Krokodilzucht statt Hobby-Werkstatt im Keller
Ramsloh (dpa) - Viele Menschen haben in ihrem Keller eine Hobby-Werkstatt. In Florian Häselbarths Keller leben Krokodile: Zwei ausgewachsene Neuguinea-Krokodile und sieben junge Stumpf-, Siam- und Australien-Krokodile.
Auch Giftschlangen haben dort ihr Zuhause.
„Danger - Crocodiles“ steht auf dem gelben Warnschild am Türgitter von Florian Häselbarths Keller. Dass der Hinweis ernst gemeint ist, erkennt der Besucher schnell. Hinter dem Eingang liegen zwei Neuguinea-Krokodile in ihrem Terrarium. Der 2,30 Meter lange Joachim sieht aus wie ausgestopft - hätte er nicht gerade geblinzelt. Als Florian Häselbarth die Klappe hochzieht, die Joachims Gehege von Petras trennt, kommt richtig Bewegung in das Männchen. Joachim lässt sich ins Wasser fallen und schwimmt zu Petra rüber. Die ist darüber nicht erfreut und wendet sich ab. „Sie will nicht“, sagt ihr Besitzer.
Andere Male ließ Petra Joachim schon an sich heran: 2010 legte sie Eier, aus denen vier Babys schlüpften. Die Jungtiere leben inzwischen in einem Zoo in Großbritannien. Die 18-jährigen Joachim und Petra sind nicht die einzigen Exoten, die Florian Häselbarth im Keller eines Einfamilienhauses in Ramsloh im Kreis Cloppenburg hält. In weiteren Terrarien leben noch sieben Stumpf-, Siam- und Australien-Krokodile sowie zwei Pythons und eine Klapperschlange.
Die meisten gehören dem 33-Jährigen jedoch nicht. Für den Aquazoo Düsseldorf und den Krokodil-Zoo im dänischen Eskilstrup zieht er Jungtiere groß. Die beiden Australienkrokodile vom Aquazoo fühlen sich nach Angaben der kommissarischen Direktorin Sandra Hongis bei Florian Häselbarth wohl: „Er arbeitet sehr professionell.“ In Düsseldorf konnten die Tiere nicht bleiben, weil sie sich in der Gruppe nicht vertrugen.
Häselbarth engagiert sich seit Jahren nicht nur in der Krokodilhaltung und -züchtung, sondern auch für den Schutz der Tiere in freier Wildbahn. Für Reptilien hat er sich bereits als Kind interessiert. „Mich fasziniert, dass Krokodile schon seit 230 Millionen Jahren unverändert auf der Erde leben“, sagt der Biologielehrer. Als er volljährig wurde, legte er sich einen Kaiman zu. „Vorher durfte ich nicht.“
Für die Haltung braucht man in vielen Bundesländern eine Sondergenehmigung. Die zu bekommen ist aufwendig: Häselbarth wurde auf seine Sachkenntnis und seine psychologische Eignung geprüft, er musste die artgerechte Haltung nachweisen und Sicherheitsstandards erfüllen. Regelmäßig wird sein Keller vom Veterinär- und Ordnungsamt kontrolliert.
Schnell blieb es nicht bei einem Kaiman, es kamen weitere Exoten hinzu. Seit 2005 leben Joachim und Petra bei ihm, auf die Häselbarth besonders stolz ist. „Zuchtfähige Paare von Neuguinea-Krokodilen gibt es nur zweimal in Europa: in Dänemark und bei mir“, erzählt er. Weil er die Pflege seiner Terrarien längst nicht mehr alleine schafft, gründete er eine Interessensgemeinschaft. Ein Mitglied hilft ihm fast täglich bei der Arbeit.
An seiner Schule, dem Schulzentrum Saterland, hat Häselbarth zudem ein Schulvivarium aufgebaut. In Terrarien leben Echsen, Schlangen, Insekten und Schnecken. „Die Schüler übernehmen Verantwortung, bekommen Achtung vor Lebewesen und lernen Teamfähigkeit“, so der Pädagoge. Manchmal bringt er auch ein kleines Krokodil mit in die Schule.
Wie viele seriöse private Krokodilhalter es in Deutschland gibt, ist nach Angaben der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz nicht bekannt. Bei der Haltung gebe es viele Bereiche, in denen Fehler gemacht werden könnten. Das Hauptproblem sei die Fütterung, da selten frische, vollständige Futtertiere mit Fell oder Federn verfüttert würden, sagt Sprecherin Sonja Krämer.
Außerdem entstehen hohe Energiekosten, da es die Tiere gern warm haben. Dass Krokodilhalter überfordert sein können, hat der Deutsche Tierschutzbund bereits erlebt. „Die Reptilienauffangstation München musste allein 35 verschiedene Krokodile in den letzen fünf Jahren aufnehmen“, sagt Sprecher Marius Tünte. Auch erreichten die Tiere ein hohes Alter.
Florian Häselbarth weiß genau, was ihn erwartet. „Joachim und Petra können 80 Jahre alt werden“, sagt er. Im Moment aber sind sie noch im besten Zuchtalter. „Ich hoffe, dass es dieses Jahr wieder mit Nachwuchs klappt.“ Behalten aber wird er sie nicht können. Anfragen aus Zoos in den USA hat er bereits.