Experte: Streuobstwiesen für Artenvielfalt erhalten
Osnabrück/Rieste (dpa) - Wiesen mit alten Obstbäumen gehören zur traditionellen Kulturlandschaft in Deutschland. Allerdings verwahrlosen immer mehr solcher Flächen. Ein neues Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt will helfen, den Bestand zu schützen.
Für den Bestand von Streuobstwiesen setzt sich ein neues Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Berliner Organisation „Terra Concordia“ ein. Vielen der für die Artenvielfalt wichtigen Biotope drohe die Verwahrlosung, warnt DBU-Biologe Volker Wachendörfer in Osnabrück. Ein neues Projekt soll die auch als „Allmendewiesen“ bezeichneten Flächen schützen.
Wo gibt es Allmendewiesen und wie viele gibt es?
Wachendörfer: „Allmende gibt es verteilt über das ganze Land, vor allem dort, wo es eine nicht so ausgeprägt intensive Landwirtschaft gibt. Es war früher einfach der Gürtel, der die Gemeinden umgab, wo alle Obst sammeln konnten. Allmende ist eine für die Allgemeinheit bestimmte Fläche. Der Naturschutzbund geht davon aus, dass wir in Deutschland rund 400 000 Hektar Streuobstbestände haben.“
Welchen ökologischen Nutzen haben diese Wiesen?
Wachendörfer: „Die Bäume sind zum Teil sehr alt und haben viele Baumhöhlen. Damit bieten sie vielen Tieren, die auf den Streuobstwiesen jagen, Möglichkeit zum Leben. Zum einen sind das Vögel wie der Steinkauz, es sind aber auch Spechte, die auf diese alten Bäume angewiesen sind. Interessant sind auch Fledermäuse, die in den Baumhöhlen leben. Auf den Wiesen leben auch viele seltene Insekten, wie der Eremit, eine Käferart, der bei Naturschützern die Augen leuchten lässt. Schließlich sind diese Biotope auch für Pflanzen wichtig, zum Beispiel für Orchideen. Diese Streuobstwiesen helfen also, die Artenvielfalt zu schützen. Dass dort auch viele alte Obstsorten erhalten bleiben, ist auch gut.“
Was gefährdet denn den Bestand der Wiesen?
Wachendörfer: „Das Problem ist, dass viele dieser Wiesen gerade an den Ortsrandlagen zu finden sind. Um Frankfurt herum gibt es beispielsweise einen Streuobstgürtel, der 40 000 Hektar groß ist. Gerade bei einer solchen Metropole kann man sich vorstellen, dass da ein immenser Druck auf der Fläche lastet. Nicht mal seitens der Landwirtschaft, sondern vielmehr, wenn es um die Ausweisung von Wohn- oder Gewerbegebieten geht. Außerdem gibt es einen Pflegenotstand. Wenn man die Streuobstwiesen nicht weiter bewirtschaftet, dann verbuschen sie. Irgendwann wird dort ein Wald stehen, aber dadurch ist der offene Charakter, der für diese Wiesen so wichtig ist, verloren. Das wirkt sich auch auf die Artenvielfalt aus.“