Diven mit 120 Dezibel: Aras brauchen volle Aufmerksamkeit

München (dpa/tmn) - Sie reden viel und vor allem ohrenbetäubend laut: Aras zählen nicht zu den Tieren, die leicht übersehen werden. Wer sie halten möchte, muss den Vögeln daher viel Aufmerksamkeit schenken.

Sie sind bunt, schrill und stets um Aufmerksamkeit bemüht: Aras sind die Diven unter den Vögeln. Mit ihrem leuchtenden Gefieder, einer Größe von bis zu einem Meter und einem Wortschatz, der mehr als 100 Begriffe umfassen kann, gelten sie als die Könige der Papageien. Was Halter wissen müssen: Die auffälligen Tiere sind sehr sensibel und bedeuten oft eine lebenslange Verantwortung.

Wer sich an Aras wagt, braucht daher viel Erfahrung. „Es sind sehr anspruchsvolle und pflegeintensive Tiere“, sagt Rüdiger Korbel, Leiter der Klinik für Vögel und Reptilien der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Vögel brauchen viel Aufmerksamkeit und gut isolierte Wände. Bis zu 120 Dezibel erreicht ihr Schrei — in etwa die Lautstärke eines Presslufthammers.

Vor allem aber brauchen sie soziale Kontakte. „In freier Wildbahn haben Aras ein sehr ausgeprägtes, komplexes Sozialgefüge“, sagt Korbel. Gemäß dem Deutschen Tierschutzgesetz dürfen sie daher nicht allein, sondern müssen immer paarweise gehalten werden.

Das Sprechen der Tiere ist ihre Form, zu kommunizieren. „Die Tiere lernen, die Worte je nach Situation zu benutzen“, sagt Heike Mundt von der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht. Sie wüssten, dass man „Hallo“ sage, wenn jemand reinkommt. „Oder sie wissen, dass der Besitzer kommt, wenn das Telefon klingelt. Also klingeln sie eben auch.“

Problematisch wird es, wenn ein Vogel zu früh abgegeben wird. Mindestens zehn Monate lang sollte er gemeinsam mit seinen Artgenossen aufwachsen. Viele Züchter vermitteln Jungvögel aber schon früher, im schlimmsten Fall in Einzelhaltung. Die Fehlprägung auf den Menschen nimmt so teilweise extreme Züge an.

Neben falscher Sozialisierung und Einzelhaltung ist Platzmangel eines der häufigsten Probleme. Immer wieder werden Aras nur in Käfigen oder in viel zu kleinen Volieren gehalten. Tierschützer fordern um die 40 Quadratmeter. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt die Haltung von Papageien im Haushalt grundsätzlich ab. „Eine artgerechte Haltung ist nur in großräumigen Volieren oder Freiflughallen möglich“, sagt Sprecher Marius Tünte. Wenn, dann sei bei privater Haltung auf eine möglichst naturnahe Umgebung zu achten: Sozialkontakte, Freiflug, Tageslicht, Bademöglichkeiten.

Wichtig ist ein Außenbereich, oder, im Fall einer Außenvoliere, ein Schutzraum: So können sich die Tiere zurückziehen, haben aber Zugang zu natürlichen Reizen — zu Gerüchen, Geräuschen, Regen. Aras stammen aus Süd- und Mittelamerika und sind eine Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 Prozent gewohnt. Zu trockene Luft kann lebensgefährlich sein und führt unter anderem zu schweren Schimmelpilzerkrankungen der Atemwege.

Mit 2500 Euro aufwärts müssen Besitzer für einen Vogel rechnen, der zuvor untersucht wurde und alt genug ist. Weil Aras kaum Krankheitssymptome zeigen, ist auch während der Haltung Aufmerksamkeit gefragt. Reagiert der Vogel nicht mehr auf Umweltreize, ist er aufgeplustert oder sein Kot verändert, muss er sofort zum Tierarzt.