Mit Vogelspinnen ist nicht gut schmusen

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Sie haben acht Beine, sind pelzig und gern gesehener Statist in Horrorfilmen: Vogelspinnen. Auch als Haustiere sind sie beliebt. Zu ihnen sollten auch erfahrene Spinnenhalter Abstand halten.

Denn sie greifen mit Bissen an und schießen Härchen ab.

In Filmen werden sie gerne als gruselige und gefährliche Tiere in den Tropen gezeigt - und doch werden Vogelspinnen in der Realität immer wieder als Haustiere gehalten. Tatsächlich sind die haarigen Achtbeiner meist nicht so bedrohlich wie von Hollywood dargestellt. Trotzdem sind sie keine süßen Tiere zum Kuscheln.

Wie gut sich Vogelspinnen als Haustiere eignen, bewerten Fachleute unterschiedlich. „Vogelspinnen sind im Prinzip ganz gut zu halten, da sie zum Beispiel keinen großen Aktionsradius haben“, sagt Prof. Manfred Niekisch, Direktor des Zoos in Frankfurt. Am besten würden die Tiere alleine - nicht in Gruppen - gehalten.

Sandra Giltner, Fachreferentin vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn, findet dagegen, Vogelspinnen seien nicht als Haustiere geeignet. „Sie sind zwar oft begehrt, da sie angeblich sehr anspruchslos und einfach zu halten sind.“ Das stimme jedoch nicht. „Einige Arten sind zwar wirklich anspruchsloser als andere, aber das heißt noch lange nicht, dass man sie in einer kleinen Box halten kann.“

Für die tierschutzgerechte Heimtierhaltung sind daher die arttypischen Bedürfnisse hinsichtlich Klima, Lebensraumgestaltung und Ernährung zu beachten, betont Jörg Turk, stellvertretender Geschäftsführer des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) in Wiesbaden. Dabei sollte man sich an den Gegebenheiten im natürlichen Lebensraum orientieren.

„Die Größe des Terrariums wird zum einen von der erreichbaren Größe der jeweiligen Art bestimmt, zum anderen von deren Bewegungsbedürfnis“, erklärt Turk. Für die Gestaltung des Terrariums gelte Ähnliches, wobei jedoch nur solche Aspekte zu berücksichtigen seien, die für die jeweilige Art tatsächlich eine Bedeutung haben. „Für eine im tropischen Regenwald beheimatete Spinne, die am Boden lebt, sind beispielsweise sehr große Bäume bedeutungslos. Dagegen sind Versteckmöglichkeiten ein unverzichtbares Element.“

Hinzu kommt, dass alle Vogelspinnen einen giftigen Speichel haben, wie Giltner sagt. Giftig heiße jedoch nicht unbedingt tödlich. „Vogelspinnen sind ähnlich giftig wie Bienen oder Wespen, und ihr Biss ist sehr schmerzhaft“, sagt sie. Nur wer allergisch auf das Gift reagiert, für den könne ein Biss tödlich sein.

Außer mit Bissen wehren sich Vogelspinnen mit kleinen Härchen. „Sie können diese Härchen vom Hinterteil abschießen“, sagt Zoodirektor Niekisch. Darin sind Reizstoffe enthalten, die unter anderem brennen könnten.

Halter müssen sich laut Giltner darüber im Klaren sein, dass Vogelspinnen Wildtiere sind. „Sie haben kein Erinnerungsvermögen wie zum Beispiel Hunde.“ Das bedeute, dass sie ihren Besitzer meist auch nach Jahren nicht erkennen. „Man kann nicht erwarten, dass sie verstehen: 'Der will nur mein Terrarium saubermachen' - stattdessen greifen die Tiere an.“

Vogelspinnen sind alle dämmerungs- bis nachtaktiv. „Und wenn man sie tagsüber doch weckt, bedeutet das Stress für die Tiere“, sagt Giltner. Hinzu komme, dass Vogelspinnen stets Zugang zu einem Wassernapf bräuchten.

Ein weiterer Haken ist die richtige Ernährung. „Das ist eines der größten Probleme bei der Haltung“, sagt Zoodirektor Niekisch. „Sie fressen alles, was kleiner ist als sie.“ Das könnten kleine Amphibien, kleine, aus dem Nest gefallene Vögel, Mäuse und Grillen sein. Wie Turk vom ZZF erklärt, stehen die Tierarten, die Vogelspinnen in ihrem natürlichen Lebensraum erbeuten, hierzulande in der Regel nicht zur Verfügung.