PC-Betriebssystem: Enttäuschendes Windows Vista

Microsoft präsentiert nach fünf Jahren Entwicklung einen Nachfolger für XP. Experten finden das Produkt unspektakulär.

Düsseldorf. Das neue Windows-Betriebssystem war eine schwere Geburt - und längst überfällig. Da im Laufe der Vista-Entwicklung aber viele Erneuerungen gestrichen wurden, wird sich bei vielen Anwendern die Begeisterung in Grenzen halten. "Was übrig blieb, ist ein werthaltiges, aber in weiten Teilen unspannendes Produkt", fasst Walt Mossberg, Kolumnist des "Wall Street Journal" seine ersten Eindrücke zusammen. Ähnlich ist auch die allgemeine Einschätzung in führenden deutschen Computerzeitschriften. Mit Windows Vista kommt nach mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit und vielen Verspätungen erstmals ein Nachfolger des betagten Windows XP auf den Markt. Das Softwarepaket ist eine Neuentwicklung und für Microsoft das wichtigste neue Produkt seit Jahren, von dem das künftige Wachstum abhängen wird. Am 29. Januar wird der Start überall auf der Welt gefeiert Den offiziellen Startschuss für Vista und das zeitgleich erscheinende Programmpaket Office 2007 will Microsoft am 29. Januar überall auf der Welt feiern. In New York soll eine der größten Partys steigen, zu der auch Unternehmensgründer Bill Gates aus Redmond einfliegen wird. Doch dass Vista sofort reißenden Absatz finden und Computernutzer die Geschäfte stürmen werden, bezweifeln sowohl Experten als auch Microsoft selbst. Das Gros der privaten Computerbesitzer wird den Umstieg auf Vista erst mit dem Neukauf eines Computers vollziehen. Einige haben bereits einen Gutschein für Vista in der Tasche. Immerhin ist der Speicherhunger des neuen Microsoft-Produktpakets im Vergleich zu früheren Betriebssystemen und selbst zu aktueller Software immens. Das Gros der in den deutschen Haushalten stehenden Rechner dürfte diese Last kaum bewältigen. Auch in den kommenden Monaten werde sich Vista aber nur langsam auf die Absatzzahlen der PC- und Halbleiterindustrie auswirken, schätzt Hannes Schwaderer, Deutschland-Chef von Intel. "Viele Konsumenten werden erst abwarten, wie stabil die Software ist." Und das Geschäft mit Firmenkunden habe gezeigt, dass die Unternehmen bei ihren normalen PC-Ersatz-Zyklen blieben. Fenster in 3D, analoge Uhr, Wetterbericht und ein Kalender Vista will mit einer komplett überarbeiteten grafischen Oberfläche für eine schnellere und optisch vereinfachte Verwaltung und Nutzung von Daten sorgen. Eine der augenfälligsten Neuerungen sind die neuen, transparent gehaltenen Fenster, die einen besseren Überblick über geöffnete Dokumente verschaffen sollen. Mit "Flip 3D" werden die Fenster auch in dreidimensionaler Ansicht dargestellt. Auf der Bildschirmoberfläche kann sich der Nutzer eine Sidebar mit Applikationen wie einer analogen Uhr, der Wettervorhersage oder einem Kalender anlegen. FAKTEN zu Windows Vista Preise: Vista kommt in insgesamt fünf verschiedenen Ausführungen sowohl für den privaten als auch den professionellen Einsatz auf den Markt. Die Preise variieren für die Upgrades und Vollversionen zwischen rund 119 Euro (Upgrade Vista Home Basic) und 499 Euro (Vollversion Vista Ultimate). Grundausstattung: So viele Neuerungen benötigen eine Menge Rechenleistung: Als absolute Grundausstattung für Vista empfiehlt Microsoft neben einer schnellen Grafikkarte einen Arbeitsspeicher von 512 Megabyte. Will der Kunde nicht auf die Benutzeroberfläche Aero verzichten, benötigt er einen PC mit mindestens einem Gigabyte Arbeitsspeicher und einen mindestens ein Gigahertz schnellen Prozessor. Sicherheit: Ein wichtiger Baustei für die Sicherheit muss hinzugekauft werden, denn Windows Vista wird ohne einen dauerhaften Virenschutz ausgeliefert. In diesem Markt dominieren bislang Anbieter wie Symantec, McAfee und Kaspersky.