Haus- und Gartentrends 2017 Heizpilz bringt Wärme in den Garten

Ganz billig ist das Vergnügen nicht. Infrarot-Heizungen wärmen den Körper direkt. Manche werden mit Solarenergie betrieben.

Ganz billig ist das Vergnügen nicht. Infrarot-Heizungen wärmen den Körper direkt. Manche werden mit Solarenergie betrieben.

Burscheid. Die Sonne strahlt, doch die Temperaturen bleiben typisch deutsch. Selbst wenn es mittags schon angenehm mild wird, sinkt das Thermometer gegen Abend oft empfindlich ab. Für frierende Frischluft-Fans bietet der Handel inzwischen verschiedene Lösungen an. Die älteste ist sicherlich das Lagerfeuer, modern für den Reihenhausgarten optimiert als Feuerkorb oder Feuerschale. Diese gibt es heute in den unterschiedlichsten Formen und Ausführungen, mal rustikal, mal schlicht-elegant. Zusätzlich zur Wärme profitieren die Gartenbesitzer hier von den idyllisch lodernden Flammen.

Foto: Andreas Fischer

Allerdings haben auch die Nachbarn etwas davon, wenn das Grundstück schmal ist: Die Holzscheite neigen zum Rauchen. Schnell zieht dann der Rauch beim Nachbarn ins geöffnete Fenster und verpestet die Wohnung. Zudem besteht die Gefahr, dass durch Funkenflug Holzmöbel oder Kleidung angekokelt werden.

Beliebt in Cafés und Privatgärten sind mit Gas betriebene Heizpilze. Seit ein Taxifahrer diese um die Jahrtausendwende aus Schweden mitbrachte, sieht man die Wärmequellen immer häufiger in Fußgängerzonen und auf Plätzen. Heute gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle.

Wer nur zu zweit zu Hause auf der Terrasse darunter sitzen will, benötigt in der Regel eine schwächere Heizleistung als solche, die in Cafés einen breiten Umkreis wärmen sollen. Die meisten Heizpilze werden von einer Propangasflasche gespeist. Bei voller Leistung der Heizung reicht eine übliche Elf-Kilo-Gasflasche für rund zwölf Stunden Wärmegenuss. Wer die Flamme herunter dreht, verbraucht entsprechend weniger Gas.

Ganz billig ist das Vergnügen nicht — zwischen 0,75 und 1,50 Euro pro Stunde reichen die Schätzungen für die reinen Betriebskosten. Dazu kommt der mühsame Austausch der Gasflaschen. Dafür sind Gas-Geräte oft günstiger in der Anschaffung als Elektrogeräte — und sie sind unabhängig von einer Steckdose.

Wichtig ist der Abstand zu Vorhängen, Bäumen und Sträuchern — sonst entsteht schnell ein Brand statt der gemütlichen Stimmung. Es gibt jedoch auch Heizpilze, bei denen die heiße Luft geschützt durch eine Glasröhre fließt. Bei der Sicherheit unterscheiden sich auch teure Modelle von billigen: Einfache müssen per Feuerzeug oder Zündholz angeworfen werden, hochwertige entflammen per Piezo-Zündung. Einige Modelle verfügen über eine Abschaltautomatik, die die Gaszufuhr zudrehen, wenn der Heizpilz umkippt. Die meisten Heizpilze sind mit Drei-, Fünf- oder Elf-Kilo-Gasflaschen zu bedienen und stufenlos regelbar.

Neben den klassischen Heizpilzen, die meist in Restaurants verwendet werden, haben sich die Hersteller inzwischen diverse Varianten einfallen lassen: Den Bistro-Tisch mit eingebautem Heizstrahler, der für warme Beine sorgt. Die formschöne Pyramide aus Edelstahl für den gestalteten Garten. Oder einfach das kleine flache Modell, das auf die Gasflasche aufgeschraubt wird und im Garten oder beim Campen für Wärme sorgt.

Umweltschützer allerdings lehnen die Heizpilze ab. Der Co2-Ausstoß entspreche dem eines alten Autos ohne Partikelfilter, heißt es. Ein einzelner Heizpilz, der 40 Stunden pro Woche läuft, produziert vier Tonnen Kohlendioxid, hat Greenpeace herausgefunden — so viel wie ein Einfamilienhaus.

Deshalb haben viele Städte Gasheizstrahler verboten. „Wir raten dazu, lieber eine dickere Jacke anzuziehen oder über einen Wintergarten nachzudenken“, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. Und auf gar keinen Fall dürfe eine Gasheizung in geschlossenen Räumen — etwa dem Gartenhaus — aufgestellt werden. „Da droht durch das Kohlenmonoxid Lebensgefahr.“

Eine andere Alternative sind elektrische Heizstrahler. Günstig sowohl vom Stromverbrauch als auch für die Umwelt sind Quarzheizstrahler. Sie verbreiten zwar nicht so viel Hitze wie andere Alternativen, reichen aber oft für den kleinen Balkon oder Sitzecke aus. Infrarot-Heizgeräte gelten als besonders effizient.

Durch die kurzwellige Strahlung entsteht die Wärme erst, wenn sie auf die Kleidung auftrifft. So wird gezielt der Mensch und nicht die Umgebung aufgeheizt. Es gibt sogar schon Modelle, die durch Solar-Anlagen angetrieben werden. Das ist natürlich dann eine besonders umweltfreundliche Lösung. Für die Terrasse oder das Partyzelt geeignet sind Infrarot-Heizungen, die von der Decke hängen — wenn es einen Stromanschluss gibt.

Oder es werden Heizsäulen angeboten, die sich unter den Tisch stellen lassen. Elektroheizungen ohne Infrarot-Technik verbrauchen mehr Strom und setzen insgesamt weniger Energie in Wärme um als Gas-Heizungen. Für den einzelnen Einsatz auf der Terrasse sind sie trotzdem beliebt, weil sie flexibel und mit wenig Aufwand einsetzbar sind.

Unübertroffen billig, umweltschonend und praktisch jedoch ist die gute alte Wolldecke: einfach die Beine oder den Oberkörper darin einkuscheln und den Abend draußen genießen.