Hyazinthen: Duftende Zeichen der Hoffnung
Düsseldorf (dpa/tmn) - Hyazinthen gibt es heute oft im Topf zu kaufen. Doch traditionell werden sie als Zwiebel auf ein mit Wasser gefülltes Glas gelegt - und dann schaut man beim gemächlichen Wachsen der Wurzeln zu.
Die Hyazinthe zählte im 18. Jahrhundert zu den gefragten Modeblumen. Die duftenden Zwiebelblumen wurden schon damals nicht nur in Rabatten gepflanzt, sondern auch für den Wohnraum genutzt: „Die Treiberei von Hyazinthen in der Wohnung stammt aus einer Zeit bevor es Zimmerpflanzen und Zentralheizungen gegeben hat“, berichtet Claudia Gölz vom Informationsbüro für Zwiebelblumen in Düsseldorf. Diese kühlen Bedingungen waren und sind noch heute vorteilhaft.
Die Pflanzen galten früher als Zeichen der Hoffnung: „In den Berliner Mietskasernen war es üblich, die schlanken Gläser mit den Zwiebeln zwischen die Doppelfenster zu stellen“, sagt Buchautor Joachim Henle aus München. In diesem Kleinklima - verwöhnt vom Sonnenlicht von außen und der Wärme von innen - entwickelte sich die Dekoration für das Zimmer.
„Bei Hyazinthen weiß man durch die Färbung der Zwiebel, in welcher Farbe sie später blühen wird“, erläutert Gölz. Eine weitere wichtige Eigenschaft der ursprünglich aus der Südtürkei und Westsyrien stammenden Zwiebelblume ist ihr Duft. Man sollte aber wissen, dass nicht jeder diesen Duft gut verträgt, weil er je nach Sorte sehr intensiv ist. Doch auch hierbei ist der kühle Standort wichtig: Hier entwickele sich der Duft weniger stark, sagt Gölz.
Hyazinthen, die nun blühen und die man überall kaufen kann, werden ab Herbst herangezogen. Die Zwiebeln werden dafür auf durchsichtige Wassergläser gelegt, in die die weißen, langen Wurzeln hineinwachsen, erklärt Joachim Henle. Dann schiebt sich der Trieb aus der Zwiebel in die Höhe, bis der Blütenstiel allmählich seine farbigen Knospen zeigt. Die Glasgefäße für die Hyazinthentreiberei haben eine besondere Form. „Oben am Hals befindet sich eine Einengung, die verhindert, dass die Zwiebel ins Wasser rutscht“, beschreibt Henle.
Für die Treiberei werden vorbereitete Zwiebeln verwendet. „Sie werden in einem speziellen Verfahren präpariert und haben dadurch schon die Kälte des Winters erlebt“, sagt Henle. So bekommen Blüten- und Blattanlagen in der Zwiebel einen Antriebsschub. Aber man kann die Zwiebeln zu Hause auch selbst präparieren, ergänzt Gölz. Die Zwiebeln werden für etwa acht Wochen in das Gemüsefach des Kühlschranks gelegt.
Nach dieser Zeit wird das Glas bis etwa einen knappen Zentimeter unterhalb der Einengung mit Wasser befüllt. „Zwischen Zwiebelboden und Wasseroberfläche sollte ein Abstand von einem halben Zentimeter sein“, rät Gölz. Die Zwiebel dürfe auf keinen Fall das Wasser berühren, weil sonst die Gefahr besteht, dass sie fault. „Nun wird die mit Kälte behandelte Zwiebel aufgelegt“, sagt Henle.
Gölz gibt den Tipp, den Zwiebelgrund mit dem Fingernagel anzuritzen, um die Wurzelbildung anzuregen. Die nach oben zeigende Spitze der Wurzel wird mit einem Spitzkegel aus festem Papier oder Aluminium abgedeckt. Das Hütchen stellt sicher, dass der Trieb vollständig abgedunkelt ist, damit er langsam wächst und fest bleibt.
Dann müssen die Hyazinthen im Keller stehen. „Ideal ist ein dunkler Raum mit Temperaturen zwischen fünf und acht Grad“, erläutert der Buchautor Henle. „Sind die weißen Wurzeln kräftig ins Wasser gewachsen, werden die Gläser zunächst heller, später auch etwas wärmer aufgestellt.“ Das kleine Spitzhütchen wird abgenommen, wenn das Blattwerk richtig zu sehen ist. Anschließend wächst der Blütenstand heraus. Und dann liegt dank der blühenden Hyazinthen ein Hauch von Frühling im Raum, während der Winter die Natur und den Garten noch fest im Griff hat.