Eine Kita für den Vierbeiner

Leipzig (dpa) - Einen Hund haben wollen viele Menschen. Aber wohin mit dem Tier, wenn man berufstätig ist? In Leipzig hat sich eine Kauffrau auf ihre Tierliebe besonnen und einen Hundekindergarten aufgemacht.

Petra Rudolph ist die Tierliebe schon an der Schulter anzusehen. Auf dem linken Oberarm der 52-Jährigen prangt eine große Tätowierung. „Windhund“, tippt der Unkundige nach einem ersten Blick, denn Rudolph betreibt einen Hundekindergarten in Leipzig. Aber Windhund ist falsch. Devon Rex schmückt die Schulter der resoluten Frau, eine Katzenart. „Die züchte ich mit meinem Mann in meiner Freizeit.“ Allzu viel davon hat Rudolph nicht, denn an fünf Tagen in der Woche hält sie zwölf Stunden lang ihre Hunde-Kita geöffnet. Seit zweieinhalb Jahren ist das für Rudolph Beruf und Berufung zugleich.

Wann sie auf den Hund gekommen ist, kann die 52-Jährige gar nicht genau sagen. „Seit ich denken kann, hatte ich Hunde, große Hunde“, erzählt sie. Aber weil sie auch noch vier Kinder hat, arbeitete sie lange in einem Brot-und-Butter-Beruf. „Ich bin Kauffrau und habe einen Großhandel für Farben, Lacke und Tapeten geleitet.“ Aber: „Irgendwann war ich ausgepowert, hatte keine Lust mehr. Immer Umsatzdruck, immer Schicki-Micki, immer Chef sein.“ Irgendwann waren auch die Kinder groß. Und so sitzt Petra Rudolph nun in knielanger Cargohose und Gummilatschen in ihrer Hundekita und krault den Mops Balduin.

35 Schützlinge werden pro Tag in den Hundekindergarten gebracht. Mehr ginge nicht, sagt Rudolph, „ausgebucht sozusagen“. Für die tierischen Schützlinge hat sie eine 500 Quadratmeter große Baracke am Rande des Leipziger Auwaldes gekauft und ausgebaut. 2000 Quadratmeter Freifläche gehören auch noch dazu. Vieles ist mit Holz verkleidet, die Zimmer für die Hunde sehen mit Couch und Anbauwand aus wie Wohnstuben. Balduin, Sunny, Pearl & Co sollten sich schließlich wohlfühlen „und hier ihren Spaß haben“.

Dass man Rudolph nicht nur tierlieb, sondern gleich hundeverrückt nennen könnte, dieser Gedanke kommt einem schon bei den ersten Schritten durch die Hunde-Kita. Der 40 Meter lange Gang der Baracke ist links und rechts über und über mit Hundebildern aus Zeitschriften beklebt. Es muss ewig gedauert haben, sie auszuschneiden. „Und das Kleben erst“, meint Rudolph mit einem rauhen Lachen.

Hundekindergärtnerin ist ein Beruf, den man nicht lernen kann. Aber ein paar Voraussetzungen muss man schon mitbringen, erläutert Rudolph. „Man muss einen Beruf mit Tieren gelernt haben. Bei mir war's die Hunde-Physiotherapie. Oder man muss einen Lehrgang nach Paragraf 11 Tierschutzgesetz machen.“ Außerdem benötige man eine Genehmigung des Ordnungsamtes. „Und eine Genehmigung vom Amtstierarzt. Der war hier, und hat sich alles genau angesehen.“

Die Hunde-Kita ist sorgfältig eingerichtet. Sogar der Sonnenschirmständer hat einen Plastik-Zylinder übergestülpt bekommen, damit sich kein Vierbeiner verletzt. Wenn Petra Rudolph von ihren Tieren erzählt, kommt sie schnell ins Schwärmen: „Hunde beschummeln und bescheißen einen nicht, sie sind einfach ehrlich. Und auch wenn es belächelt wird: Für viele sind sie einfach ein Kinder-Ersatz.“ In der Kita tummeln sich Hunde aller möglichen Rassen. Aber bei aller Liebe - eine klare Regel gibt Rudolph vor: „Wer beißt, geht nach Hause.“