Sippenhaftung erwünscht Alpakas sind echte Herdentiere
Neubiberg (dpa/tmn) - Alpakas sind vor allem für ihr kuscheliges Fell bekannt. In Europa wird die Kamelart gerne zur Landschaftspflege und als Wanderbegleiter eingesetzt. Als domestizierte Tiere dürfen aber auch Privatpersonen Alpakas halten.
„Alpakas sind Herdentiere und sollten keinesfalls einzeln gehalten werden“, sagt Kathrin Haas, Fachreferentin an der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München. Eine gute Konstellation seien beispielsweise ein kastrierter Hengst und mehrere Stuten.
Wenn der Hengst nicht kastriert ist, darf er nicht dauerhaft mit den weiblichen Tieren gehalten werden. Die Stuten sind sonst ständig trächtig, und der Hengst duldet keine anderen männlichen Alpakas in der Nähe. Solch eine Mischung bedeutet deshalb für alle Tiere Stress, ergänzt Klaus Finkenzeller. Er ist Vorsitzender des Vereins der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden aus Berchtesgaden. „Es sollten mindestens zwei Alpakas zusammenleben, da sie sich besser verstehen als ein Alpaka und ein Lama - in größeren Herden können die beiden Arten auch gemischt werden.“
Als Weidefläche müssen zwei Alpakas mindestens 1000 Quadratmeter zur Verfügung stehen, rät Haas. „Für jedes weitere Tier sollten jeweils 100 Quadratmeter hinzukommen.“ Um die Neuweltkamele davon abzuhalten auszubüxen, empfiehlt Finkenzeller eine Zaunhöhe von 1,40 Meter. Damit die Tiere sich bei schlechtem Wetter oder starkem Wind gut unterstellen können, sollte es laut Fachtierarzt Henrik Wagner von der Universität Gießen einen Unterstand auf dem Gelände geben. Pro Alpaka ist dieser am besten zwei bis drei Quadratmeter groß. „Außerdem sollten Halter darauf achten, dass der Stall mehr als eine Öffnung hat: Das stärkste Tier lehnt sich gern an die Tür und sichert den Eingang, dann wird kein anderes Tier mehr hereingelassen.“
Wichtig ist außerdem eine abgetrennte Fläche für den Fall, dass ein Tier mal krank wird und die anderen anstecken könnte, sagt Wagner. „Alpakas können Krankheiten nicht nur untereinander übertragen, sondern auch auf Rinder und Pferde - die wiederum Krankheiten auf Alpakas übertragen. Man sollte daher regelmäßig kontrollieren, ob alle Tiere in Ordnung sind. Wichtig ist für Alpakas auch ein Sandbad auf der Weide, in dem sie sich ausgiebig wälzen können. „Zusätzlich sollte jedem Tier ein einzelner Fressplatz eingeräumt werden, damit es nicht zu Futterneid kommt“, sagt Haas.
Da Alpakas zu den Wiederkäuern zählen, fressen sie hauptsächlich frisches Gras und Heu. „Außerdem sollte man den Tieren neben ausreichend frischem Wasser auch Mineralstoffmischungen anbieten, die Kalzium, Magnesium, Zink, sowie Natrium und Vitamin E enthalten - die gibt es in Form von Lecksteinen oder Pulver“, sagt Haas. Von Obst und Gemüse rät sie ab, da sonst der Magen der Tiere übersäuern kann. „In ihrem Ursprungsland haben Alpakas eher karge Futterbedingungen, daher sind es recht genügsame Tiere“, fügt Finkenzeller hinzu. „Um ihr hochsensibles Verdauungssystem im Gleichgewicht zu halten, fressen sie mehrmals täglich. Deshalb muss ihnen Tag und Nacht in ausreichender Menge Heu und Gras zur Verfügung stehen.“
Allgemein gelten Alpakas als besonders freundlich und ruhig. „Auch mit Lamas, Pferden, Rindern oder Eseln vertragen sie sich gut. Wer Hunde zu den Alpakas lassen möchte, sollte die Tiere zuerst langsam aneinander gewöhnen: Anfangs ist es daher besser, wenn Halter ihren Hund an der Leine lassen“, erläutert Haas.
Zusätzlich zu den Futterkosten, die bei monatlich etwa 15 bis 20 Euro pro Alpaka liegen, kommen die Behandlungen des Tierarztes hinzu, sagt Wagner. „Alpakas müssen geimpft und entwurmt werden.“ Die Kosten für die Anschaffung eines Alpakas schätzt Wagner auf 500 bis 1000 Euro.
Die kleinen Kamele müssen auch richtig gepflegt werden. „Vor dem Sommer sollten Alpakas geschoren werden, damit sie nicht überhitzen“, sagt Finkenzeller. Ebenso werden die Zehennägel ein- bis viermal im Jahr geschnitten - je nach Wuchs und Abnutzung. Grundsätzlich sollten zukünftige Halter sich vor dem Kauf von Alpakas über die artgerechte Haltung informieren. Möglich sei dies zum Beispiel bei Lehrgängen, die regelmäßig angeboten werden. Außerdem ist es wichtig, dass Halter vor dem Kauf nach Tierärzten in der Nähe suchen, die auch Alpakas behandeln. „Wenn die Besitzer sich gut um die Tiere kümmern, haben Alpakas eine Lebenserwartung von etwa 20 Jahren.“