Im Essgarten wächst, was schmeckt
Winkelsett (dpa) - Der Flecken Erde wirkt wie ein kleines Paradies inmitten nordwestdeutscher Ackereinöde. In ihrem Essgarten in Winkelsett im Kreis Oldenburg haben Frits und Heike Deemter auf zwei Hektar Fläche Pflanzen aus allen Teilen der Erde kultiviert.
Alle kann man essen: entweder die Frucht, das Blatt, die Blüte oder den Rindensaft.
„Es ist ein einmaliges Gefühl, wenn man zum ersten Mal die eigenen Früchte aus dem Garten erntet“, beschreibt Frits Deemter. Statt sich auf Äpfel, Birnen und Gemüse zu beschränken, haben die Deemters über den Tellerrand der heimischen Küche hinausgeblickt: Affenbäume aus Chile, Amerikanischer Amberbaum, Kaukasischer Rankspinat und Japanischer Rosinenbaum wachsen zwischen Mais- und Getreidefeldern und locken nach eigenen Angaben jedes Jahr hunderte Besucher und Schulklassen in den privaten Nutzgarten.
Mehr als 1000 Arten sind auf dem Hof der Deemters inzwischen zu finden. Der Erfolg der exotischen Zucht sei vor allem eine Frage der Klimas, sagt der 54-jährige Deemter. „Hier wächst alles, was in der gleichen Klimazone rund um den Globus gedeihen kann.“ Zudem seien Standort und die richtige Pflege der Pflanzen entscheidend. Und so kommt es, dass in Winkelsett Pfeffer aus der chinesischen Region wächst, den die Deemters wie alles aus ihrem Garten in der Küche zu exotischen Gerichten verarbeiten.
Gärtnern zählt nach Angaben des Bundesverbands der Gartenfreunde zur zweitliebsten Freizeitbeschäftigung der Deutschen. Jeder zweite Haushalt besitzt einen eigenen Garten. „Das Gärtnern holt die Menschen aus der Alltagshektik heraus und erdet sie“, erläutert Gartenfreunde-Präsident Peter Paschke den Trend. „Junge Eltern wollen den Kindern zeigen, wie die Tomaten wachsen, wie Schnittlauch und Basilikum gedeihen und dass Himbeeren nicht in der Gefriertruhe des Supermarktes geerntet werden.“
Gerade Städter haben Lust auf Gärtnern. Der Trend zum „Urban Gardening“, bei dem Dachgärten, Balkone oder auch öffentliche Flächen bepflanzt werden, ist nach Angaben des Bundes-Kleingartenverbands ungebrochen. Was in der Stadt alles möglich ist, zeigt zum Beispiel das Projekt auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in Bremen. Auf der gepflasterten Fläche in der Größe eines Fußballfeldes haben Pflanzenfreunde einen Gemeinschaftsgarten angelegt, in dem alle Bremer buddeln, säen und ernten können.
Egal ob auf dem Balkon, im Hochbeet oder Schrebergarten - für alle Hobbygärtner gilt das Gleiche. Sie brauchen vor allem Geduld, wie Frits Deemter selbst erfahren hat. „Manche Bäume, zum Beispiel Pekannüsse, brauchen 20 Jahre und länger, bevor sie das erste Mal Früchte tragen.“ Und ein Großteil der Experimente gehe schieß. Doch die Deemters lassen sich von Fehlschlägen nicht entmutigen. Ihr jüngstes Projekt: Sie kultivieren Trüffel, die ihre Hunde später aufspüren sollen.