Das Beste fürs Tier: Wann Operationen sinnvoll sind

München (dpa/tmn) - Künstliche Gelenke, neue Hüften und Bestrahlung: In Sachen Krankheitsbehandlung stehen Hunde und Katzen ihren Besitzern in nichts nach. Die Operationen kosten die Besitzer aber oft vierstellige Beträge.

Und nicht immer sind sie sinnvoll.

„Alles für die Katz'“ - dieses Sprichwort kann mittlerweile wörtlich genommen sowie mit „und für den Hund“ ergänzt werden. Herrchen und Frauchen tun alles, um ihre Lieblinge gesund zu halten und bei einer Erkrankung heilen zu lassen. „Die Bereitschaft der Menschen, viel Geld für eine tierärztliche Behandlung auszugeben, ist gewachsen“, sagt Johannes Hirschberger von der Medizinischen Kleintierklinik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Er muss es wissen, denn der Professor leitet die Abteilung für Onkologie an der Kleintierklinik. Wessen krebskrankes Tier hier in Behandlung ist, der geht in der Regel mit einem vierstelligen Rechnungsbetrag nach Hause. So kostet eine Chemotherapie für einen Hund je nach Größe des Tieres zwischen 1000 und 1500 Euro. Katzen sind kleiner und daher etwas günstiger in der Behandlung. Für eine Strahlentherapie muss für beide Tierarten zwischen 1500 und 2800 Euro gezahlt werden.

Eine Chemo- und Strahlentherapie hat laut Hirschberger bei Tieren nicht so starke Nebenwirkungen wie beim Menschen. „Das liegt daran, dass die Dosis nicht so intensiv ist.“ Allerdings sind die Erfolgschancen auch nicht so hoch wie beim Menschen, etwa ein Viertel der Patienten wird geheilt.

Krebserkrankungen treten bei Katzen und Hunden immer häufiger auf. Dies liegt - ebenso wie beim Menschen - zum Teil an der höheren Lebenserwartung. „Früher galt eine Katze schon mit 15 Jahren als alt. Heute werden sie 18 bis 20 Jahre alt“, sagt Martin Schneidereit, Tierarzt und Pressesprecher des Bundesverbands für Tiergesundheit in Bonn. Die Gründe sind vielfältig. „Sie werden geimpft, die Medikamente sind besser geworden und die heutige Fertignahrung ist einfach viel ausgewogener als Küchenabfälle, mit denen die Tiere früher gefüttert wurden“, zählt Schneidereit die Hauptgründe auf.

Aber nicht nur die Medikamente sind besser geworden, sondern auch die anderen Behandlungsmöglichkeiten. „In der Tiermedizin findet sich fast alles, was es auch in der Humanmedizin gibt“, sagt die Tierärztin Astrid Behr vom Bundesverband praktizierender Tierärzte in Frankfurt am Main. Es gibt künstliche Hüften, künstliche Oberschenkel, Operationen an der Bandscheibe, am Auge, am Knie oder am Gehirn.

Bei aller High-Tech-Medizin stellt sich jedoch die Frage, bis wohin eine Behandlung von kranken Tieren gerechtfertigt ist. Bei einem kranken Menschen wird alles getan, damit er nur weiterleben kann. Bei Tieren sieht das anders aus. „Hier steht die Lebensqualität im Vordergrund“, sagt Hirschberger. Es sei daher immer das Ziel, dass es dem Tier innerhalb kurzer Zeit bessergeht.

Es komme vor, dass die Menschen nicht loslassen wollten und entgegen des Rats des Tierarztes ihren Hund oder ihre Katze nicht einschläfern ließen, erzählt Hirschberger. Gegen deren Willen darf ein Arzt das Tier nicht von seinen Leiden erlösen. „Ich darf aber die weitere Behandlung verweigern, wenn sie ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz wäre.“ Dieses schreibt vor, dass einem Tier nicht „ohne vernünftigen Grund“ Leiden zugefügt werden darf. Hirschberger hält allerdings viel davon, todkranke Tiere mit Schmerzmitteln zu versorgen und mit den Besitzern für einige Tage nach Hause zu entlassen. „Dann können sie Abschied nehmen, das ist wichtig.“