Umweltpreis an „Stromrebellin“ und Ökobau-Vorreiterin
Osnabrück (dpa) - Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt würdigt in diesem Jahr zwei Öko-Powerfrauen für ihre Vorreiterrollen im Umweltschutz. Für ihre Arbeit bekommen Carmen Hock-Heyl und Ursula Sladek den mit 500 000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis.
Mit der „Stromrebellin“ Ursula Sladek und der Ökodämmmatten-Herstellerin Carmen Hock-Heyl bekommen zwei Vorreiterinnen des Umweltschutzes in diesem Jahr den Deutschen Umweltpreis. Das teilte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) am Freitag (9. August) in Osnabrück mit. Die 67-jährige Sladek ist die Gründerin und Vorstandsvorsitzende der Netzkauf Elektrizitätswerke Schönau im Schwarzwald, des ersten Ökostromanbieters Deutschlands. Die 58 Jahre alte Hock-Heyl aus Nördlingen habe gegen viele Widerstände Hanf als Öko-Dämmstoff auf dem Markt etabliert, würdigte die Stiftung.
Beide Frauen nehmen den mit insgesamt 500 000 Euro dotierten Preis am 27. Oktober von Bundespräsident Joachim Gauck in Osnabrück entgegen. Der zum 21. Mal verliehene Deutsche Umweltpreis ist die höchstdotierte Umweltschutzauszeichnung Europas.
Hock-Heyl sei ein Vorbild für andere Unternehmen, würdigte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde. Sie habe gegen viele Widerstände Ökologie und Ökonomie erfolgreich in Einklang gebracht, gesundes Bauen gefördert und regionale Wirtschaftskreisläufe wiederbelebt. Hock-Heyl habe einen „mühsamen Weg gegen Widerstände und Desinteresse beschreiten müssen“, stellte Brickwedde fest. Sie habe den kompletten Produktionsweg von der Aussaat des Hanfs über die Produktion der Dämmmatten bis zum Recycling komplett neu aufgebaut.
Seit 2003 produziert laut DBU das Unternehmen die Dämmmatten selbst. 2005 wurde der Firmensitz aus der Nähe von Karlsruhe nach Nördlingen in Bayern verlegt. Heute arbeiten rund 70 Mitarbeiter in der Firma der 58-Jährigen, die gelernte Arzthelferin ist.
Sladek habe früh erkannt, dass die Energieversorgung nur gemeinsam mit den Bürgern und Gemeinden ökologischer gemacht werden könne. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl habe sie eine Bürgerinitiative mit ins Leben gerufen, aus der 1994 der Ökostromanbieter EWS hervorging. Ihr sei es zu verdanken, dass die EWS 1997 das Schönauer Stromnetz übernehmen konnte. Sladek habe „Vertrauen geschaffen, zum Handeln motiviert und einen ökologischen Wandel ermöglicht“, so Brickwedde.
Schon 1999 begannen Sladek und ihr Team, bundesweit Ökostrom zu verkaufen. 2009 erfolgte die Gründung der Genossenschaft Netzkauf EWS. Viele Städte und Gemeinden hätten sich inzwischen an dem Schönauer Modell orientiert und setzten sich für die Energiewende ein. Damit sei die „Stromrebellin“ Sladek zu einem gesellschaftlichen Vorbild geworden.