Chefsache Dienstwagen: Gerne etwas größer

Berlin (dpa) - Der Dienstwagen ist das wohl liebste Statussymbol der Vorstände. Je größer, desto besser. Doch die Vorliebe für protzige Spritschleudern beeinflusst den gesamten Automarkt, warnen Umweltschützer.

Wenn Vorstandschefs in Deutschland ihren Dienstwagen starten, röhrt so manches Mal ein 300-PS-Motor auf. Da geht es von null auf hundert in wenigen Sekunden. Mit Allrad, versteht sich. Spritverbrauch und CO2-Ausstoß sind da eher Nebensache, beklagt die Deutsche Umwelthilfe (DUH).

166 Firmen haben die Umweltschützer gefragt, darunter alle 30 Dax-Unternehmen. 135 Vorstandschefs wollten nicht verraten, welchen Wagen sie fahren. Bei den wenigen, die sich trauten, sei ein „sehr stark statusgetriebenes Kaufverhalten“ zu beobachten, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Viele Vorstände mögen auf spritschluckende Statussymbole noch nicht verzichten.“

Für die Umwelthilfe sind die Karossen der Chefs auch Hinweis darauf, wie es insgesamt um die Dienstwagenflotten großer Unternehmen steht. Denn auch das ergab die Umfrage: Viele Firmen brüsten sich zwar mit ihrer Umweltfreundlichkeit - bei den Dienstwagen ist in den vergangenen Jahren aber wenig passiert. Das bleibt auch für den gesamten Automarkt nicht ohne Folgen, ist das ernüchternde Fazit des Dienstwagen-Checks der Umwelthilfe.

Zwar hat der CO2-Ausstoß der Dienstwagen nur einen minimalen Anteil an der Klimabilanz eines Unternehmens. Doch die Signalwirkung gerade bei Vorstands-Karossen sei groß, sagt Resch. 60 Prozent der Neuwagen in Deutschland werden nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamts gewerblich zugelassen.

Wenn Firmen umweltfreundlichere Dienstwagen ordern würden, wären auch die Hersteller zum Umdenken gezwungen, folgert Resch. Auch das generelle Straßenbild könnten sie verändern. Denn: „Die Autos bleiben zwei bis drei Jahre bei den Firmen, dann überschwemmen sie den Gebrauchtwagenmarkt.“

Die Politik denkt langsam um. Hier prüfen Umweltschützer die Dienstwagen schon seit Jahren - und die durchschnittlichen CO2-Emissionen gehen schneller zurück als die aller in Deutschland neu zugelassenen Autos. Einige Ministerpräsidenten zeigten Engagement, lobt auch Resch. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) steigt medienwirksam aufs Rad. Wer die Energiewende fordert, kann selbst kaum glaubwürdig eine Spritschleuder fahren. Außerdem sind Politiker zur Auskunft über ihre Dienstwagen verpflichtet.

Unter den Unternehmen dagegen hätten einige die Daten erhoben, sie aber aus Angst vor schlechten Bewertungen nicht weitergegeben, kritisieren die Umweltschützer. Sie fordern neue gesetzliche Bedingungen wie CO2-orientierte Anreize bei der Zulassung.

Doch es gibt auch kleine Fortschritte. Bei den Dienstwagen ihrer Mitarbeiter sind die Unternehmen sparsamer geworden. Nur 1,5 Prozent der Firmenwagen seien Oberklasselimousinen, nahezu zwei Drittel eher zwischen Kleinwagen und Mittelklasse, hieß es vor wenigen Monaten beim Verband der Automobilindustrie (VDA). „Spritsparende Fahrzeuge sind ja auch gespartes Geld“, kommentiert Resch.

Einzelne Unternehmen lassen sich zusätzlich etwas einfallen: Sie finanzieren Jobtickets für den Nahverkehr aus Parkgebühren der Firmenwagennutzer. Wer umweltfreundlich fährt, bekommt eingesparte Benzinkosten ausgezahlt. Und Dienstfahrräder sind im Kommen.