Degus brauchen Anschluss
Hamburg (dpa/tmn) - Als Haustiere sind sie mittlerweile verbreitet: quirlige kleine Degus. Sie sind zwar keine ausgesprochenen Schmusetiere, aber dennoch sehr zutraulich. Für die Haltung empfehlen Experten, die Nager niemals alleine zu halten.
Sie gelten als gesellig, neugierig und vor allen Dingen äußerst aktiv. Degus machen ihrer Zugehörigkeit zu den Nagern alle Ehre. Kaum etwas ist vor ihren kräftigen Zähnen sicher - selbst Stromkabel, Holz und Plastik gehören zur Beute der Pflanzenfresser. „Faszinierend aber ist ihr Sozialverhalten“, sagt Katja Dähler-Westerwinter, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Degu Hilfe Nord.
„Sie spielen viel, sie graben, springen und klettern und bleiben nur selten auf einem Fleck“, sagt die Vorsitzende, selbst Besitzerin mehrerer Degus. „Deshalb macht es großen Spaß, dem Treiben der Tiere zuzusehen.“ Die Geselligkeit sei auch der Grund, weshalb Degus immer in Gruppen gehalten werden müssen. Pfeifend, zischend oder quietschend kommunizieren sie mit ihren Artgenossen. „Mindestens drei Tiere sollten zusammen gehalten werden“, rät Katja Dähler-Westerwinter. „Ohne Kontakt zu anderen Degus gehen sie ein.“ Da die Tiere keinen Eigengeruch verströmen, sind sie für Menschen angenehme Mitbewohner.
Degus sind meist grau-braun und haben einen hellen Bauch, allerdings gibt es auch schon schwarze oder sandfarbene Züchtungen. Sie haben große, dunkle Augen und gelbe Schneidezähne. Die Tiere werden bis zu 20 Zentimeter lang und haben einen etwa 12 Zentimeter langen Schwanz. Die Kosten für Degus sind laut Dähler-Westerwinter unterschiedlich: „Das beginnt bei 5 Euro Schutzgebühr pro Tier und kann bis 200 Euro und mehr gehen.“ Hinzu kommen die regelmäßigen Kosten für Futter und Einstreu, die zusammen bei monatlich etwa 40 Euro liegen.
Degus stammen ursprünglich aus Chile. In ihrem natürlichen Lebensraum sind sie an eine einseitige, wenig nährstoffreiche Ernährung ohne tierisches Eiweiß angepasst. Weil Degus zu Diabetes neigen, sollten Halter nach Angaben des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) kein Obst oder Futter mit Zuckerzusatz oder Honig füttern. Nüsse seien aufgrund ihres Fettgehaltes nur als gelegentliche Leckerei erlaubt.
„Wichtigstes Grundfutter ist Heu. Es sollte immer frisch und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und wird von den Tieren gern in ihre Bauten und Nester getragen“, sagt ZZF-Sprecherin Antje Schreiber. Spezielles Degufutter enthält Kräuter, Blüten, Gräser und Gemüse. „Als gelegentliches Frischfutter bieten sich Karotten, Gurke, Chicorée, Paprika, Löwenzahn und Nagergras an. Trockengemüse und Äste werden zum Knabbern gern angenommen.“
Nicht ganz billig ist die Anschaffung des Käfigs - der Preis für den günstigsten liegt laut Katja Dähler-Westerwinter bei rund 150 Euro. „Vor allem ist auf ausreichende Größe zu achten“, sagt sie. „Die Tiere laufen insgesamt bis zu acht Kilometer an einem Tag.“ Wichtig sei auch, dass die Tiere nicht ausbrechen können.
„Am besten hält man Degus in einem großen Glasterrarium mit sicherem und gutem Lüftungsgitter“, empfiehlt der ZZF. Als Einstreu ist staubfreies Nagerstreu, etwa aus Holz oder Hanf, empfehlenswert. Feuchtigkeit und schlechte Luftzirkulation führten zu Erkrankungen der Atemwege. Zudem seien für die leidenschaftlichen Kletterer sichere Äste aus Haselnuss, Buche und Birke sowie ein geeignetes Laufrad ratsam. Außerdem ist Badesand in einem festen Ton- oder Keramikbehälter Pflicht. Degus seien sehr reinliche Tiere, sagt die ZZF-Sprecherin Schreiber. Darüber hinaus brauchten sie eine große Schlafmöglichkeit oder ein Nest, in das sie sich bei Stress zurückziehen könnten.
Wer sich Degus anschaffen möchte, sollte sich vorher genau informieren. Ganz gleich, ob die Nager im Fachhandel, von privat oder aus dem Tierheim gekauft werden: Käufer sollten darauf achten, ob die Tiere Auffälligkeiten zeigen.
Bei guter Pflege gelten Degus als sehr robust. Krankheitssymptome zeigen sie meist sehr spät. „Deshalb ist es wichtig, bei Verdacht auf eine Erkrankung frühzeitig zum Tierarzt zu gehen“, sagt Prof. Michael Fehr, Direktor der Klinik für Heimtiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Symptome könnten beispielsweise Fellveränderungen, struppiges Fell, Haarausfall oder verstärkte Speichelbildung sein. Probleme gebe es häufig auch mit den Zähnen.