Korrekt gekleidet - Ökologisch und fair shoppen

Berlin (dpa/tmn) - Manche Modelabels nutzen Eukalyptus und Algen für neuartige Fasern, anderen überprüfen ihre Ökobilanz, um nachhaltiger zu arbeiten: Es gibt inzwischen einige Wege, sich mit ökologisch und fair produzierter Kleidung einzudecken.

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Bei Lebensmitteln sind Biowaren längst verbreitet - die Modebranche hinkt da noch hinterher. Zuletzt gab es wieder Skandale über umweltschädliche Stoffe und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Mittlerweile wollen viele Firmen ihr Image verbessern oder zumindest dem Verbraucher Alternativen zur üblichen Produktion anbieten. „Mehr und mehr Konzerne erlegen sich mittlerweile einen eigenen Verhaltenskodex auf, was das ökologische Produzieren und faire Handeln ihrer Ware betrifft“, hat Melanie Weber-Moritz von der Verbraucher Initiative in Berlin beobachtet.

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Viele Hersteller nähern sich dem Thema über Projekte an: Puma etwa hat eine Ökobilanz erstellt. Darin bilanziert das Unternehmen seine Umweltschäden entlang der gesamten Produktionskette in Euro - vom CO2-Ausstoß über den Wasserverbrauch bis zur Abfallproduktion. Das Ergebnis: Umweltschäden in Höhe von 145 Millionen Euro allein für 2010. Als Konsequenz entwickelte Puma einen Plan, wie bis 2020 die Freisetzung gefährlicher Chemikalien unterbunden werden soll.

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Andere Unternehmen bringen grüne Kollektionen auf den Markt. „H&M und C&A etwa sind mittlerweile große Abnehmer von Bio-Baumwolle“, erklärt Weber-Moritz. Für die Aufzucht von konventioneller Baumwolle für ein durchschnittliches Shirt werden 2700 Liter Wasser benötigt, für Bio-Baumwolle nur halb so viel, klärt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland auf. Und wiederum andere Firmen entwickeln neue Fasern: Das vegane Label Umasan nutzt etwa Algen und Eukalyptus.

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Neben den verarbeiteten Materialien sind Siegel ein Anhaltspunkt, um faire Waren zu erkennen. Doch auch hier gilt Vorsicht: „Einige Unternehmen vergeben Siegel an sich selbst, die keiner Qualitätsprüfung unterliegen“, erläutert Christiane Schnura von der Kampagne für Saubere Kleidung. Im Resultat bedeutet das: Verbraucher müssen genau hinschauen und sich im Zweifelsfall selbst informieren. Aber: „Mit etwas Recherche findet man schnell heraus, welche Siegel tatsächlich empfehlenswert sind.“

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Besonders bekannt ist bislang das Fairtrade-Siegel, das unter anderem Produkte aus Bio-Baumwolle zertifiziert. Der Oeko-Tex Standard 100 sei das Mindestens, worauf der Verbraucher achten sollte, findet der Rolf Heimann, Mitglied im Richtlinienausschuss des Internationalen Verbandes der Textilwirtschaft und Leiter der Abteilung Corporate Responsibility von Hessnatur. Kleidung mit diesem Label unterschreiten die Grenzwerte für gesundheitsgefährdende Schadstoffe.

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Für besonders empfehlenswert erachtet der Experte den Global Organic Textile Standard, kurz GOTS. „Um dieses Siegel zu erhalten, müssen alle Zulieferer, von der Spinnerei bis zur Färberei, zertifiziert sein.“ Nur Produkte, die zu mindestens 95 Prozent aus Naturfasern bestehen, erhalten das Gütesiegel.

Die Datenbank www.label-online.de der Verbraucher Initiative bietet einen Überblick über die gängigen Labels. Besonders empfehlenswert seien neben Fairtrade und GOTS auch Fair for Life, Der Blaue Engel, Earth Positive, das Europäische Umweltzeichen sowie Naturtextil IVN zertifiziert BEST. Auch einige Herstellerlabels werden empfohlen, darunter LamuLamu und Hessnatur. Unter www.ecotopten.de bewertet das Öko-Institut in Freiburg Labels. Die Christliche Initiative Romero listet unter www.ci-romero.de/gruenemodeo empfehlenswerte Firmen auf.

„Im ökologischen Bereich gibt es bereits diverse Zertifizierungen - anders als im sozialen“, erklärt Schnura. Die Arbeitsbedingungen fänden bislang nur wenig Beachtung. „Verbraucher müssen sich bewusst machen: Bio ist nicht gleich fair, und fair ist nicht gleich bio.“, sagt sie. „Brüstet sich ein Unternehmen damit, etwa in Bangladesch ortsübliche Löhne zu zahlen, bedeutet das noch lange nicht, dass diese auch existenzsichernd sind.“

Schnura verweist auf das Siegel der Initiative Fair Wear Foundation. Mitgliedsunternehmen lassen die Arbeitsbedingungen ihrer Produzenten und Lieferanten von unabhängiger Stelle kontrollieren. Viele von ihnen sind sowohl ökologisch als auch sozial.

Damit die Umwelt weniger belastet wird, sieht Heimann neben den Produzenten die Konsumenten in der Pflicht: „Wir sollten zweimal überlegen, ob wir das neue Shirt oder die neue Jeans tatsächlich brauchen oder ob unser Kleiderschrank nicht eigentlich schon voll genug ist“, findet der Textilökologe. Denn auch wenn weniger Kleidung produziert wird, sei der Natur bereits ein Stück weit geholfen.

Service:

Die Verbraucher Initiative bietet eine kostenlose App an, die es Verbrauchern ermöglicht, sich direkt am Einkaufsort über Labels und ihre Bedeutung zu informieren. Download unter http://label-online.de/label-app/ möglich.