Blinden Katzen wenig Veränderung zumuten
Hamburg (dpa/tmn) - Blinde Katzen kommen mit ihrer Behinderung deutlich besser zurecht als Menschen. Um ihnen das Leben zu erleichtern, sollten Besitzer dennoch einige Dinge beachten. Wenig Veränderung in der Wohnung und feste Tagesabläufe gehören dazu.
Manchmal sind Krankheiten die Ursache, manchmal liegt es am Alter, wenn Katzen erblinden. Die Tiere kommen mit diesem Handicap jedoch meist gut zurecht: „Katzen können sich ohne Sehfähigkeit gut arrangieren“, erklärt Barbara Schöning, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz in Hamburg. „Sie haben sich schon immer stark auf ihre anderen Sinne verlassen, da sie dämmerungs- beziehungsweise nachtaktiv sind.“ Besitzer können aber auf einige Dinge achten, um blinden Katzen das Leben zu erleichtern.
In erster Linie orientieren sich die Tiere über ihre Tasthaare. Katzen spüren aber auch Luftzüge und nehmen so Bewegungen wahr. „So können blinde Katzen sehr gut Mäuse fangen“, sagt Birgit Rödder, Tierverhaltenstherapeutin aus Bad Münstereifel. Um blinde Katzen in ihrer Orientierung zu unterstützen, sollten Halter die Möbel in der Wohnung nicht zu häufig verrücken.
Probleme mit den Augen lassen sich bei Katzen heute früh behandeln. „Problematisch ist jedoch, dass viele Besitzer gar nicht mitbekommen, wenn ihre Katze langsam erblindet“, sagt Tierärztin Schöning. Tierarzt Jürgen Kremendahl, der eine Katzenpraxis in Wuppertal hat, fügt hinzu: „Das liegt oft daran, dass eine Katze sich in ihrer Umgebung auskennt.“ Den Besitzern falle die Veränderung dadurch nicht auf. Wichtig sei in jedem Fall, die Ursache für die Blindheit abklären und behandeln zu lassen, um Folgeschäden zu vermeiden. Häufige Gründe sind Erkrankungen wie die Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck.
Manchmal entwickelten die erblindeten Tiere Verhaltensauffälligkeiten. Sobald Haltern dies auffällt, sollten sie mit der Katze zum Tierarzt. Barbara Schöning empfiehlt außerdem, bei älteren Katzen regelmäßig einen Augentest zu machen. Dies sei auch zu Hause möglich, zum Beispiel, indem man einen Wattebausch fallen lasse. „Dabei kann sich die Katze nicht auf ihr Gehör verlassen“, sagt Jürgen Kremendahl.
Können Halter eine Veränderung der Umgebung nicht vermeiden, etwa bei einem Umzug, empfiehlt Kremendahl, der Katze zu zeigen, wo was ist. „Dabei sollte man sie nicht einfach nur in das Katzenklo setzen“, ergänzt Rödder, „sondern ihr mit kleinen Schritten helfen, sich zurechtzufinden.“ Dazu könne man vor der Katze zum Beispiel mit einem kleinen Stock auf den Boden klopfen, damit sie einem folgt. Auf diese Art lernt die Katze auch, wie sie wieder von der Fensterbank herunterkommt. „Blinde Katzen können keine Entfernungen mehr einschätzen“, erklärt Barbara Schöning. Deshalb sollte man die Tiere auch nicht dazu animieren, von einem Hindernis zum nächsten immer höher zu klettern.
Die Türen weit geöffnet zu lassen, helfe blinden Katzen außerdem. Zudem ist es ratsam, in jedem Zimmer, in dem sich die Katze länger aufhält, einen Trinknapf aufzustellen, so Fachtierärztin Schöning. Und liegen die Tiere gerne auf der Fensterbank, könnten Besitzer dort eine rutschfeste Unterlage hinlegen.
Da blinde Katzen leicht erschrecken, sollten Besitzer Hektik und laute Geräusche vermeiden. „Es ist sinnvoll, die Katze erst anzusprechen und ihr die Hand vor die Nase zu halten, bevor man sie anfasst“, rät Birgit Rödder. Damit sich die Tiere zurückziehen können, sollte man ihnen einen ungestörten Platz einrichten und ihnen diesen zeigen.
„Katzen sind kleine Kontrollfreaks“, sagt die Tierverhaltenstherapeutin. „Sie wissen gerne, was auf sie zukommt.“ Dies ist beispielsweise im Urlaub wichtig, wenn jemand Fremdes auf die Katze aufpasst. Am besten sollte sie über die Tagesabläufe der Katze Bescheid wissen und sie berücksichtigen. Idealerweise kennt der Vierbeiner seinen Aufpasser und kann weiterhin in seiner gewohnten Umgebung bleiben. „Um auf eine blinde Katze aufzupassen, braucht es keine besonderen Fertigkeiten, aber gesunden Menschenverstand“, sagt Tierarzt Jürgen Kremendahl.