Tagesbetreuung für Hunde - Hutas sind im Kommen
Erfurt (dpa) - Die Abkürzung Huta erinnert nicht von ungefähr an das Kürzel Kita für Kindertagesstätten. Nur geht es hier um Hunde, die täglich betreut und beschäftigt werden.
„Balu“ und „Leila“ allein zu Haus - das war einmal. Wer seinem Hundeliebling Kontakte zu Artgenossen verschaffen oder ihn nicht sich selbst überlassen will, kann ihn heutzutage in eine Hundetagesstätte bringen, kurz Huta genannt. In Thüringen öffnen nahezu täglich Hutas und Hundepensionen, in denen die Vierbeiner tagsüber bis zu elf Stunden betreut werden und manchmal auch länger. „Bedarf gibt es in jeder Stadt“, ist sich Franziska Vollrath, Besitzerin der Huta „Frei Schnauze“ in Erfurt, sicher. Zwischen 40 bis 50 Euro koste das pro Woche.
Vor allem Berufstätige nutzen bundesweit immer häufiger dieses Angebot. Kita und Huta seien schon vergleichbar, sind sich Hundebetreuer einig. „Wie Kinder brauchen sie Beschäftigung und Streicheleinheiten“, sagt Frank Heubes, der seit elf Jahren im Mühlhäuser Gewerbegebiet „An der Trift“ sein „Dogs Country“ gemeinsam mit Sabine Körber betreibt. Mit Urlaubsbetreuung habe es begonnen, die Tagesbetreuung sei später hinzugekommen. Wichtig sei, dass die Huta-Besitzer an einer Hundeschule teilnehmen und den Umgang mit ihren Vierbeinern trainieren.
„Den Tagesablauf kann man durchaus mit dem in Kindertagesstätten vergleichen“, meint auch die Erfurterin Vollrath. Allerdings gibt es in ihrer Huta keine speziellen Beschäftigungsprogramme für ihre Schützlinge. Die Vierbeiner haben aber eine Spielwiese mit Geräten, Spielzeug und einem Pool. Seit 2011 hat Vollrath ihren „Abenteuerspielplatz“ im Gewerbegebiet Nord geöffnet. „Wegen der Lärmbelästigung durch die Bellerei sind 400 Meter Abstand zu einem Wohngebiet vorgeschrieben.“ Veterinär- und Umweltamt kontrollierten das.
Eine der dienstältesten Hutas im Freistaat hat 2006 Michael Ludwig in Ilmenau eröffnet. „Mittlerweile haben wir zahlreiche Stammkunden. “Yorkshire, Leonberger, Labrador Red Reaver aus dem Ilmkreis, aus Erfurt, Arnstadt und Weimar tummeln sich auf der Wiese des „Hundegartens“.
Die meisten Hundetagesstätten halten die Tiere im Rudel. In einem „Vorstellungsgespräch“ wird getestet, ob „Charly“, „Lotte“ oder „Artur“ zum Rudel passen. Franziska Vollraths Schützlinge kommen aus Erfurt, aber auch aus Straußfurt, Gotha und Sömmerda. „Neulinge integrieren sich ganz schnell“, meint auch Ludwig. Er muss sich dann Namen wie Lennox, Leno, Limbo, Bello oder Newe merken. Alle Tiere müssen kastriert sein und dürfen keinen Hütetrieb haben. Am besten sei es, wenn sie schon als Welpen zu den anderen Tieren stoßen.
„Wenn Hunde artgerecht untergebracht sind und mit Sachkunde betreut werden, ist das eine feine Sache“, sagt Gerd Fischer vom Thüringer Tierschutzverein zur Idee der Hutas . Wichtig sei die Betriebserlaubnis vom Veterinäramt. Anstatt Hunde tagsüber sich selbst zu überlassen, sei es viel besser, sie auf diese Weise mit Artgenossen in Kontakt zu bringen.
„Nicht jeder wird sich diesen Luxus leisten können“, sagt Fischer. Der Tierschützer findet es deshalb gut, dass immer mehr Firmen erlauben, ihre Tiere mit an den Arbeitsplatz zu bringen. „Der Chef muss guten Willens, und die Herrchen müssen bereit sein, die Mittagspause nicht in der Kantine, sondern in der Natur mit Gassi-Gehen zu verbringen.“
Ihr Hobby zum Beruf gemacht hat auch Doreen Maschke aus Kaisershagen bei Mühlhausen. Ihr Angebot gibt es erst seit Oktober 2013. Sie will ihre Huta vergrößern und an den Stadtrand von Mühlhausen ziehen. „Ich komme damit vielen Kunden ein Stück näher.“ Derzeit kümmert sie sich noch in ihrem Privathaus um Riesenschnauzer, Bolonkas, Westies und Chiwawas. Immer mit dabei ist Maschkes Dogge Lilli. Sie entscheidet als „Assistentin“ mit, wer neu zum Rudel hinzustoßen darf.
Acht bis zehn Kilometer legen die Hunde täglich bei einem ausgiebigen Spaziergang zurück. „In der Truppe ist es auch für Hunde geselliger“, sagt Maschke. Zweimal im Monat lädt sie samstags zudem Frauchen, Herrchen und Hund zu „Fellnasenwanderungen“ ein.