Mitten im Leben – trotz Migräne

Starke Kopfschmerzen sind für die Betroffenen sehr belastend. Doch die Therapiemöglichkeiten sind gut, wenn die richtige Diagnose gestellt ist.

Düsseldorf. Margot Rosenau ist eine lebenslustige Frau. Das ist nicht selbstverständlich, denn die 65-jährige Hildenerin leidet seit ihrer Jugend an schweren Migräneanfällen. Und doch lässt sie sich von der Krankheit nicht unterkriegen: "Ich bin ein positiver Mensch", sagt sie. Heute um so mehr, da sie sich aktiv ihrer Krankheit stellt.

Das war lange Zeit nicht so. Wenn ein Migräneanfall überwunden gewesen war, habe sie wieder positiv gedacht und geglaubt, die Krankheit höre irgendwann von alleine auf. Doch es kam anders. "Auf einmal hatte sich mein Medikamentenverbrauch verdoppelt, und die Anfälle wurden schlimmer", erinnert sich Rosenau. "Es musste etwas passieren. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Migräne verselbstständigt."

Erst vor rund acht Jahren änderte sich alles. Rosenau wurde auf eine Veranstaltungsreihe zu dem Thema aufmerksam, hörte sich Vorträge an, kam in Kontakt mit Leidensgenossen. Seitdem hat sie professionelle Unterstützung. "Der Neurologe kennt sich aus mit den neuesten Behandlungsmethoden." Zu den Schmerzmitteln kamen neue Arzneimittel hinzu. Margot Rosenau treibt zudem viel Sport. Sie schwimmt, walkt und geht mit ihrem Mann zum Tanztraining.

Und: Margot Rosenau engagiert sich seit einigen Jahren in einer Selbsthilfegruppe. Auch das half ihr weiter: "Man sieht, dass man nicht alleine ist mit der Krankheit, man tauscht sich aus und erfährt immer etwas Neues."

Rund 70Prozent der Deutschen leiden zeitweise unter Kopfschmerzen. Experten unterscheiden dabei zwischen mehr als 200verschiedenen Arten dieser Erkrankung - die häufigsten sind der Spannungskopfschmerz und die Migräne, die für mehr als 90 Prozent aller Beschwerden verantwortlich sind.

Eine eindeutige Ursache für die Erkrankungen sei bis heute nicht gefunden, erklärt Privatdozent Dr. Rainer Freynhagen, Leiter der Ambulanz für Schmerztherapie an der Universitätsklinik Düsseldorf. Dennoch macht er den Betroffenen Mut. Spannungskopfschmerzen und Migräne seien zwar für die Patienten "extrem belastend". Wenn erst einmal eine Diagnose gestellt sei, könnten sie aber zumeist gut behandelt werden (siehe Kästen).

Freynhagen rät dazu, bei Beschwerden zunächst den eigenen Hausarzt zu konsultieren. In der Regel seien für die Diagnose keine aufwändigen Röntgenuntersuchungen notwendig. "Die Diagnostik von Kopf- und Gesichtsschmerzen stützt sich zunächst nur auf eine gezielte Erhebung der Krankengeschichte sowie eine sorgfältige klinisch-neurologische Untersuchung", erklärt Freynhagen.

Wenn der Hausarzt unsicher sei oder nicht helfen könne, sei dann aber der Weg zum Facharzt notwendig, und zwar zum Neurologen oder zum Schmerztherapeuten. Hilfreich sei, einen sogenannten Kopfschmerz-Kalender zu führen, in dem die Häufigkeit der Beschwerden, ihre Ausprägung und der Medikamentenbedarf aufgezeichnet werden.

Margot Rosenau meistert heute den Alltag trotz ihrer Migräne-Anfälle. Sie reist gerne, kümmert sich um ihre Schwiegermutter und betreut leidenschaftlich gerne ihre Enkelkinder. Und auch sie macht anderen Betroffenen Mut: Mit der richtigen Therapie könne man gut mit der Krankheit zurechtkommen.