Studie: Hannover ist die lauteste deutsche Stadt
Berlin/Hannover (dpa) - Hannover ist einer Studie zufolge die lauteste Stadt Deutschlands, gefolgt von Frankfurt am Main.
In Hannover sei es auf fast 70 Prozent der Fläche im Tagesdurchschnitt lauter als 55 Dezibel, sagte der stellvertretende Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, Philip Leistner, am Dienstag in Berlin. Oberhalb von 55 Dezibel habe Lärm eine Wirkung auf den Menschen - manchmal etwa Schlafstörungen. „Das bedeutet noch nicht Hörschädigung“, betonte Leistner.
Hannover setzt sich gegen den unrühmlichen Titel zur Wehr. Die Studie berücksichtige nur die Lärmbelastung der Fläche und nicht die tatsächliche Belastung der Bewohner, betonte Baudezernent Uwe Bodemann (parteilos). Die in der Studie genannten größten Lärmquellen, der Straßen- und der Schienenverkehr, träfen in Hannover vor allem unbebautes Stadtgebiet. Die von der Stadt zuletzt 2009 vorgenommene Lärmkartierung weise eine geringere Belastung der Bewohner aus.
Einen Wert von 55 Dezibel erreicht ein Radio bei Zimmerlautstärke. An Hauptverkehrsstraßen herrschen Pegel von 80 Dezibel.
Die größten Städte seien nicht unbedingt die lautesten, ergab die Studie. Berlin belegt in dem Ranking lediglich Platz 6. Auf dem dritten Platz des Städtevergleichs landet Nürnberg (gut 61 Prozent der Fläche von Lärm belastet), gefolgt von Bonn (knapp 58 Prozent) und Köln (55 Prozent). Der Straßenverkehr sei mit Abstand die zentrale Lärmquelle, sagte Leistner.
In Münster (knapp 17 Prozent) und Augsburg (17 Prozent) ist es der Analyse zufolge besonders leise. Auch die Leipziger haben wenig Grund zur Beschwerde - im Schnitt ist es dort nur auf knapp 28 Prozent der Fläche lauter als 55 Dezibel.
Die Frage nach dem Warum beantwortet die Untersuchung nicht. Er könne lediglich mutmaßen, weshalb eine Stadt lauter sei als die andere, sagte Leistner. Die Studie solle solche Fragen provozieren. Er schloss zudem nicht aus, dass es unter den Städten mit weniger als 250 000 Einwohnern Orte gibt, die noch stärker lärmbelastet sind als Hannover.
Für die Untersuchung wertete das Institut die Lärmkarten von 27 deutschen Städten mit mehr als 250 000 Einwohnern aus. Sie seien von den Städten selbst erstellt worden und gäben Auskunft über die jeweilige Lärmbelastung. Erfasst worden sei Lärm von Straßen, Schienen- und Flugverkehr sowie von Industrie und Gewerbe.
Die Geers-Stiftung gab die Untersuchung in Auftrag. Sie fördert Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Hörbehinderungen. Deutschlands lauteste und leiseste Städte seien nun erstmals wissenschaftlich ermittelt worden, betonte die Stiftung.