Ein Polster bizarrer Schnörkel: Die Fetthenne
Weihenstephan (dpa/tmn) - Sie wirken wie Ornamente im Beet: Fetthennen sind skurrile, fleischige Gewächse, die selbst auf trockenen Standorten gedeihen oder richtig frostige Winter überleben.
Die Vielfältigkeit der Fetthennen kennt fast keine Grenzen: Ihre Arten eignen sich zur Dachbegrünung, passen in Rabatten, sie bedecken den Boden in der prallen Sonne oder breiten sich im Halbschatten unter einer lockeren Gehölzbepflanzung aus. „In der Robustheit sind die Fetthennen kaum zu übertreffen“, sagt Bernd Hertle, Professor für Freilandzierpflanzen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Bayern.
„Arten wie die Weiße Fetthenne (Sedum album), Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) und Kaukasus-Fetthenne (Sedum spurium) kommen mit Hitze und Trockenheit gut zurecht, aber auch bei Feuchtigkeit wachsen sie zuverlässig“, sagt der Pflanzenkenner.
Aufgrund all dieser Eigenschaften wurde die Fetthenne auch vom Bund deutscher Staudengärtner zur „Staude des Jahres 2011“ gekürt. Doch dafür muss sie noch mehr können: „In Gestaltungen sind die Fetthennen wertvoll, weil sie ruhige Formen ins Spiel bringen“, sagt Margrit Duwe-Schwab, Studiendirektorin an der Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft in Stuttgart-Hohenheim. „Während die eher kriechend wachsenden Arten zum Grundinventar der extensiven Dachbegrünung gehören, schmücken die hohen Sedum-Arten sonnige Beete und trockene Freiflächen“, sagt Hertle. Zu Letzteren gehören vor allem die Purpur-Fetthenne (Sedum telephium) sowie die Schöne Fetthenne (Sedum spectabile). Diese Arten bilden dichte Horste, die etwa 40 Zentimeter hoch werden.
„Fetthennen bereichern unsere Gärten ganzjährig mit schönen Formen“, erläutert Hertle. Zunächst ist ihr Laub ein Ruhepol im Beet. „Im Frühling fallen höhere Fetthennen mit ihrem markanten Austrieb auf. An den Enden der Triebe bilden sich die knospigen Blütenschirme, die ab August in Rostrot, Rosa oder Weiß aufblühen.“ Die Horste schneidet man im Herbst nicht zurück: Die schwarzbraunen Fruchtstände verzieren auch im Winter den Garten und vertragen sogar Schneedecken.
Die winterharte Gartenpflanzen ertragen bis zu 20 Grad minus und brauchen keinen Winterschutz. Die Fetthennen kommen auch mit wenig aus. Vor allem Stickstoff brauchen sie kaum. „Man kann Sedum als Stickstoffzeiger bezeichnen“, sagt Hertle. „Wachsen die Pflanzen klein und kompakt, so ist der Boden als mager einzustufen. Bei einem reichen Stickstoffangebot wachsen sie mastig.“ Die hoch wachsenden Arten lassen bei einem reichen Nährstoffangebot sogar ihre Triebe umfallen.
„Für ein optimales Wachstum sollte der Boden gut durchlässig sein“, erläutert Margrit Duwe-Schwab. „Bei schweren Böden verbessert man die Struktur mit Sand, Kies und Splitt.“ Fetthennen im Topf sollte man in ein Gemisch aus etwa 50 Prozent Kübelpflanzensubstrat und circa 50 Prozent Lavagrus oder Bimskies pflanzen.
Im Trend liegen derzeit vor allem rotlaubige Formen. „Die Sorte 'Matrona' scheint hier fast konkurrenzlos“, sagt Hertle. Eine Besonderheit ist darunter etwa die eigentlich gelbbunte Fetthenne Sedum reflexum 'Angelina', deren rund 20 Zentimeter hohe Teppiche sich im Herbst kupfrig rot einfärben. Daneben empfiehlt Hertle die Sorte 'Carmen' besonders. Die Gartenbau-Ingenieurin Duwe-Schwab rät hingegen zu 'Herbstfreude', die bereits in den 50er Jahren entstanden ist. „Es ist der VW-Käfer unter den Stauden“, sagt Duwe-Schwab.
Bei den bodendeckenden Fetthennen hebt Hertle das Sedum floriferum 'Weihenstephaner Gold' hervor. Die anpassungsfähige Staude bildet dichte Teppiche und blüht im Juni goldgelb. Wer dagegen eine gleichmäßige grüne Pflanzendecke haben möchte, sollte die Kaukasus-Fetthenne Sedum spurium 'Album Superbum' wählen. Sie wächst gleichmäßig und blüht selten.