Jugendliche im Internet: In ständiger Medienbereitschaft
Neue Studie über das Nutzungsverhalten Jugendlicher im Internet.
Düsseldorf. Für viele Erwachsene sind Jugendliche eine einzige herumdaddelnde Masse. Sie spielen ständig mit dem Handy oder Laptop, posten, streamen und hören Musik. Die Wirklichkeit ist differenzierter, wie eine aufwändige Studie des Heidelberger Sinus-Instituts belegt, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Die Forscher, die im Auftrag des „Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet“ (DIVSI) tätig wurden, befragten nicht nur 1500 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 24 Jahren nach ihrer Internet-Nutzung, sie versuchten in Seminaren mit der Zielgruppe auch Haltungen und Einstellungen zu ermitteln. So ergab sich eine Typologie der jungen digitalen Generation.
Bezogen auf die 14- bis 25-Jährigen sind 98 Prozent ständig online, weit mehr als bei den Erwachsenen, wo immer noch 37 Prozent der Menschen die digitale Welt völlig fremd ist. Allerdings trägt auch die Verbreitung von Smartphones dazu bei. Es müssen keine Computer mehr hochgefahren werden, um mit anderen in Kontakt zu treten.
Es ist eher, sagen die Forscher, ein Gefühl ständiger Bereitschaft. Ohne Mobiltelefon fühlen sich viele Jugendliche von der Außenwelt abgeschnitten.
68 Prozent der Jugendlichen sind bei Facebook oder Ähnlichem aktiv. Allerdings wissen die meisten, dass die Freundschaften dort keine echten Freundschaften sind, und dass Privates im Netz nichts verloren hat. Außerdem sehen 34 Prozent das Mobbing im Netz als das größte Risiko an und halten es dort für schlimmer als im realen Leben.
Die jungen Leute sind nicht alle in gleichem Maß und mit den gleichen Motiven vom Internet begeistert. Richtige Freaks sind demnach 18 Prozent, die die Forscher als „unbekümmerte“ Nutzer bezeichnen. Diese Gruppe mit eher geringer Bildung nutzt das Netz intensiv als Unterhaltungsmedium, beantwortet bei Facebook alle Freundschaftsanfragen, hat wenig Sicherheitsbedenken und auch keine Skrupel, Dateien illegal herunterzuladen, so lange es alle machen und man nicht erwischt wird.
Mit 26 Prozent etwas größer und besser gebildet ist die Gruppe der „souverän“ das Web nutzenden Jugendlichen. Sie sehen es als globale Bühne, um ständig Neues zu entdecken und sich selbst anderen als besonders individuellen Typ darzustellen. Diese Gruppe will auch später im Beruf mit dem Internet arbeiten, während viele der „Unbekümmerten“ glauben, im Job damit nur noch wenig zu tun zu haben.
Dazwischen liegen die „pragmatischen“ Nutzer, die außer dem Netz auch noch andere Hobbys haben. 28 Prozent der Jugendlichen gehören zu ihnen. Sie nutzen das Internet etwas weniger und gezielter. Zehn Prozent der Jugendlichen wiederum sehen das Internet ausgesprochen skeptisch und geben an, lieber Bücher zu lesen. Sie gehen wenn, dann ganz bewusst online und haben ein hohes Gefahrenbewusstsein. Gleichwohl können auch sie sich eine Zukunft ohne Internet nicht vorstellen, wie fast alle Jugendlichen.
Eher klein sind mit 18 Prozent die unterschiedlichen Gruppen der Wenig-Nutzer. Bei ihnen gibt es große Ängste über Missbrauchsmöglichkeiten und aus unterschiedlichen Gründen weniger Anreize, soziale Kontakte über diesen Weg zu suchen.