Grüne Geldanlagen - Bei Öko-Fonds fehlen Standards

Düsseldorf (dpa/tmn) - Bei Geldanlagen denken viele erst einmal an ihren eigenen Gewinn. Doch das muss nicht alles sein. Anleger können ihr Vermögen auch in soziale oder ökologische Finanzprodukte investieren.

Das richtige Produkt zu finden, ist aber nicht leicht.

Windkraft, Solarenergie oder doch lieber etwas Soziales? Anleger können mit ihrem Geld Gutes tun. Der Markt für grüne oder nachhaltige Anlagen ist groß. Das macht die Sache für Anleger aber nicht einfacher: „Der Markt ist sehr komplex und unübersichtlich“, sagt Thomas Pfister von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Und nicht überall, wo „öko“ draufsteht, ist auch „öko“ drin.

„Klimafreundlich, nachhaltig oder ethisch sind schöne Etiketten“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. „Allerdings wird mit diesen Etiketten oft nur geworben.“ Ob die Fonds, Sparanlagen oder Anleihen auch wirklich halten, was sie versprechen, können viele Anleger auf den ersten Blick nicht erkennen. „Ein Klimafonds muss nicht zwingend in Unternehmen investieren, die umweltfreundlich arbeiten“, sagt Nauhauser. „Er kann auch in Firmen investieren, die vom Klimawandel profitieren.“

„Es gibt keine einheitlichen Standards“, kritisiert Verbraucherschützer Thomas Pfister. Allein bei den Fonds seien die Anlageschwerpunkte sehr unterschiedlich. „Jeder Fondsmanager arbeitet anders.“ Während die einen Manager nur auf Unternehmen eines bestimmten klimafreundlichen Wirtschaftszweiges setzen, investierten andere nur in Unternehmen, die soziale Regeln einhalten. „Das größte Problem ist, dass es keine Definition von Nachhaltigkeit gibt“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Jeder versteht darunter etwas anderes.“

Für Anleger, die mit ihrem Geld etwas gegen den Klimawandel tun oder gute Arbeitsbedingungen fördern wollen, ist das ein Problem. „Bei den über 300 verschiedenen nachhaltigen Fonds gibt es sehr unterschiedliche Strategien“, sagt Thomas Pfister. Ein Beispiel ist die „Best-in-class-Strategie“. Hier schließen die Fondsmanager keine Branchen aus, sondern wählen nur die Firmen aus, die in Sachen Umwelt- und Sozialstandards eine Vorreiterrolle einnehmen. „Auch das gilt als nachhaltig, weil die besten Firmen eines Wirtschaftszweiges unterstützt werden“, erklärt der Verbraucherschützer.

Der Vorteil dieser Strategie: „Die Fonds sind breit aufgestellt und das Risiko des Wertverlustes entsprechend gut verteilt“, sagt Niels Nauhauser. Allerdings legen die Verbraucher damit auch Geld bei internationalen Konzernen an, die den eigenen sozialen Vorstellungen unter Umständen gar nicht entsprechen. „Ob man das möchte, muss man sich vorher überlegen.“

Eine Alternative könnten die Themenfonds sein, die einen speziellen Anlageschwerpunkt haben. Die Bandbreite reicht von Fonds, die in regenerative Energien oder Umwelttechnologie investieren bis hin zu Fonds, die ihr Geld in Firmen anlegen, die sich um gute Arbeitsbedingungen bemühen. „Diese Fonds sind transparent“, nennt Thomas Pfister den Vorteil dieser Strategie. „Denn die Anlagestrategie ist klar definiert.“ Allerdings wird das Geld der Anleger hier mitunter sehr einseitig angelegt. Das heißt: „Das Risiko ist entsprechend groß“, sagt Nauhauser.

Ein Siegel könnte Anlegern helfen, sich in diesem Dschungel besser zurechtfinden. „Ein Spartensiegel wäre ein pragmatischer Ansatz“, erklärt Thomas Pfister. „Als eine Art Mindestmaß an Nachhaltigkeit können hier ein oder zwei Kriterien definiert werden, die dann garantiert bei den ausgezeichneten Produkten eingehalten werden.“ Zum Beispiel das Kriterium „Energieeffizienz“: Es werden Unternehmen honoriert, welche ihre Unternehmenspolitik an bestimmten Energieeffizienzrichtlinien ausrichten. Oder das Kriterium „ohne Atomstrom“ könnte den Ausschluss der Atombranche aus einem Portfolio garantieren. Bislang sind solche Siegel aber Zukunftsmusik.

Die Verbraucherzentralen Bremen, Hamburg, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben allerdings eine bundesweite Marktübersicht über klimafreundliche Sparanlagen zusammengestellt. Vor allem Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken bieten zweckgebundene Tagesgelder, Sparbücher oder -briefe an, die das Geld der Kunden in den Ausbau der erneuerbaren Energien oder der energetischen Gebäudesanierung investieren.

Bei den Fonds sind Anleger weiterhin auf sich selbst gestellt. „Den Aufwand, sich zu informieren, müssen Verbraucher einfach auf sich nehmen“, sagt Sandra Klug. Zumindest die Fondsprospekte sollten Anleger gut anschauen, empfiehlt Niels Nauhauser. „Das ist zwar schwere Kost, aber es lohnt sich.“ Denn so könnten Anleger erkennen, welche Strategie der Fondsmanager verfolgt. „Und dann weiß ich auch, ob das zu meinen persönlichen Anlagezielen passt.“

Literatur:

Anno Fricke: Grüne Geldanlage - Verantwortungsvoll investieren, Stiftung Warentest, 16,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86851-314-1