Suche: Peter Gabriels Filter fürs Internet

Das neue Bewertungsportal für Musik ist noch nicht ausgereift, hat aber Potenzial.

Düsseldorf. Wer in Google den Namen der ehemaligen Pop-Ikone "Peter Gabriel" eingibt, bekommt rund 6,7 Millionen Ergebnisse geliefert - kein Mensch würde ernsthaft auf die Idee kommen, alle Links anzuklicken. "Weniger ist mehr", hat sich vermutlich auch der ins Mediengeschäft gewechselte Gabriel bei der Entwicklung von "The Filter" (www.thefilter.com) gedacht - einem Suchportal für Musik und Filme. Der Brite setzt auf eine kleine, aber feine Auswahl.

Der Clou: Der Anwender kann durch geschickte Vor-Auswahl seiner Lieblings-Songs und -Videos selbst Einfluss auf die Treffer nehmen. Welcher Eintrag auf die Liste kommt, hängt nicht zuletzt auch von den Urteilen anderer Teilnehmer ab. Jeder, der sich bei "The Filter" registriert, kann mitmachen und seine Tipps abgeben. Bei Gabriels Suchmaschine lenken also die Besucher die Ergebnisse selbst. "Die Usermeinung ist jetzt auch Teil des Rankings", bestätigt Stefan Karzauninkat aus Hamburg, Buchautor und Betreiber des Internetportals "Die Suchfibel" (www.suchfibel.de).

Gabriel setzt dabei ganz auf das "Mitmach-Prinzip" - getreu der Devise: Was Nutzer, die einen ähnlichen Geschmack haben wie ich, für gut beurteilen, wird auch mir gefallen. Je mehr Leute sich beteiligen, desto hochwertiger die Treffer. Soweit die graue Theorie. Doch was leistet das neue Portal in der Praxis?

Hinein kommt nur, wer sich kostenlos registriert. Außerdem klopft das englischsprachige Portal die persönlichen Vorlieben des Benutzers ab: Der User wählt dazu aus einer Liste seine bevorzugten Musikrichtungen sowie Filme aus. Ungewöhnlich: Anhand von Schiebebalken gilt es, diverse Musiker zu beurteilen. Das Ausfüllen nimmt einige Minuten in Anspruch. Ganz ausgereift scheint das Produkt noch nicht zu sein, denn im Test konnte "The Filter" die Eingaben mehrfach nicht verarbeiten. So begann das ganze Spielchen stets von vorne - das nervt.

Die Oberfläche der Startseite dürfte iTunes-Kunden gefallen. Zu sehen gibt´s die Cover der Musiktitel und Filme, die nach Meinung von "The Filter" dem eigenen Geschmack genau entsprechen. Doch darüber lässt sich natürlich trefflich streiten. Beim Click auf ein Film-Cover besteht die Möglichkeit, sich den Trailer anzuschauen. "The Filter" verzweigt dazu auf das Videoportal YouTube (www.youtube.com). Außerdem lassen sich einzelne Titel bewerten und bei Missfallen ganz von der persönlichen Seite verbannen. In der Rubrik Musik kann der Fan in einzelne Titel hinein hören und diese kaufen - zum Beispiel über das Angebot des Web-Kaufhauses Ama³zon.

"The Filter" befindet sich noch im Beta-Stadium, das heißt, die Entwickler basteln noch eifrig an dem Angebot, um einige Macken zu beseitigen. Der Anwender merkt dies sofort, denn es hakt noch an jeder Ecke und Kante. Nicht gefiel uns im Test, dass fast nur Musiktitel zu den drei vorher ausgesuchten Genres angezeigt werden. Ein eingefleischter Pop-Fan schaut aber auch gerne mal über den Tellerrand und hört sich in einer besinnlichen Stunde mal ein Jazz-Stück an. Das Film-Angebot scheint eine Vorliebe für die üblichen Kassenschlager zu haben, wie Ice Age oder James Bond. Die Streifen kennt aber eigentlich eh jeder, so dass hier eine Suchmaschine überflüssig ist. Um brauchbare Resultate zu erhalten, muss sich der Besucher schon die Mühe machen, den Filter per Feintuning genau zu justieren. Das zieht sich aber über Stunden hin. Wer ist aber zu so einem Zeit-Marathon bereit?

Peter Gabriel und seine Crew planen, das Musik- und Videoportal "The Filter" kräftig auszubauen: Geplant sind neben den Bereichen "TV" und "Web Video" auch Rubriken für Reisen, Essen und Weine.

"The Filter" mag derzeit dank geschickten Marketings für Wirbel sorgen, genauso schnell könnte das Projekt aber auch wieder in der Versenkung verschwinden. Ein Musikidol kocht halt auch nur mit normalem Wasser.