Frühjahrskur fürs Grün: Rasenpflege Schritt für Schritt
Heilbronn (dpa/tmn) - Der Rasen lag wochenlang unter einer Schneeschicht. Oder Minusgrade, peitschender Regen und Herbststürme haben ihm zugesetzt. Zeit für eine Frühjahrskur mit Massage, gesunder Nahrung und einem neuen Haarschnitt.
Von Grün keine Spur: Nach den langen Wintermonaten hat manche Rasenfläche braune Flecken, und die Halme sind platt. Schnee, Frost und Pilzkrankheiten haben ihre Spuren hinterlassen. Aber sobald die Temperaturen über acht bis zehn Grad klettern, beginnen die Halme, neu zu sprießen. Damit sie zu Kräften kommen, ist eine intensive Frühjahrskur wichtig.
Einige Gartenexperten favorisieren das Vertikutieren als ersten Schritt im Pflegeprogramm: „Je nach Witterung ist Mitte bis Ende März der richtige Zeitpunkt, um den Rasen zu belüften und Moose und Rasenfilz zu entfernen„, sagt etwa Angelika Kölle, Geschäftsführerin eines Gartencenters in Heilbronn. Die Rasenfläche werde am besten in drei Durchgängen bearbeitet: Der zweite Durchgang erfolgt in Gegenrichtung zum ersten, der dritte quer zu den beiden ersten.
Doch das Vertikutieren ist ein massiver Eingriff in das Wachstum der geschwächten Gräser. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft in Bonn, rät deshalb stattdessen zu einer umfassenden Säuberungsaktion: „Mit einem Rasen- oder Federrechen lässt sich abgestorbenes Material leicht von der Oberfläche des Rasens beseitigen.“
Der vertikutierte oder gründlich gerechte Boden ist aufnahmebereit für Dünger. „Zierrasen braucht einen Langzeit-Rasendünger mit einem hohen Eisenwert“, sagt Kölle. Spezielle Rasendünger enthalten in der Regel hohe Stickstoffanteile. „Wichtig sind dabei solche Stickstoffe, die über einen langen Zeitraum wirken. Das tun beispielsweise Ammonium-Stickstoffe. Normale Nitrate hingegen sind Harnstoffe und werden rasch ausgewaschen.“
„Hobbygärtner mit viel Erfahrung setzen auf die Düngung von Hand“, sagt Lutze von Wurmb, Vizepräsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Bad Honnef. „Dabei wird der Dünger in zwei bis drei Durchgängen in weitem Wurf kreuz und quer über der Fläche ausgebracht.“ Wer darin keine Übung hat, riskiert allerdings, dass der Zierrasen später an einen Flickenteppich erinnert.
Die Alternative ist ein akkubetriebener Schleuderstreuer, für große Flächen ein Düngewagen. Bei letzterem rieseln aber schon mal mehr Düngekörner als gewünscht auf den Boden - und auf der Rasenfläche führt das zu Verätzungen und auf Wegbelägen können vor allem die Eisenanteile im Dünger Schaden anrichten. „Bei der Anwendung muss man so exakt wie möglich arbeiten und die Fläche in gleichmäßigen Bahnen abfahren, welche direkt aneinander anschließen, ohne sich jedoch zu überlappen“, sagt Müller-Beck.
Wer zu Beginn des Pflegeprogramms nicht vertikutiert hat, kann das auch etwa 10 bis 14 Tage nach der Düngung nachholen. „Das Granulat ist dann eingerieselt und die Pflanze so gestärkt, dass sie sich sofort wieder bestocken kann“, erläutert Müller-Beck. Dann folge sofort der erste Rasenschnitt - dieser dürfe nicht zu kurz ausfallen, sagt Kölle. „Rund vier Zentimeter sind optimal.“
Spätestens nach dem Schnitt sind kahle Stellen unübersehbar. „Viele Lücken schließen sich durch Bestandswurzelfilz von alleine“, sagt von Wurmb. „Bei größeren beschädigten oder zerstörten Flächen ist jedoch eine Nachsaat mit einer Regenerations- oder Nachsaatmischung unverzichtbar.“ Die Aussaat sollte aber nur erfolgen, wenn die Bodentemperatur konstant über acht Grad liegt.
Die Körner wachsen besser an, wenn sie leicht in die Erde eingeharkt oder mit einer dünnen Substratschicht bedeckt werden. Anschließend wird die Erde vorsichtig angegossen. Nach etwa zwei Wochen beginnt die Saat zu keimen. Jetzt brauchen die Keimlinge bis zu vier Wochen lang konstante Feuchtigkeit.