Ein Wintermantel für die Kübel- und Beetpflanzen
Grafschaft-Ringen (dpa/tmn) - Nicht nur der Mensch braucht im Winter dicke Kleidung: Ein Mantel aus Jute oder Vlies schützt die Wurzeln von Topfpflanzen vor Frost. Exemplare im Beet sind unter einer Reisigdecke gut aufgehoben.
Und Rosen bekommen am besten noch eine Haube.
Wenn die Autoscheiben morgens weiß und Gräser mit Raureif überzogen sind, ist es soweit: Die Gartensaison ist vorbei. Spätestens dann gibt es nur noch eines zu tun: Empfindliche Pflanzen im Freien brauchen Winterkleidung. Besonders wichtig ist das für Exemplare im Topf. Denn manche Pflanze übersteht den Winter im Beet zwar gut, im Kübel aber ist sie der Kälte weit stärker ausgesetzt. Der Frost durchdringt die Erde in Kästen und Kübeln schneller und tiefer. Selbst robusten Wurzeln wie denen von Buchs, Eiben oder Fächerahorn schadet das.
Schutz bieten möglichst große Gefäße. Damit sich darin kein Wasser staut und gefriert, sollte der Gärtner eine Drainage aus einer Kiesschicht und Substrat anlegen, rät Peter Botz, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Garten-Center in Grafschaft-Ringen in Rheinland-Pfalz. Der Abfluss aus dem Gefäßboden müsse frei bleiben.
Um den Topf kommt ein warmer Wintermantel: So wird der Wurzelbereich vor Frost geschützt - das Minimum an Schutz für diese Pflanzen. Besonders gut eignen sich als wärmende Schicht Vlies und Jute, sagt Gartenberater Gottfried Röll von der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim. „Sie ermöglichen Luftaustausch und halten gleichzeitig die Temperaturschwankungen gering.“ Außerdem sehen diese Winterkleider gut aus. Einzelne Stücke werden so um den Topf gewickelt, dass sich die Enden überlappen. Nadeln oder ein dickes Garn halten sie zusammen. Letzteres kann auch Dekoration sein.
Praktisch sind Stoffsäcke. Zwischen Topf und Stoff kommt Laub, das zusätzlich isoliert. „Als Winterschutz für Kübel können statt natürlichen Materialien luftdichte Noppenfolien verwendet werden“, rät Olaf Beier vom Bundesverband der Einzelhandelsgärtner in Berlin. Über die Erde kommen Stroh- oder Kokosmatten, Laub oder Reisig. „Der eingewickelte Kübel wird auf einer Styroporplatte an einen geschützten Platz gestellt“, empfiehlt Röll. Ideal sei ein windgeschützter Platz nahe der Hauswand.
Ein guter Frostschutz ist das Eingraben der Gefäße samt Pflanzen im Boden. Eine Alternative: „Mehrere Kübel werden in eine große Kiste gesetzt und die Zwischenräume mit Laub aufgefüllt“, erklärt Röll. Ist der Wurzelraum rundum geschützt - ob eingepackt oder eingegraben - sind die Pflanzen auch vor dem Vertrocknen relativ sicher. Denn gefriert das Substrat rund um die Wurzeln, können die Gewächse kein Wasser mehr aufnehmen. Das brauchen sie jedoch, da sie auch im Winter Feuchtigkeit verdunsten. Das gilt besonders für die Immergrünen.
„Solange der Boden offen ist, müssen immergrüne Gewächse deshalb immer ausgiebig gegossen werden“, erläutert Botz. Auch klassische Beetpflanzen wie Kirschlorbeer, Kriechspindel, Rosmarin, Salbei oder Lavendel brauchen Wasser - und meist länger als Topfpflanzen. Denn es dauert länger als im Topf, bis das offene Erdreich um ihre Wurzeln durchgefroren ist. Gärtner können das verzögern, indem sie den Boden mit organischem Material wie Laub und Reisig bedecken.
„Welche Pflanzen im Winter draußen bleiben können, hängt von der Region und vom Kleinklima ab. Ein Patentrezept gibt es nicht“, sagt Peter Botz. Selbst die Exoten Oleander und Kamelien könnten regional an einem geschützten Standort im Freien überdauern. Aber der Gärtnermeister rät: Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mediterrane Gewächse vor der ersten Frostperiode reinholen. Besonders große Kübelpflanzen kann auch eine Gärtnerei den Winter über versorgen. „Heimische Gehölze und Stauden, die in Gefäße gepflanzt sind, bleiben jedoch draußen“, sagt Röll. Viele von ihnen brauchen Frost als Impuls für die Blütenbildung in der kommenden Saison.
Beetrosen hingegen brauchen Schutz um ihre Veredelungsstelle, aus der sich die Triebe entwickeln. „Sie werden mit Erde, Laub oder Mulch angehäufelt und mit Reisig abgedeckt“, erläutert Gärtnermeister Beier. Um die empfindliche Stelle von Hochstammrosen kommt ein luftdurchlässiges Polster aus Holzwolle oder Sackleinen. In sehr rauen Lagen kann sogar die ganze Pflanze in einem locker umwickelten, luftdurchlässigen Vlies oder in Jute überwintern. „Im Handel gibt es Hauben in unterschiedlichen Größen und sogar mit Reißverschluss.“
Doch nicht immer ist die dicke Jacke für Pflanzen gut, denn es gibt milde Zeiten im Winter. Gerade die schwankende Witterung kann Pflanzen schädigen oder gar umbringen. Das ist vielerorts im vergangenen Jahr passiert: Nach einem außergewöhnlich milden Januar folgte überraschend im Februar ein heftiger Frosteinbruch, berichtet Botz. Angetrieben von der Wärme standen die Pflanzen schon voll im Saft. In der neuerlichen Kälte platzten die gefüllten Leitungsbahnen. Dadurch gingen selbst winterharte Beetstauden ein. Botz rät daher, der Gartenbesitzer sollte die Pflanzen, die im Beet oder im Kübel draußen bleiben, im Auge behalten. Und wenn sich die Witterung ändert, sollte er sie aus- oder dicker anziehen.