Einsatz für Supernasen Beim Verein "Suchhundeinsatz" können Hunde Hunde suchen
Kommt ein Haustier abhanden, geht oft eine verzweifelte Suche los. In Essen helfen ausgebildete Trail-Hunde: Ihre feinen Nasen spüren winzigen Geruchsspuren nach.
Essen.. Als Django davongelaufen war, musste Supernase Feline helfen. Die Australian-Shepherd-Hündin ist Pet-Trailer. Mit Frauchen Mandy van den Borg folgt sie der Spur von entlaufenen Tieren. Sie macht sich zunutze, dass Feline viel mehr Riechzellen hat als ein Mensch. "Suchhundeinsatz" heißt der noch junge Verein in Essen, der es sich auf die Fahnen schreibt, verschwundene Tiere wieder aufzuspüren.
Django war ausgebüxt und hatte seine Flexileine mitgerissen, die sich in einem Griffkästchen aufrollt. Das Klappern des Kästchens auf dem Asphalt jagte den verschreckten kleinen Hund immer weiter. Django rannte durch einen Park, über eine Autobahnbrücke, in eine Gartenanlage.
Mandy van den Borg wird verständigt. Sie schnallt Feline das Such-Geschirr um, hält ihr eine Decke aus Djangos Körbchen vor und kommandiert: „Riech!“ Sofort speichert Feline den Duft ab. Dann das Kommando „Go!“. Die Suche beginnt.
Es geht querfeldein, anderthalb Stunden lang. In Dunkelheit und strömendem Regen. Manchmal rennen sie im Kreis. Feline findet ältere Spuren von dem vermissten Tier. Doch dann stößt sie plötzlich auf frische. Und zieht immer wieder in einen Garten, Richtung Komposthaufen. Hier irgendwo muss Django sein.
Schließlich das Signal: Die Suchhündin zeigt an, dass der kleine Django gefunden ist - verheddert in einem Brombeerstrauch. Happy-End für einen der ersten Pet-Trails. Die Geschichte ist ausschlaggebend für die Gründung des Vereins Suchhundeinsatz, wie van den Borg erzählt.
„Ein Großteil der Kommunikation beim Hund läuft über seine Nase“, erklärt Tierarzt Bastian Bronnert aus Düsseldorf. „In der Luft hinterlässt ein Geruch eine Kette von Molekülen. Die kann ein Hund selbst in großer Entfernung wahrnehmen und verfolgen.“
Die Spezialausbildung zum Trail-Hund dauert mehrere Jahre. „Hunde verknüpfen die Suche mit einer Belohnung oder mit Spiel und Beschäftigung“, erklärt der Tierarzt. So würden auch Drogen- oder Sprengstoffhunde ausgebildet. In der Natur sei der ausgeprägte Geruchssinn wichtig, um Beute aufzuspüren, das Rudel wiederzufinden oder auf läufige Weibchen aufmerksam zu werden.
Hunde mit langer Schnauze können bis zu 250 Millionen Riechzellen haben. „Der Hirnnerv für Gerüche ist bei Hunden stärker ausgeprägt als andere Nervenbahnen“, erklärt Bastian Bronnert. Und der Einsatz ist anstrengend: Denn beim Schnüffeln viele Gerüche aufzunehmen und unterscheiden zu müssen, macht müde: „Das ist wie Marathon.“
Mandy van den Borg und ihre Vereinsfreunde arbeiten ehrenamtlich. „Wir nehmen kein Geld, weil wir wissen, wie verzweifelt die Tierbesitzer sind.“ Oft geben dankbare Hundeherrchen einen Förderbeitrag. Es gibt in Deutschland aber auch Tiersucher, die gewerblich arbeiten.
Nicht alle entlaufenen Tiere kann der Essener Verein aufstöbern. Viele hilfesuchende Anrufer muss die Vorsitzende Mandy van den Borg enttäuschen: „Läuft der Hund ohne Leine fort, hält ihn kein Hindernis auf. Ist er neu in seinem Umfeld und ängstlich, sinken die Chancen, ihn zu finden.“ Ihr Tipp: Dort warten, wo der Hund zuletzt gesehen wurde, oft kehre er dorthin zurück.
Auch eine Suche nach Katzen ist schwierig. Ihren Wegen kann kein Hund folgen. Gelingt es, ein Gebiet eingrenzen, wo sich die Katze versteckt hält, können die Halter versuchen, sie anzulocken. „Tierbesitzer sollten ihre Lieblinge immer mit einem Chip registrieren lassen,“ empfiehlt die 39-Jährige.
Kürzlich war es ein Boxer, der verschwand. Er war krank und wollte sich möglicherweise zum Sterben verziehen. Feline fand ihn noch rechtzeitig, wie ihr Frauchen erzählt. So habe das Herrchen noch Abschied nehmen können.