Frühling im Winter mit Blumenzwiebeln im Glas
Düsseldorf (dpa/tmn) - Wem der Winter zu lang wird, bringt mit den ersten Frühlingsblühern Farbe und Duft ins Haus. Blumenzwiebeln tragen alle Nährstoffe, die sie für die Blütenbildung brauchen, in sich.
Ein paar Bedingungen müssen für die frühe Blüte im Haus erfüllt sein.
Sobald Blumenzwiebeln ausreichend Wärme und genug Wasser haben, können sie austreiben. Dabei kann der Hobbygärtner ein wenig nachhelfen: „Vortreiben“ heißt das in der Fachsprache. Besonders spannend ist das Spektakel im Glas: Dabei lässt sich das schnelle Wachstum von Wurzeln und Knospe wunderbar beobachten.
Klassiker für diese Art des Vortreibens sind Hyazinthen. „Im Prinzip eignen sich alle Hyazinthensorten für die Anzucht in Gläsern, aber mit präparierten Hyazinthen funktioniert sie erheblich besser: Bei ihnen kommt die Blüte früher“, sagt Miriam München, Beraterin beim Pflanzenzüchter Bruno Nebelung in Everswinkel bei Münster. Präpariert heißt: Die Zwiebeln wurden mit Temperatur vorbehandelt. Beim Kauf ist das an Stichworten wie „präpariert“, „behandelt“ oder „zur Anzucht im Zimmer geeignet“ erkennbar.
Laut München stehen blaue Hyazinthen auf der Beliebtheitsskala ganz oben, gefolgt von rosa und weißen. Renner sind deshalb die blauen Sorten 'Delft Blue' und 'Osara'. „Sehr gut geeignet sind auch zum Beispiel die 'Anna Marie' (rosa), 'White Pearl' (weiß) und 'Jan Bos' (rot)“, ergänzt Anke Bührmann vom Informationsbüro für Zwiebelblumen in Düsseldorf.
Die Hyazinthentreiberei hat eine lange Tradition. „Bereits im 19. Jahrhundert waren spezielle, zum Teil sehr hochwertige Hyazinthengläser sehr beliebt“, erläutert der Florist Harald Wenk aus Mainz. Diese vasenähnlichen Gefäße sind das wichtigste Hilfsmittel des Hobbygärtners. „Ihre Öffnung ist so gestaltet, dass eine Hyazinthenzwiebel bequem oben und die Wurzeln, zusammen mit Wasser, optimal in den unteren Glasteil hineinpassen“, ergänzt München. Damit ist sichergestellt, dass die Zwiebel auf und nicht im Wasser liegt und somit nicht faulen kann.
Die Zwiebel auf dem mit möglichst kalkfreien Wasser gefüllten Hyazinthenglas kommt zunächst an einen Ort, wo ihr vorgegaukelt wird, es sei Winter. „Sie wird acht bis zwölf Wochen in einen dunklen, frostfreien Raum mit einer Lufttemperatur unter 10 Grad gestellt“, rät Bührmann. In dieser Zeit muss das Wasser regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf nachgefüllt werden.
„Wenn sich eine größere Menge Wurzeln gebildet hat, wird das Gefäß samt Zwiebel in einen etwas wärmeren Raum, zum Beispiel in ein Treppenhaus geholt“, sagt Bührmann. Dort kommt Hilfsmittel Nummer zwei zum Einsatz - ein kleines zuckertütenartiges Hütchen aus Alufolie oder einem anderen abdunkelnden Material. Dies wird auf die Zwiebelspitze gesetzt. „Wenn sich das Hütchen hebt, sind die grünen Triebe kräftig genug. Das Hütchen wird entfernt und die Pflanze in einen Wohnraum gestellt.“ Was die Hyazinthe kann, das können auch Amaryllis und spezielle Narzissen. „Beide haben den Vorteil: Sie brauchen keine Kühlphase, treiben also deutlich schneller.“
Allerdings sind Amaryllisgläser deutlich schwerer zu finden als jene für Hyazinthen. Im Zweifelsfall tut es auch eine bauchige Vase mit einer Ausbuchtung. Die zweite Schwierigkeit bei Amaryllis ist die Kombination von langem Stängel und großer, schwerer Blüte. Diese braucht meist einen Halt. „Aus Zweigen lässt sich ganz leicht ein kleines Gitter basteln“, schlägt Wenk vor. Eine Alternative ist ein gebogener Draht, der am Glashals befestigt wird. „Oder: Das Vortreibgefäß wird in eine zweites, deutlich höheres Gefäß gestellt.“
Vergleichsweise wenig Aufwand bereiten die Weihnachtsnarzissen 'Paperwhite' - auch Tazetten genannt: Die Zwiebeln werden dicht an dicht auf eine Schicht grobe Kiesel in eine Schale gesetzt. Die Zwischenräume werden zur Stabilisierung mit Sand, feinem Kies oder auch dekorativen Glassteinen aufgefüllt. Dann wird bis zur unteren groben Kieselschicht mit Wasser aufgefüllt. Wer die Anzucht rechtzeitig bis Anfang Dezember beginnt, kann sich an Weihnachten an reichhaltigen, schneeweißen, duftenden Blüten erfreuen.
Zum Jahresende geht der Zwiebelvorrat in den Gartencentern zur Neige. Eine Alternative sind Internet-Versandhändler. „Der Nachteil beim Kauf im Internet ist: Man kann die Qualität der Zwiebel nicht überprüfen“, warnt Wenk. Er empfiehlt stattdessen, den Fachhändler anzusprechen. Jedes Blumenfachgeschäft könne Zwiebeln besorgen.