwer im Kommen. Vor allem in deutschen Gärten hält er Einzug - tonnenschwere Steinfiguren sind en vogue. Fast jedes Gartencenter hat sie im Sortiment, sie stapeln sich im Lifestyle-Regal der Baumärkte und kein Versandhandel für Gartendeko kommt mehr ohne Zen, Feng Shui und Buddhas aus. Der Absatz steigt im zweistelligen Prozentbereich.
„Die Menschen suchen in den schnelllebigen Zeiten einen Ruhepol“, sagt Christian Hartl. Seine Frau Inge führt in Eggenfelden zwischen Landshut und Passau die Firma Wayan-Living und handelt seit ein paar Jahren mit Buddhas. Christian Hartl kauft dafür selbst in Bali ein, alles Unikate, sagt er. Eine sitzende Figur, einen Meter hoch, gibt es für 500 bis 800 Euro. Inzwischen haben die beiden einige hundert auf Lager. 20 Prozent wächst das Geschäft im Jahr.
Asien-Lifestyle aus Hilpoltstein bei Nürnberg verkauft Buddhas von Kunsthandwerkern in Tibet, Nepal und China. Der Größte im Sortiment ist aus Marmor, sieben Meter hoch, fünf Tonnen schwer, für 80 000 Euro. „Wir haben vor zehn Jahren mit zwei Buddha-Statuen angefangen, die mein Freud im Koffer aus Asien mitbrachte“, sagt Mitinhaber Thomas Waldmüller. „Das lief, dann hatten wir das Geschäft in der Garage und heute haben wir sechs Angestellte.“ Der Umsatz sei auf das Zehnfache gestiegen, auch mit Geisterhäusern und anderer asiatischer Kunst. 20 Prozent im Jahr sieht er auch.
Boltze aus Ahrensburg importiert Geschenk- und Dekoartikel und ist der größte Anbieter in Europa. „Alles, was mit Buddha zu tun hat, läuft. Der Markt wächst“, sagt Einkaufsleiter Andreas Floth. „Die Produktvielfalt wird immer größer.“ Er hat schon 150 Buddha-Produkte im Angebot, darunter: Spardosen, Postkarten- und Teelichthalter. „Mit der Wellnesswelle ist der Buddha hier massenkompatibel geworden“, sagt er. Boltze importiert vor allem aus China.
Im buddhistischen Thailand wird der Boom aufmerksam beobachtet. Ein umgekippter Buddha als Kunstwerk auf dem Viktualienmarkt in München hat in Bangkok gerade Proteste ausgelöst. „Buddhas sind keine Deko-Figuren“, sagt Pornchai Pinyapong, Thailand-Chef der Weltgemeinschaft der Buddhisten (WFB). Despektierlicher Umgang räche sich, warnt er. „Buddhisten glauben, wer Schlechtes tut, dem wird Schlechtes widerfahren.“ Dass Nicht-Buddhisten Buddhas aufstellen, stört ihn aber nicht - solange die Statue mit Respekt behandelt wird.
Buddha-Art-Lounge in Mönchengladbach importiert Buddhas aus Thailand, Massivholzfiguren fürs Wohnzimmer. Partner Bernd Schmitz lebt auf Phuket in Thailand. Er sah den Boom, „als Jürgen Klinsmann 2008 bei Bayern Trainer wurde.“ Die Buddhas, die mit Klinsmann auf dem Vereinsgelände einzogen, haben damals für viel Spott unter den Kickerfans gesorgt. „Der Markt ist stabil“, sagt er, auch wenn sein Geschäft sich inzwischen mehr auf Asienmöbel spezialisiert.
In Thailand kontrolliert ein Amt für Kunst Buddha-Exporte, damit keine Antiquitäten das Land verlassen. „Buddhas dürfen nur zu religiösen, nicht zu kommerziellen Zwecken ausgeführt werden“, sagt Pattchara Meekeow, Leiter der Lizenzvergabe. Die Kontrolle sei aber schwierig. Der Export laufe gut, die Zahlen stiegen jedes Jahr.
Als Hartl seine ersten Buddhas 2005 in einem Gartencenter ausstellte, war das Befremden keine 25 Kilometer vom Papstgeburtsort in Altötting entfernt noch groß, erzählt er. „Da hat bei Pilgerzügen, die hier nachts vorbeikamen, der Vorsprecher beim Anblick der Buddhas sofort Gebete für die Heiden angestimmt.“ Heute sei das auch im „tiefsten Niederbayern, erzkatholisch“, anders. „Der Buddha ist ja keine Konkurrenz zum Jesus. Da nehmen sich manchmal Leute auf dem Heimweg von der Wallfahrt bei uns eine Statue mit.“
Hartls Buddhas werden vor dem Einladen in den Container auf Bali in einer Zeremonie geweiht. Kunden bekommen ein Video davon. „Es geht nicht nur um den Stein“, sagt er. Seine Buddhas hätten Ausstrahlung. „Ein Buddha ist eine Herzensangelegenheit“, sagt Waldmüller, der seine Statuen auch nicht als Deko-Artikel verkauft. „Die Leute suchen sich bei allem Druck einen Rückzugspunkt. Das ist oft eine Ruheoase im Garten, und da gehört für viele heute ein Buddha dazu.“